Welchen Sinn hat Mobile Recruiting?
Helge Weinberg: Wenn die Welt sich entschieden hat, mobil zu surfen, dann gibt es nur die Wahl, dabei zu sein oder sich aus dem Internet zu verabschieden. Der Vorteil liegt damit auf der Hand: Ich erreiche meine wichtigsten Zielgruppen so, wie sie erreicht werden wollen.
Eine Studie aus den USA ergab, dass in den Unternehmen, die ihre Karriere-Webseiten mobiltauglich gemacht hatten, rund 20 Prozent der Bewerbungen mobil erfolgten. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt.
Die Generation Y erwartet kurze mobile Bewerbungswege, schnelle Antworten, eine mobile Abfrage des Bewerbungsstatus und mobiles Verwalten der Bewerberdaten, eine nutzerfreundliche Navigation und komprimierte Informationen.
Reichweite und Schnelligkeit spielen somit eine Rolle. Aber Mobile Recruiting kann mehr. Noch nicht so weit oben auf der Agenda der Personaler sind Location-based Services, zum Beispiel Stellensuche mit automatischer Standortermittlung. Vor allem Apps von Jobbörsen bieten so etwas. Neue Stellen können per Pushbenachrichtigung an Interessenten übermittelt werden. Wobei Benachrichtigungen mit Vorsicht zu dosieren sind, denn sie könnten als Spam wahrgenommen werden.
Mobile Recruiting sollte man auch aus Recruiter-Sicht betrachten. Denn die neuen Technologien bedeuten nicht nur, dass ich Bewerber an mich binden kann, sondern auch Arbeitserleichterungen. Zunächst bedeuten sie aber technische Änderungen in den Unternehmen. Bewerbermanagementsysteme müssen fit für den mobilen Einsatz gemacht werden.
Auch die zunehmend mobilen Recruiter erwarten dies.
Selbst Großkonzerne haben damit ihre Probleme. Wenn allerdings der Zugriff der Recruiter auf das „Backend“ auch mobil erfolgen kann, etwa in Form einer mobil angepassten Darstellung der Bewerberdaten und einer mobilen Vorselektion der Kandidaten, dann können Recruiter die Ansprüche der mobilen Bewerber nach schnellen Reaktionen, wie Antworten und Feedback, besser erfüllen. Dies ist nicht mein Spezialgebiet, ich denke aber, dass hier echte Chancen und Herausforderungen für die Unternehmen liegen.
Bernhard Rauscher: Der Sinn von Mobile Recruiting? Vor allem Schnelligkeit! Mit den nötigen Standards – etwa einem hinterlegten Lebenslauf via LinkedIn-Link - in Minuten in jeder Situation machbar.
Dann: Mobil! Man bewirbt sich, wenn man den Trigger bekommt: spontan, auf Messen, in der U-Bahn (angeregt durch „ooh“-Werbung), auf Geschäftsreise, in der Businesslounge (wenn man sowieso warten muss) oder direkt nach einem interessanten Gespräch.
Bisher muss man sich immer ein ToDo planen, sobald man wieder am Rechner ist. Der Aufwand mindert dann die Anzahl der Bewerbungen.