Gehaltsreport 2009: Augen auf und durch!

18. März 2009, 14:29 Uhr | Christine Demmer, Markt&Technik
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Alles wird genau unter die Lupe genommen

»Mit der Generation 50plus gehen die Firmen sehr unterschiedlich um«, weiß der Interconsult-Chef. »In den letzten zwei Jahren fand ein Umdenken statt. Der Jugendwahn neigt sich dem Ende zu, und die Unternehmen schätzen die Erfahrung der älteren Leute wieder stärker. « Zum einen notgedrungen, weil der Nachwuchs knapp ist, zum anderen aus eigener Erkenntnis. Wer aber seit 30 Jahren in der drahtgebundenen Nachrichtentechnik tätig sei, habe ein schlechtes Blatt auf der Hand. »Ob Entwicklungs-, Applikationsoder Vertriebsingenieur: Ständige technische Weiterbildung hat immer noch einen großen Wert.«

Nun, Wert ist das eine, Geld das andere. Aufbohren könnte man ja in einer solchen Situation die so genannten Fringe Benefits, die Gehaltsnebenleistungen. Vor ein, zwei Jahren, als ganz Deutschland dicke Krokodilstränen über den Ingenieurmangel vergoss, wurde manchem Berufseinsteiger ein Firmenwagen der Golf-Klasse zu Füßen gelegt. Um »im Prinzip« wechselwillige Spezialisten unter Vertrag nehmen zu können, winkten die Firmen mit unzähligen Sondermodellen und Extras, über die – »Sie bewegen sich damit außerhalb unseres Gehaltsgefüges « – absolutes Stillschweigen zu bewahren war.

Alles wird genau unter die Lupe genommen

Jetzt, könnte man denken, ist die Zeit für eine Aufholjagd gekommen. Leider Fehlanzeige. »All das, was vorher geboten wurde, wird heute von vielen Unternehmen genau unter die Lupe genommen«, macht von Reischach vorzeitige Hoffnungen zunichte. Bestehende Pensionspläne werden aus Sorge vor zukünftigen Belastungen eingefroren, neu eingestellte Mitarbeiter dürfen gerne »riestern«, müssen aber ansonsten mit der gesetzlichen Arbeitnehmersparzulage haushalten. Rasant verabschiedet sich auch die PS-starke Oberklasse aus den Büchern, aus S- wird E-Klasse. Nicht nur aus finanziellen Gründen. Wenn Kurzarbeit angesagt ist und sich der Chef trotzdem einen Achtzylinder bestellt, ist das schlecht für die Motivation.

Überhaupt: »Bei den Firmenwagen gehen immer mehr Unternehmen auf Abwehr. Das treibt nämlich die Verwaltungskosten nach oben«, erklärt der Berater. Lieber zahlten die Firmen ihren Mitarbeitern Leasing-Festpreispauschalen von monatlich einigen hundert Euro (Fachausdruck: Car Allowance), als die Hubraum- Hackordnung festlegen, Ab-, Umoder Nachbestellungen vornehmen und Sonderwünsche bearbeiten zu müssen. Im Vergleich zu den frühen 2000er-Jahren ist die Zahl derer, die ein vertraglich fixiertes Autogeld beziehen, um etwa ein Drittel gestiegen. Zwar müssen die Arbeitnehmer diese Zusatzleistungen des Arbeitgebers versteuern (»geldwerter Vorteil«). Doch das Gute im Schlechten: Fast überall gehen die Leasingpauschalen leicht nach oben.

Angesichts all der Unsicherheiten auf den kommunizierenden Weltmärkten hört sich das Fazit des Interconsult-Chefs am Ende doch nicht so an, dass man am liebsten das Licht ausmachen, den Raum verlassen, die Tür abschließen und den Schlüssel wegwerfen mag: »Wir Deutsche neigen dazu, vieles zu dramatisieren, aber wir jammern auf hohem Niveau«, ruft Dietrich Graf von Reischach in Erinnerung.

Seine amerikanischen Gesprächspartner jedenfalls seien fest davon überzeugt, dass es im dritten Quartal bergauf und zum Jahresende wieder ganz gut gehen werde. »Dieses Jahr sollten wir innerlich abhaken und uns auf unsere Stärken konzentrieren. Schließlich geht es in der Halbleiterei alle vier, fünf Jahre auf und ab.« Darum sein Appell: »In anderen Ländern geht’s viel schlimmer zu. Leute: Macht Euch nicht verrückt.« Sicher können wir das. Alle im Chor: Yes, we can. Aber nächstes Jahr wollen wir dafür etwas sehen. Am liebsten in gültiger europäischer Währung.

Jeder Zweite will auch in Krisenzeiten Flagge zeigen

Rund die Hälfte aller deutschen Arbeitnehmer hält eine Gehaltserhöhung für geboten und plant, bald mit dem Chef darüber zu reden. Ein knappes Drittel der deutschen Befragten glaubt allerdings, dass eine Gehaltsverhandlung momentan keine Aussicht auf Erfolg hat. Dies ergab eine Umfrage des Online- Karriereportals Monster, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt wurde. »Die Umfrage zeigt, dass die Arbeitnehmer trotz der Finanzkrise den Mut haben, mit ihrem Vorgesetzten über ihr Gehalt zu sprechen«, sagt Marco Bertoli, Geschäftsführer Central Europe bei Monster Worldwide. »Den Mitarbeitern ist bewusst, dass sie einen wichtigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten, und das möchten sie entsprechend belohnt haben.«

Doch nicht alle können wegen ihres Gehalts in Neuverhandlungen treten. So gaben 13 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer an, nach Tarif bezahlt zu werden und somit keine Möglichkeit zu haben, auf die Höhe des Einkommens Einfluss zu nehmen. 10 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wollen nicht neu verhandeln, da sie erst vor kurzem eine Gehaltserhöhung erhalten haben. Ähnlich wie in Deutschland fielen auch die Ergebnisse in den Nachbarländern Österreich und der Schweiz aus: 49 Prozent der Österreicher und 50 Prozent der Schweizer lassen sich von der Finanzkrise und ihren wirtschaftlichen Folgen wenig beeindrucken und wollen demnächst über ihr Gehalt neu verhandeln.

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