IDT und ZMDI: Von der Kooperation zur Übernahme

IDT kommt über ZMDI ins Automotive-Geschäft

26. November 2015, 14:50 Uhr | Engelbert Hopf
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Gemeinsame Pläne für die Zukunft

Thema Automotive. IDT ist bislang in diesem Bereich überhaupt nicht tätig. War die starke Stellung von ZMDI in diesem Bereich mit ein Argument für die Übernahme?

Waters: Für uns bedeutet die Übernahme von ZMDI wirklich den Einstieg in dieses neue Geschäftsfeld. Hätten wir das selbst vorangetrieben, hätte es sicher 8 bis 10 Jahre gedauert, um uns dort zu etablieren. Mit dem Know-how und den Verbindungen von ZMDI sind wir aus dem Stand nicht nur auf dem europäischen Automobilmarkt, sondern beispielsweise auch in Korea präsent – ein weiteres Beispiel dafür, wie perfekt sich die Aktivitäten beider Unternehmen sowohl auf Produkt-, IP- wie auf Business-Ebene ergänzen. Welche Bedeutung diese Übernahme für uns hat, können Sie auch daran ablesen, dass sich damit der von IDT adressierte Markt von über 6 Milliarden Dollar im Vorjahr auf nunmehr über 10 Milliarden Dollar erhöht. Die Potenziale, die uns diese Übernahme eröffnet, sind enorm.

von Selchow: Automotive ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie wir von Seiten ZMDIs vom Know-how IDTs profitieren können. Auch wir haben ja zuletzt Wachstumsraten von über 20 Prozent verzeichnet. Getrieben wurde dieses Wachstum vor allem von Großaufträgen aus dem Bereich der Automobil-Sensorik und in einem immer stärkeren Maße auch von dem für uns noch jungen Anwendungsbereich des Mobile Sensing. Dieser Bereich wächst derzeit mit knapp 50 Prozent pro Jahr. Erst im Mai dieses Jahres konnten wir in diesem Segment einen Vertrag mit einer der größten Consumerfirmen der Welt abschließen. Doch unabhängig von Automotive- oder Consumer-Anwendungen: Sensing benötigt „Clocks“, benötigt Timing-Know-how, und das hat IDT in ganz großem Maße! Auch wenn Sie sich die vielfältigen Möglichkeiten des Internet of Things and Services ansehen, dann spielt dort natürlich Power-Management eine entscheidende Rolle, aber in Kombination mit hervorragender Timing-IP werden sich Ihre Produkte deutlich vom Wettbewerb abheben.

Deutschlands Halbleiterbranche ist heute schon sehr übersichtlich. Mit der Übernahme und Integration von ZMDI in IDT schreitet diese Entwicklung fort. Bleiben die Arbeitsplätze in Deutschland erhalten?

Waters: Ja, wir haben keinerlei Absicht, Arbeitsplätze von Deutschland in die USA zu verlagern. Sowohl der Standort Dresden als auch München bleiben im Kern erhalten. Das dokumentieren wir auch dadurch, dass ZMDI in Zukunft als „Automotive and Industrial“-Business-Unit von IDT geführt wird. Wir wissen um die Stärken dieses Teams und setzen große Hoffnungen auf den weiteren Ausbau des Geschäfts durch dieses Team.

Sowohl IDT als auch ZMDI sind sehr Technologie-getrieben. Wie groß wird die gemeinsame R&D-Power in Zukunft sein? Wie hoch sind Ihre Investitionen in R&D?

Waters: Wir beschäftigen etwa 800 unserer insgesamt rund 1500 Mitarbeiter im Bereich R&D und haben in der Vergangenheit etwa 20 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. Konkret waren es zuletzt etwa 120 Millionen Dollar. Diese Investitionen haben uns einen IP-Pool von über 900 Patenten beschert. Und diese Anstrengungen spiegeln sich auch in einer Umsatzquote von etwa 30 Prozent für neue Produkte wider. von Selchow: Auch hier zeigt sich wieder die verblüffende Ähnlichkeit der Kulturen in unseren beiden Unternehmen. In unserem Fall sind es bei insgesamt rund 400 Mitarbeitern etwa 180, die im Bereich R&D tätig sind. Der Umsatzanteil neuer Produkte dürfte in unserem Fall sogar noch etwas höher sein als bei IDT. Wir geben aber auch seit Jahren 30 Prozent des Umsatzes für Entwicklung aus, um ein interessantes Standardproduktportfolio aufzubauen. Wie perfekt beide Unternehmen zusammenpassen, zeigt sich übrigens auch daran, dass wir beide TSMC als Foundry nutzen und wir denselben 0,18-µm-Prozess für unsere Power-Management-Lösungen verwenden.

Angesichts dieser engen Zusammenarbeit bereits in den letzten Monaten und in der Phase bis zum endgültigen Vollzug der Übernahme dürfte wohl bereits in der ersten Hälfte 2016 mit neuen Produkten, die auf gemeinsamer IP basieren, zu rechnen sein?

Waters: Es gibt schon Entwicklungs- und Planungsgruppen, die sich mit entsprechenden Aufgaben beschäftigen, und wie wir erläutert haben, sind die Adaptionshindernisse im Hinblick auf den Entwicklungs- und Fertigungsprozess minimal. Aus diesem Grund können wir heute bereits definitiv für das kommende Jahr Produkte ankündigen, die das Beste aus beiden IP- und Know-how-Welten verbinden werden. Ich denke, spätestens zur electronica 2016 werden wir hier ein interessantes Portfolio an Produktideen präsentieren können.

Ihre Akquisition scheint ein“ perfect match“ zu sein. Doch was schützt IDT eigentlich davor, in den nächsten Monaten selbst auf dem Wunschzettel eines größeren Konkurrenten aufzutauchen?

Waters: Aus heutiger Sicht halte ich das für sehr unwahrscheinlich, aber man kann so etwas nie ausschließen. Angesichts unseres aktuellen Börsenwerts von rund 4 Milliarden Dollar wäre das für den potenziellen Käufer aber kein Schnäppchen. Er müsste ja 6 bis 7 Milliarden Dollar in Cash aufbringen, und das können auch nicht mehr viele Firmen. Weil wir zudem fabless sind, bieten sich auch wenig Möglichkeiten der Kostenreduzierung. Ein potenzieller Käufer, der sich mit unseren Stärken beschäftigt, wird auch kaum auf die Idee kommen, den Motor unseres dynamischen Wachstums, unsere R&D-Manpower, beschneiden zu wollen. Ich denke, eine wichtige Größe, die uns solch ungewollte Avancen vom Leib hält, ist auch unser hoher Free-Chashflow-Wert von 27 Prozent. Damit bewegen wir uns auf einem Niveau, wie es etwa Texas Instruments aufweist, und das bei einem deutlich geringeren Unternehmensumsatz.


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