Ingenieurmangel mit Rekordausmaßen befürchtet

Fachkräftebedarf »Greentech«: Jobmotor Sonne

28. September 2009, 11:28 Uhr | Corinne Schindlbeck, Markt&Technik / Ursula Zinsser, elektroniknet.de

Mit dem nächsten Aufschwung droht ein Ingenieurmangel mit Rekordausmaßen. Die junge Branche der Erneuerbaren Energien kämpft schon heute um den knappen Nachwuchs. Doch auch erfahrene Ingenieure haben hervorragende Perspektiven.

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Die Anzahl an Ingenieurwissenschaftlern, vorzugsweise der Elektrotechnik, mit Spezialisierung auf erneuerbare Energien reicht bereits heute bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Industrie und Wirtschaft zu decken – dieses Problem beherrscht derzeit die Branche. Vom Bedarf in den nächsten Jahren ganz zu schweigen.

Es gibt nicht genügend Hochschulabsolventen mit Fachrichtung erneuerbare Energien. Umwelttechnik in seiner klassischen Ausrichtung studieren zu wenige Studenten, andere Ingenieur-Studiengänge haben das Fachgebiet »Erneuerbare Energien« nicht auf dem  Stundenplan. Besonders eng ist es im Bereich Photovoltaik um den Nachwuchs bestellt. Doch gleichzeitig wächst der Bedarf wegen des enormen Wachstums dieser Branche rasant an, so dass die bereits bestehende Lücke bald schon klaffende Ausmaße haben dürfte.

Zum Vergleich: 2007 waren in Deutschland ca. 40.000 Ingenieure in der Photovoltaikbranche beschäftigt. 2008 lag die Zahl bereits bei rund 48.000. Für das Jahr 2009 rechnet der VDI mit 52.000 Beschäftigten. Der Fachkräftebedarf im gesamten Bereich der erneuerbaren Energien ist enorm, nicht nur in der Photovoltaik. »Und diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen«, prognostiziert Michael Schanz, Fachreferent Ingenieurberuf & Ingenieurausbildung beim VDE.

Auch Dr. Torsten Henzelmann, Partner bei Roland Berger Strategy Consultants, mahnt zu raschem Handeln. »Strukturell bedingt liegt das Verhältnis von Absolventen zu Ingenieuren, die in den Ruhestand gehen, bereits heute quer über alle Branchen hinweg bei 0,9, das heißt wir verlieren jedes Jahr qualifizierte Arbeitskräfte. Zum Schaden für die Branche Erneuerbare Energien. Darüber hinaus bevorzugen Jungingenieure große Namen wie Bosch, BMW oder Siemens – das haben aktuelle Untersuchungen soeben wieder gezeigt.« Was rät Henzelmann? »Zum einen müssen Unternehmen an ihrem Image arbeiten, eine starke Arbeitgebermarke schaffen. Zum anderen muss die Ingenieurausbildung optimiert werden: Unternehmen müssen den Universitäten ein klares Anforderungsprofil kommunizieren, die müssen im Gegenzug ihren Studienplan erweitern. Zu überlegen wäre zum Beispiel, ein Pflichtfach ›Renewable Energies‹ für Ingenieure einzurichten.«

Obwohl die Branche noch jung ist, suchen Photovoltaikfirmen vorzugsweise Fachleute mit Erfahrung. Doch arbeitslose Ingenieure mit Photovoltaikfachwissen gibt es nicht auf dem Markt. Auch Michael Schanz sieht daher den Stellhebel bereits im Studium. Seiner Ansicht nach müsse zum Beispiel die Praktikumsdauer für Studenten wieder erhöht werden, die durch die Hochschulreform deutlich auf vier Wochen gekürzt worden sei. Mit dem Ergebnis, dass viele Unternehmen für nur vier Wochen gar keinen Praktikanten mehr einstellen würden. Schade, denn mit Praktikanten –  auch für einen kürzeren Zeitraum – können Firmen potenzielle Talente bereits früh entdecken und später durch interessante Diplom- bzw. Bachelor- oder Masterarbeiten an sich binden.

 


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