Gehaltsprognose Elektronikindustrie: Im Schnitt 2,8 Prozent mehr

"Am besten dürfte die Medizinelektronik zahlen: 4,5 Prozent plus"

9. Dezember 2011, 11:18 Uhr | Corinne Schindlbeck

Die Unternehmensberatung Interconsult gibt jährlich einen Gehaltsreport speziell für die Elektronikindustrie heraus. Exklusiv für karriere-ing.de blickt Geschäftsführer D. A. Graf v. Reischach jetzt schon auf das kommende Jahr.

Gehaltsprognose für 2012

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Gehaltsentwicklungen gehen immer eins zu eins mit der Geschäftsentwicklung und mit Ingenieur-Angebot und -Nachfrage einher. So ist es nicht verwunderlich, dass das Schlusslicht in Sachen Gehälter im nächsten Jahr mit "nur" 1,9 Prozent Steigerung die Solartechnologie sein dürfte. Dass das einstige Wunderkind mittlerweile in Deutschland stark unter Druck steht, hat nicht zuletzt das kürzlich bekannt gegebene ‚Aus’ für die deutsche Fertigung von Schott Solar gezeigt. Viel besser dagegen läuft es in der übrigen Branche, vor allem in der Medizinelektronik, in der Sparte ASICS und in der Automatisierung.

Satte 4,5 Prozent plus im Geldbeutel für außertariflich bezahlte Ingenieure und Fachkräfte dürfte die gute Konjunktur in der innovativen Hightech-Medizin und insbesondere in der Medizinelektronik bescheren – denn nahezu in allen modernen Diagnose- und Bildgebungs-Geräten steckt ausgefeilte Elektronik. Pflege und Gesundheit wird immer teurer, da gewinnen Themen wie E-Health oder Telemedizin an Bedeutung.  Der Trend geht hin zu portablen, netzwerkfähigen und intelligenten Produkten, die zunehmend kleiner werden sollen. Die älter werdende Gesellschaft setzt dabei einen Megatrend, der die Branche ein Stück weit unabhängiger macht von der aktuellen Schuldenkrise oder daraus möglicherweise resultierenden Konjunktureinbrüchen.

Ähnlich gut läuft es in der Automatisierungsbranche. Der Umsatz deutscher Unternehmen mit elektrischer Automatisierungstechnik ist in den ersten acht Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 19 Prozent auf über 31 Mrd. Euro gestiegen. Der Auftragseingang wuchs um fast 18 Prozent, was Roland Bent, Vorstandsmitglied des ZVEI-Fachverbandes Automation, auf der zu kürzlich zu Ende gegangenen SPS/IPC/Drives sichtlich zufrieden verkündete. Und ein Ende des Wachstumspfades sei nicht in Sicht: allenfalls „gleichbleibend bis leicht ruhiger“ sei die Tendenz. Bent und seine Kollegen vom Fachverband sind optimistisch, man bleibe mit einem Wachstum im „mittleren einstelligen Bereich“ über dem hohen Niveau von 2010. Das Wachstum verlangt nach hochqualifizierten Mitarbeitern – und da herrsche ein „Bewerbermarkt“, analysiert Interconsult-Chef Graf Reischach. Wer Kandidaten für sich gewinnen wolle, müssen tiefer in den Geldbeutel greifen. Insgesamt soll das für die außertariflich bezahlten Mitarbeiter in der Automatisierungsbranche im nächsten Jahr ein Plus von 3,4 Prozent bedeuten.

Noch ein bisschen mehr, nämlich 3,8 Prozent mehr Gehalt, dürfte es in der außertariflich zahlenden ASIC-Branche sein. Bei den Aktiven Bauelementen sollte ein Gehaltssprung um 3,3 Prozent möglich sein, bei den Passive Bauelementen veranschlagt Interconsult  3,1 Prozent und für Mikroprozessorsysteme 2,8 Prozent mehr.  Auch die Elektromechanik konnte von der guten Konjunktur profitieren – einen satten Gehaltssprung auf 3,1 Prozent (zum Vergleich: 1,5 Prozent waren es in diesem Jahr) dürfte die Branche verbuchen.

In der Distribution konnte man 2011 als Rekordjahr feiern. Und auch wenn die hohen Umsätze im nächsten Jahr wohl nicht zu halten sein werden: ein Plus von 2,4 Prozent im Geldbeutel für Nicht-ERA-Verdiener veranschlagt Graf Reischach dennoch. Auch der Bereich Netzwerktechnologie geht nicht leer aus: waren es in diesem Jahr vergleichsweise magere 0,5 Prozent, zahlt die Branche nächstes Jahr 2 Prozent mehr. Computersoft- und Hardware liegen mit 2,5 bzw. 2,0 Prozent im Mittelfeld. Beide Bereiche verbesserten sich aber deutlich, denn 2011 waren es nur 0,9 bzw. 0,4 Prozent plus.

Die Eda-Branche zeigt sich gewohnt solide auf hohem Niveau: das Gehalt für ATler dürfte von 2,9 auf 3,0 Prozent steigen. Die Messtechnik bezahlt voraussichtlich 2,8 Prozent mehr, Halbleitereqipment 3,0 Prozent.