Spezialisierung ist der Schlüssel

So wird KI zum Karriere-Turbo

4. Juni 2024, 9:16 Uhr | Thorsten Mücke
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Die IT-Branche galt bisher stets als sichere Bank mit ausgezeichneten Berufs- und Verdienstmöglichkeiten. Angesichts des rasanten technologischen Fortschritts, allen voran durch Künstliche Intelligenz, stellt sich die Frage: Ist eine Karriere in der IT noch eine gute Wahl?

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Mücke
Thorsten Mücke ist Produkt- und Portfoliomanager bei „skill it – smart tech qualification", dem Weiterbildungsangebot für IT-Professionals der Haufe Akademie.
© Alexandra Bachran

Die Antwort darauf ist ein klares Ja. IT-Fachkräfte sind schon heute begehrter denn je. In einem Umfeld, das durch schnelle technologische Fortschritte und sich wandelnde Marktbedingungen geprägt ist, reicht es jedoch künftig nicht mehr aus, ein Generalist zu sein. Gefragt sind Spezialisten.

KI stellt aktuell eine der bedeutendsten Entwicklungen dar und treibt nicht nur den Fortschritt voran, sondern transformiert auch die Arbeitswelt selbst grundlegend, indem sie jeden Tag weitere Routinetätigkeiten automatisiert. Während über alle Branchen hinweg entsprechend Angst vor Jobverlusten durch Automatisierung aufkommt, zeigt eine tiefere Analyse ein anderes Bild: KI ist kein Jobkiller, sondern ein Karriereturbo, der bestehende Berufe revolutioniert und ganz neue Berufsfelder und Arbeitsplätze schafft. 

Diese Digitalisierung und die Integration von KI in alle denkbaren Geschäftsprozesse steigern auch die Nachfrage nach spezialisierten IT-Fachkräften. Entsprechend verändert sich dieses Berufsbild nachhaltig und erweitert das Aufgabenspektrum von IT-Professionals: Neben gutem technischen Grundwissen ist eine darauf aufbauende Spezialisierung sowie verstärkt Fähigkeiten in der Problemlösung, im Design denkender Systeme und in der interdisziplinären Zusammenarbeit gefragt.

Eine kürzlich veröffentlichte Langzeitstudie des Bitkom zeigt, dass in Deutschland bis zum Jahr 2040 voraussichtlich 663.000 IT-Fachleute fehlen werden – vor allem in neuen Domänen wie Cloud Computing, Datentechnologien und Künstlicher Intelligenz. Das unterstreicht die Notwendigkeit für IT-Professionals, sich weiterzuentwickeln und neue Kompetenzen zu erwerben, um diese Lücke zu schließen.

Einfluss der KI auf IT-Berufe 

Einerseits ersetzt KI Jobs, die routinemäßige Aufgaben beinhalten, andererseits schafft sie neue und erweitert bestehende Arbeitsplätze.

Im Bereich der Softwareentwicklung ermöglicht KI beispielsweise die Automatisierung bestimmter Programmieraufgaben, fordert jedoch auch neue Fähigkeiten wie die zur Operationalisierung neuer Machine-Learning- oder Data-Pipelines. Neue Berufsbezeichnungen wie MLOps-Engineer:in oder Data Product Owner:in spiegeln diese Verschiebung und die wachsende Bedeutung von Managementfähigkeiten in technischen Rollen wider. 

Die Implementierung von KI in Unternehmen schafft so eine Vielzahl neuer Berufsfelder und erfordert spezialisierte IT-Fachkräfte, deren Fähigkeiten über die traditionellen IT-Rollen hinausgehen. Hier sind einige der Schlüsselrollen, die in der modernen IT-Landschaft immer wichtiger werden:

