Studie der Uni St. Gallen

Mitarbeiter in der Beschleunigungsfalle

23. August 2023, 13:59 Uhr | Corinne Schindlbeck
© AdobeStock.com/m.mphoto

Einer Studie der Uni St. Gallen zufolge arbeiten manche Unternehmen inzwischen am Limit. Die Folgen des Leistungsdrucks auf die Mitarbeiter: Arbeitsfrust und Erschöpfung, Resignation bis hin zum Absprung. Was der Unterschied zu »gesunden Hochleistungsunternehmen« ist, hat die Studie auch erfasst.

Diesen Artikel anhören

Die Studie wurde von der Uni St. Gallen im Auftrag des Zentrums für Arbeitgeberattraktivität der Zeag GmbH (u.a. "Top Job") durchgeführt. 

Die Ergebnisse zeigen, dass Digitalisierung, Pandemie und Arbeits- und Fachkräftemangel offenbar gravierende Auswirkungen auf manche Unternehmen und ihre Mitarbeiter haben. Um nicht zurückzufallen, haben manche ihr Arbeitstempo einfach erhöht und den Druck ungefiltert an die Mitarbeiter weitergegeben.

Die Studie erfasst in betroffenen Unternehmen als Folge eine ausgeprägte kollektive Erschöpfung der Belegschaft: 25 % der an der Studie teilnehmenden Unternehmen arbeiteten 2022 in dieser Form am Limit.

Doch so eine Beschleunigungsfalle birgt das Risiko einer Abwärtsspirale. Etwa, wenn Anzeichen von Erschöpfung in der Belegschaft als mangelnde Arbeitsmotivation interpretiert wird und der Druck daraufhin sogar noch weiter erhöht wird.

Zwei Extreme

Gleichzeitig lassen sich daraus aber auch Verbesserungen ableiten. Die Studie hat dazu "gesunde" und produktive Unternehmen - in der Studie werden sie als Hochleistungsunternehmen bezeichnet - mit den aktuell am schwächsten aufgestellten Organisationen - als "Unternehmen am Limit bezeichnet" - verglichen.

Über 80 Prozent der Mitarbeiter in hochbelasteten Organisationen fühlen sich nicht leistungsfähig oder gar krank. Das führt zu 11 Prozent mehr Abwesenheitstagen als in den gesunden Unternehmen. Die Unternehmensleistung "erschöpfter Unternehmen" ist folglich um fast ein Viertel geringer. Außerdem sind sie weniger produktiv (18 Prozent) und wachsen langsamer (13 Prozent). Nur ein Drittel der Mitarbeiter in Limit-Unternehmen sind mit ihrem Arbeitgeber zufrieden. Auch die Arbeitgeberattraktivität sinkt um mehr als 12 Prozent. Ihr Arbeitsalltag ist geprägt von kollektiver Erschöpfung und gleichzeitig hoher Resignation bei einem Großteil der Mitarbeiter. 

Gleichzeitig verharren diese Unternehmen in alten Mustern. Notwendige Veränderungen, wie z.B. eine veränderte, digitalisierte Zusammenarbeit, setzen sie zwar um. Allerdings scheitert sie an veralteter Führung und Kultur. 62 Prozent dieser "Unternehmen am Limit" leiden unter einem starken Mangel an Arbeitskräften. Rund 90 Prozent der Mitarbeiter nehmen ihre Arbeitgeber als wenig attraktiv wahr.

Etwa 15 Prozent der Unternehmen haben es laut Studie jedoch geschafft, die Herausforderungen besonders erfolgreich zu meistern.

Was sie auszeichnet, ist ihre Haltung, Herausforderungen als Chance für einen Wandel zu sehen und ihr Unternehmen entsprechend auszurichten. Sie profitieren von starkem Zusammenhalt, positivem Engagement und einer hohen Sinnhaftigkeit in der Belegschaft und im Unternehmen. Laut Studie werden 75 Prozent von ihnen von ihren Mitarbeitern als sehr attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen. Und sie leiden auch weniger an Fachkräftemangel (10 Prozent).

 


Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu zeag GmbH Zentrum für Arbeitgeberattraktivität

Weitere Artikel zu Arbeitswelt