Der deutsche Mittelstand ruhe sich zu sehr auf seinem Qualitätssiegel »Made in Germany" aus, warnt die Bertelsmann Stiftung. Der gute Ruf täusche darüber hinweg, dass zu wenige Unternehmen in Deutschland die nötige Innovationskraft hätten, um ihre Wettbewerbsposition auch langfristig zu sichern.
»Made in Germany könnte sich vom Verkaufsschlager in einen Ladenhüter verwandeln. Zu viele Unternehmen stolpern in die Zukunft, anstatt mit einer offenen Innovationskultur voranzugehen«, warnt Armando Garcia Schmidt, Wirtschaftsexperte und Studienleiter der Bertelsmann Stiftung.
Deutsche Unternehmen bewegten sich zu häufig auf ausgetretenen Pfaden. Einer relativ kleinen Speerspitze von rund einem Viertel innovativer Unternehmen stünde hierzulande eine Mehrzahl von 46 Prozent innovationsferner Firmen gegenüber, hier würden Innovationen nicht aktiv vorangetrieben.
Es fehle vor allem Risikobereitschaft und eine Innovationskultur, die Mitarbeiter ermutige, neue Wege zu gehen. Dadurch drohe Unternehmen und tausenden Arbeitnehmern das Abseits, wenn sich die Wettbewerbsbedingungen durch fortschreitende Digitalisierung und neue Wettbewerber veränderten, so die Stiftung.
Das zeige ein Innovationsatlas, für den IW Consult im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die deutsche Unternehmenslandschaft in unterschiedliche innovative Milieus eingeordnet hat. Grundlage für die repräsentative Untersuchung ist eine Befragung von über 1.000 Unternehmen aus den Bereichen Industrie und industrienahen Dienstleistungen. Kleine und mittlere Betriebe beschäftigen mit bundesweit fast 58 Prozent die Mehrheit aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer.
Führend in Sachen Innovationskultur sind der Studie zufolge die Branchen Pharma und Chemie sowie die Metall- und Elektroindustrie, am niedrigsten ausgeprägt ist sie in Logistik und Großhandel. Armando Garcia Schmidt wirbt: »Je innovativer ein Unternehmen, desto größer ist der wirtschaftliche Erfolg und desto dynamischer wachsen die Mitarbeiterzahlen.« Dazu sei eine aktive Wirtschaftspolitik nötig und unter anderem Investitionen in die klassische und digitale Infrastruktur.