  • Machine Learning Engineers und KI-Entwickler:innen sind entscheidend für das Design, die Implementierung und das Training von ML-Modellen, die zur Automatisierung und Entscheidungsfindung in Unternehmen beitragen.
  • Data Scrum Master:innen und Data Product Owner:innen steuern agile Datenprojekte und sorgen dafür, dass die Teams effizient und zielgerichtet arbeiten, um die Projektziele zu erreichen.
  • Data Scientists und KI-Produktmanager:innen übernehmen die Analyse von Daten und steuern die Entwicklung und Implementierung von KI-basierten Produkten und Dienstleistungen.
  • MLOps Engineer:innen sind für die Implementierung und das Lifecycle-Management von ML-Modellen zuständig, während KI-Sicherheitsmanager:innen die Sicherheit dieser Systeme gewährleisten.
  • KI-Controller:innen und KI-Ethikbeauftragte sorgen dafür, dass der Einsatz von KI innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen bleibt und ethische Standards eingehalten werden.

Karrierepfade und Weiterbildung in der IT

Die Einstiegs- und Karrierewege in die IT sind vielfältiger denn je und vielseitiger als bei anderen Berufen: Während einige Fachkräfte direkt nach einem IT-Studium in die Branche einsteigen, gibt es Quereinsteiger:innen und Autodidakten, die durch Bootcamps oder Online-Kurse das notwendige Wissen erlangen. Wieder andere wählen den Weg der Ausbildung zum:zur Fachinformatiker:in mit anschließender Spezialisierung. 

Die weiter oben beispielhaft skizzierten Schlüsselrollen zeigen bereits, wie tiefgreifend KI die IT-Landschaft verändert und im Lauf der Karriere immer neue Kompetenzen verlangt, die über traditionelles technisches Wissen hinausgehen. IT-Fachkräfte sollten sich mit den neuesten Cloud-Technologien auf AWS und Microsoft Azure auseinandersetzen, die häufig die Infrastruktur für Data- und KI-Plattformen bieten.

Aber auch praktische Erfahrung in der Anwendung von KI-Tools ist notwendig, um die Produktivität und die Qualität bei der Arbeit zu steigern – das gilt gleichermaßen für die Softwareentwicklung wie für IT-Management, Administration und IT-Security. Nur IT-Fachkräfte, die sich laufend weiterbilden und spezialisieren, sichern sich relevante Kompetenzen und positionieren sich so an der Spitze der technologischen Entwicklung. 

Die Auswahl an Formaten, Angeboten und Themen zur Weiterbildung ist groß und unübersichtlich – besonders im IT-Bereich. Empfehlenswert ist es, auf Weiterbildungen zu setzen, die fokussiert spezifische Themen behandeln, die hohe Praxisanteile bieten und an deren Ende eine Zertifizierung als Nachweis für das neu erworbene Wissen steht.

Zum Start in ein Thema empfehlen sich häufig Live-Schulungen – ob in Präsenz oder online durchgeführt –, denn hier ist die enge Begleitung durch Expert:innen gegeben, Lernabrissen und Ablenkung wird vorgebeugt, und man nimmt am Anfang gleich am meisten mit. Doch die Lernreise sollte danach nicht zu Ende sein: Experte bzw. Expertin wird man nur, wenn man sich weitergehend selbstständig mit den Technologien beschäftigt – am besten in Form eigener Übungsprojekte. Als Begleitung empfehlen sich hier Online-Kurse oder Video-Tutorials zu Spezialthemen oder die aktive Teilnahme an Communities, entweder im IT-Team vor Ort oder auf Plattformen wie GitHub oder Stack Overflow. 

Um am Schluss noch einmal zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Ist eine Karriere in der IT heute und in Zukunft noch eine gute Berufswahl?

Meine Antwort: Zu keiner Zeit waren IT-Fachkräfte so gesucht wie heute – Tendenz steigend. Die rasante Entwicklung von KI bietet besonders für diejenigen enorme Chancen, die bereit sind, sich durch Spezialisierung und kontinuierliche Weiterbildung an die Spitze der IT-Branche zu setzen. Wo Flexibilität, lebenslanges Lernen und Anpassungsfähigkeit entscheidend sind, wird die Fähigkeit, sich schnell auf neue Technologien einzustellen, zum zentralen Faktor für beruflichen Erfolg und Innovationskraft. Mehr denn je sind IT-Fachkräfte heute gefordert, ihre berufliche Laufbahn strategisch zu planen.

 


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