Es werde derzeit nur noch punktuell eingestellt »und man überlegt dreimal. Da ist leider wenig Weitsicht drin«, kritisiert der erfahrene Personalberater diese Art der Unternehmensstrategie. Aufgrund der Krise und des teilweise massiven Umsatzeinbruchs hätten einige Unternehmen die Zeit jedoch auch genutzt, eigene Schwachstellen zu analysieren, meint Michael Köhler. Das heißt, die Firmen schließen »tote« Geschäftsfelder, finden neue, definieren dafür neue Positionen und besetzen diese auch mittelfristig bis langfristig.
Thomas Hegger von Hegger Riemann & Partner prognostiziert, dass der gezielte strategische Personalaufbau insgesamt jedoch erst wieder stattfinden werde, wenn von ökonomischer Seite wieder Planungssicherheit herrsche. Für Jürgen Adrian von Adrian& Roth ist das Einstellen nach Bedarf kein krisenspezifisches Merkmal, sondern schon seit langem die Regel in den Firmen. Das sehen er und seine Kollegen nicht ohne Risiko: Sascha Brinker etwa beobachtet das »Fliegen auf Sicht« mit großer Sorge.
Für ihn wird die Krise zudem unterschätzt. »Weder in der Politik, Ökonomie noch in der Wirtschaft sucht man tatsächlich nach den Ursachen, sondern bekämpft lediglich die Wirkungen in der Hoffung, dass die Karten noch mal neu gemischt werden. Möglicherweise ist dies schon kurzfristig eine fatale Haltung! « Doch wer entscheidet überhaupt, welche kurz-, mittel- oder langfristige Personalstrategie im Unternehmen gefahren wird? Die Personalabteilungen?
»Personaler und HR-Manager sind innerhalb des Unternehmens derzeit sehr gefragt«, weiß Michael Köhler. »Und Personaler tragen einen sehr wichtigen Teil daran, wie sich ein Arbeitgeber in Krisenzeiten verhält, « ergänzt Jürgen Adrian. »Doch sie sind nicht die Strategen in der Krise. Sie sind nur ausführendes Organ«, bringt es Christian Pape auf den Punkt. Die wirklichen Strategen sitzen in der Geschäftsleitung, dort fallen die Entscheidungen. Auch solche, in denen Pape große Defizite und vor allem Angst und Unsicherheit erkennt. Stattdessen würde sich der Experte im Management »öfter mal mehr Mut wünschen«.
Die beste Zeit, an hervorragendes Personal zu kommen
Es gibt jedoch auch mutige Geschäftsführer, die nicht Stellen abbauen, sondern die Krise als Chance nutzen und gezielt nach sehr guten Fach- und Führungskräften Ausschau halten. Vor allem in der Photovoltaik- und Solarindustrie. Auch in neue Bereiche in der Entwicklung wird in Personal investiert, für die man derzeit wesentlich höher qualifizierte Ingenieure finden kann. Diese azyklische Auftragsvergabe erachten die Personalberater als absolut sinnvoll. »Es gibt Unternehmen, die gerade jetzt sehr strategisch agieren«, freut sich etwa Jürgen Adrian.