Können Sie Führungskräfte als Vorbilder empfehlen, denen man nacheifern kann?
Es ändert sich gerade etwas: Bankkaufmann war vor zehn Jahren noch ein hoch angesehener Beruf. Heute genieren sich die Menschen dafür, weil sie wissen, dass sie grundsätzliches Vertrauen verspielt haben.
Wirklich beeindruckt hat mich zuletzt BMW-Vorstand Krüger, der nach seinem Zusammenbruch auf offener Bühne ein so menschliches Bild abgegeben und gesagt hat, er müsse jetzt mehr für sich tun, Diese Offenheit hat mich sehr berührt, dieses Zeigen und Zugeben von Verletzlichkeit.
Zurück zur Digitalisierung: Studien zufolge können ganze Berufszweige obsolet werden. Halten Sie das Grundeinkommen daher für eine gute Idee?
Ja, das halte ich für eine gute Idee.
Wir haben eine wirtschaftliche wie auch soziale Verantwortung. Um die Menschen, die plötzlich keine Arbeit mehr haben, um die muss man sich kümmern! Entweder, indem ich sie befähige, höher qualifizierte Arbeit zu leisten, oder indem ich ihnen ein Grundeinkommen zur Verfügung stelle.
Joe Kaeser, Tim Höttges und andere haben ja schon gesagt, dass wir Ansätze wie das Bedingungslose Grundeinkommen vorantreiben sollten. John Maynard Keynes, der Theoretiker des Kapitalismus, hat übrigens schon 1920 gesagt, unsere Enkel werden nur noch sechs Stunden am Tag arbeiten und viel Zeit für Muße, Freizeit und Studium haben.
Aber viele kritisieren, ein Grundeinkommen könne nicht funktionieren?
Ja, unsere Leistungsgesellschaft kann sich das nicht vorstellen, nicht einsehen, dass da Leute Geld bekommen sollen fürs »Nichtstun«. Ich denke, dass ein grundsätzliches Umdenken gerade wegen der Digitalisierung jetzt notwendig ist. Und das sehe ich als Chance!
Das Interview führte Corinne Schindlbeck