Stärkung der Lehre auf breiter Basis
Exzellentes Fachwissen und überfachliche Fähigkeiten können einem angehenden Ingenieur nicht in überfüllten Vorlesungen oder veralteten Laboren vermittelt werden. Vor allem müsse die Lehre auf breiter Basis gestärkt werden, denn von dem forschungslastigen Wettbewerb um die Eliteuniversitäten profitiere die Lehre allenfalls mittelbar.
»Zwar sind in den letzten Jahren deutliche Fortschritte in der Forschung erzielt worden, aber in der Lehre ist noch einiges zu tun«, sagt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Ressel, Rektor der Universität Stuttgart. Ihm liegt besonders die Promotion am Herzen, die seit der flächendeckenden Einführung der Bachelor-Master-Studiengänge deutlich zurückgegangen sei.
Die Professoren der T9, einem Zusammenschluss der neun größten Technischen Universitäten, warnen ihre Studenten denn auch, sich mit dem Abschluss eines Bachelors zu begnügen. Ressel: »Wir sehen den Bachelor lediglich als Drehscheibe, damit der Student auch an einer anderen Universität seinen Master machen kann, keinesfalls als berufsbefähigenden Abschluss!« Prof. Dr. Ursula van Rienen von der Universität Rostock hält es für wichtig, dass die Differenzierung Fachhochschulen-Universitäten beibehalten werden, gleichzeitig fordert sie, dass die Öffentlichkeit besser über die Unterschiede informiert werden sollte.
Ein weiterer Punkt, der sich auf die Qualität der Ingenieurausbildung auswirkt, sind die knappen Mittel. Eigentlich sollten die Studiengebühren, die bei einer Reihe von Universitäten bereits anfallen, das Studium verbessern. Sie werden häufig jedoch benötigt, um die Defizite auszugleichen, teilweise gibt es auch einen NC aus Kapazitätsgründen. Hinzu kommt, dass gerade bei Bachelor-Studiengängen ein erhöhter Betreuungsaufwand erforderlich wäre, um die Erwartungen – jüngere Absolventen und niedrigere Abbrecherquoten – zu erfüllen. »Das geht nicht ohne mehr Betreuung, und diese kostet Geld«, so Rienen. Prof. Dr.-Ing. Manfred Nagl, RWTH Aachen, sieht eine große Gefahr, dass der Bachelor-Abschluss zum Regelabschluss wird, hier sei »die Weisheit der Industrie« gefordert.