In Baden-Württemberg steigt der Anteil der Auszubildenden, die älter als 35 Jahre sind. Nutzen Firmen das Potenzial?
Die Industrie sucht händeringend Auszubildende - warum es nicht mal mit Älteren versuchen?
Laut der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit steigt der Anteil der älteren Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz. «Das zeigt, dass auch der "Nachwuchs", der eine Ausbildung beginnt, älter ist», sagt ein Sprecher. Im Ausbildungsjahr 2023/24 seien rund 3.080 Bewerber 25 Jahre und älter gewesen - ein Plus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, erhöhte sich der Anteil der 35- bis 39-Jährigen in Ausbildung an der Gesamtzahl der über 170.000 Azubis im Südwesten seit 2010 von 0,2 Prozent auf 0,9 Prozent im Jahr 2023. Auch Menschen über 40 legten zahlenmäßig zu. 2010 waren rund 350 (0,2 Prozent) in einer Ausbildung; inzwischen hat sich ihre Zahl auf 972 und einen Anteil von 0,6 Prozent fast verdreifacht.
Das Wirtschaftsministerium sieht in älteren Azubis eine Chance, dem Fachkräftemangel zu begegnen. "Eine Ausbildung ist daher in jedem Alter eine sinnvolle Entscheidung", heißt es. Auch die Bundesagentur für Arbeit registriert eine steigende Zahl älterer Bewerber: Im aktuellen Ausbildungsjahr waren 3080 Personen über 25 Jahre alt – ein Anstieg von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Trotz des Potenzials bleiben viele Unternehmen skeptisch. Patricia Montbrun von der Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt berichtet, dass Betriebe oft nicht auf die Idee kämen, gezielt ältere Azubis anzusprechen. Dabei seien auch Menschen mit 50 Jahren noch leistungsfähig: "Studien zeigen, dass Ältere im Schnitt zwar länger krank sind, dafür aber seltener ausfallen."