Die Zukunft?

Recruiting per Smartphone

29. Oktober 2013, 11:20 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Bewerbung per Smartphone – wann kommt das?


Helge Weinberg: Damit kommen wir zu einem heißen Eisen in der derzeitigen Diskussion über Mobile Recruiting. Die Bewerbung per Smartphone ist für viele Unternehmen noch keine Option. Aber es denken einige darüber nach und einige wenige bieten diese Möglichkeit an. Es gibt unterschiedliche Aussagen darüber, ob Bewerber sich mobil bewerben wollen. Ich glaube, dass kein Weg daran vorbei gehen wird, die Bewerbung per Smartphone zu ermöglichen.

Personaler sollten sich vor Augen führen, dass acht bis 20 Prozent der potenziellen Bewerber von einer Bewerbung Abstand nehmen, wenn dies mit dem Ausfüllen umständlicher Online-Formuliere verbunden ist. Bewerber bevorzugen einfache Lösungen, so bisher vor allem die Bewerbung per E-Mail. Unternehmen hingegen bevorzugen Online-Bewerbungsformulare.

Das Argument, dass durch aufwendige Bewerbungsverfahren die „unmotivierten“ Bewerber ausgesiebt würden, da ja nur motivierte Bewerber sich durch die Formulare durcharbeiten würden, zieht nicht. Ebenso gut kann es sein, dass High Potentials sich die Mühe einer Bewerbung erst gar nicht machen.

Die Generation Y zieht schnelle und einfache Bewerbungsverfahren vor, wie bereits erwähnt.

Denkbar unpraktisch ist es, auf dem Smartphone ein Anschreiben zu tippen, den Lebenslauf nachzubessern und dann alles an das Unternehmen zu übermitteln. Auch die üblichen Bewerbungsformulare sind mobil nicht einsatzfähig.

Die Lösung, die wahrscheinlich kommen wird: One-Click-Bewerbungen. Bewerber schicken nur noch einen Link zu ihrer Präsenz auf LinkedIn, XING oder auf ihre Homepage ein. Das Unternehmen sichtet diese Unterlagen und entscheidet, ob es mit dem Bewerber in Kontakt tritt.

Diese Form der Bewerbung wird zurzeit unter HR-Bloggern rege diskutiert. Manche befürchten, dass sich damit eine Bewerberschwemme ergeben werde. Schließlich müsse man doch gerade durch das Anschreiben das persönliche Interesse am Unternehmen begründen, meinen einige. Ich denke, dass sich schnell die Spreu vom Weizen trennen lässt.

Allemal besser als umständliche Bewerbungsformalitäten, hinter denen sich HR auch gerne versteckt, sind Prozesse, die eine leichte und mobiltaugliche Bewerbung ermöglichen. Wer Ängste vor einer Bewerberflut hat, kann an eine „One-Klick-Bewerbung“ ein kleines Assessment anhängen – zwei oder drei Testfragen, die nur Fachleute in der ausgeschriebenen Position korrekt beantworten können.
Wie funktioniert Mobile Recruiting im Idealfall? Der Idealfall ist es, wenn Prozesse aus der bisher üblichen Bewerbung per Desktop nahtlos auch auf dem Smartphone funktionieren, wie erwähnt. „Mobile Sackgassen“ sollten vermieden werden. Wie sollten Unternehmen vorgehen?

Ich denke, dass die Zukunft der Job Apps beschränkt ist. Wer wird sich für jedes Unternehmen eine App auf das Smartphone laden? Kaum jemand. Warum sollte ein Unternehmen Job Apps für unterschiedliche Betriebssysteme programmieren?

Das ist ganz schön teuer. Anders sieht es natürlich mit Apps von Stellenbörsen aus. Hier besteht allerdings teilweise ganz erheblicher Nachbesserungsbedarf, wenn man sich die Kritik auf Google Play ansieht.
Und: Warum brauche ich ein App, wenn die mobil-optimierte Karriere-Webseite dasselbe bietet?

Eine App ist nur sinnvoll, wenn sie einen deutlichen Mehrwert hat. Auch viele Unternehmen sehen das mittlerweile so.

In Deutschland sind laut einer Studie nur sieben Prozent der Karriere-Webseiten deutscher Großunternehmen mobil-optimiert, in den USA sieht es mit acht Prozent kaum besser aus. Für Unternehmen sollte Mobile Recruiting in erster Hinsicht bedeuten, ihre Karriere-Webseiten mobiltauglich zu machen. Hier liegt die (nahe) Zukunft. Vor allem der Stellenmarkt sollte auf dem Smartphone lesbar sein, was heute allzu selten der Fall ist. Auch die Stellenanzeigen sollten mobiltauglich sein.

Peer Bieber: Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass nur ein Bruchteil der Bewerber sich über die mobilen Geräte bewirbt. Dies liegt zum einen an der Schwierigkeit, Dateianhänge beizufügen, da sich diese meist noch auf einem Desktop-Computer befinden. Zum anderen ist das Thema Datenschutz über die mobilen Geräte noch für viele ein Unsicherheitsfaktor. Die Bewerbung per Email wird von den meisten Bewerbern deshalb bevorzugt.

Bernhard Rauscher: Meines Erachtens ist eine Bewerbung per Smartphone nur mit Standards praktikabel, etwa einem explizit hinterlegtem Lebenslauf auf Xing oder LinkedIn etc. Klar, das Anschreiben sollte immer individuell sein. Aber „Digital Natives“ haben wenig Probleme, am mobilen Endgerät auch längere Texte schnell zu verfassen. Obwohl die Länge der Anschreiben gerne zurückgehen darf. Das finde ich persönlich sogar attraktiv. Schnell auf den Punkt kommen.

 


  1. Recruiting per Smartphone
  2. Welchen Sinn hat Mobile Recruiting?
  3. Bewerbung per Smartphone – wann kommt das?
  4. Wie wird sich das Recruiting durch Mobile Endgeräte und Social Media verändern?

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