Infineon-CEO Ploss

»Lasse mich nicht gerne aus Deutschland vertreiben«

12. November 2013, 14:13 Uhr | Frank Riemenschneider
Infineons CEO Dr. Reinhard Ploss mit BMWs E-Car i3, dessen Elektronik maßgeblich von Infineon stammt.
© Frank Riemenschneider, Elektronik

Bei der Präsentation der Jahresergebnisse formulierte Infineon-Chef Dr. Reinhard Ploss klare Erwartungen an die zukünftige Bundesregierung. Insbesondere die schlechten Wettbewerbsbedingungen für High-Tech-Unternehmen in Deutschland müssten angesichts der globalen Konkurrenz verbessert werden.

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Insbesondere zwei Punkte addressierte Ploss an die Politiker von CDU und SPD, die aktuell in Berlin die Koalitionsverhandlungen führen: Die steigenden Energiekosten durch das EEG (Eneuerbare Energien Gesetz) sowie die mangelnde steuerliche Absetzbarkeit von Forschung- und Entwicklungskosten für Großunternehmen in Deutschland.

Letztere sind nicht nur in den meisten EU-Ländern, sondern auch außerhalb von Europas in Infineons größten Wettbewerbsmärkten steuerlich absetzbar – nicht jedoch in Deutschland – ein klarer Wettbewerbsnachteil für Infineon, den ja auch schon Globalfoundries-CEO Ajit Manocha im Elektronik-Interview bezüglich der Fabs in Dresden angemahnt hatte.

Bezüglich der aktuellen Förderungspolitik der Bundesregierung, die Ex-Wirtschaftsminister Rösler kurz vor seiner Abwahl bei einem Event in Dresden ja noch vehement verteidigt hatte, erklärte Ploss: “Deutschland darf nicht zum Industriemuseum vergangener Technologien werden”. Das Fehlen der steuerlichen Forschungsförderung in Deutschland bezeichnete Infineons CEO als “Versäumnis, das rasch behoben werden sollte – und zwar für Unternehmen aller Größen”.

EEG belastet Infineon

Dann kam Ploss auf das Gesetz für eneuerbare Energien, kurz EEG, zu sprechen. Er vertrat zwar massiv den Weg der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, verwies jedoch darauf, dass die High-Tech-Branche im Gegensatz zu vielen Altindustrien nicht von der Umlage befreit werde. Er erklärte, dass die “Energiewende durch die unterschiedliche Lastenverteilung problematisch sei”, zumal die Fetrigungskosten heute nicht mehr durch die Personal- sondern die Energiekosten definiert werden.

Die Folge dürfte ein erheblicher Anstieg der Stromkosten in 2014 werden: CFO Dominik Asam erklärte, Infineon habe 2013 rund 120 Mio. Euro für Strom bezahlt (davon 56 Mio. Euro in Deutschland), mit dem EEG in seiner derzeitigen Form würde das Unternehmen in 2014 in Österreich 25 und in Malysia sogar 30 Mio. Euro Stromkosten einsparen. Ploss erklärte, dass hierfür “bei den Koalitionsverhandlungen ein Lösungsweg vereinbart werden muss, auf den die Unternehmen in Deutschland vertrauen können”.

Positiv bewertete Ploss wenig überraschend die EU-Initiativen zur Förderung der Mikroelektronik (Informationen zur “Airbus-of-Chips”-Initiative von EU-Komissarin Nellie Kroes finden Sie hier).

Neben den politischen Forderungen erklärte Ploss auch, dass Infineon mit “Vom Produkt zum System” eine Umstrukturierung erfahre – weg von der reinen Denke der Produktkategorien hin zu bereichsübergreifenden applikationsorientierten Gesamtlösungen. Den Kunden soll durch Design-Unterstützung bis hin zur Entwicklung von Konzepten, wie Kunden in ihren zukünftigen Systemen Kosten reduzieren und die Leistung steigern können, ein deutlicher Mehrwert geboten werden.

Ein Beispiel für eine gelungene Umsetzung ihres System-Ansatzes haben die Neubiberger gleich mitgebracht: Noch bevor das Auto beim Händler steht, hat Infineon im Foyer einen BMW i3 ausgestellt. Das E-Car weist eine Spitzenleistung von 125 KW auf, der Antrieb wird vom IGBT-Leistungsmodul HybridPack2 und den 32-bit-Mikrocontrollern triCore gesteuert. Dazu kommen Sensoren, Airbag-Steuerung sowie ein LED-Lichtmodul.

Last but not least ging der Infineon-CEO auch auf die noch laufenden Prozesse hinsichtlich der insolventen Speichertochter Qimonda ein, welche durch den Insolvenzverwalter initiiert wurden (Details hierzu finden Sie hier). Ploss rechnet nicht mehr mit einem Abschluß in diesem Jahr, allerdings sehen nach seiner Aussage “beide Verfahren gut für uns aus”. Er sagte allerdings auch, dass er die Energie im Kontext der Prozessführung an falscher Stelle investiert sieht, und die Verfahren “zu vernünftigen Konditionen setteln” würde.

Gefragt, was passieren würde, wenn die Politik die Wünsche von Infineon nicht berücksichtigt, und ob man dann langfristig mit Abwanderungsgedanken z.B. nach Asien spielen müsse, erklärte Ploss: “Wenn die Regierung ihren Call gemacht hat, machen wir unseren. Ich lasse mich nicht gerne aus Deutschland vertreiben”. Zu seinem persönlichen Feedback seines ersten Jahres als CEO nach dem Rücktritt von Peter Bauer befragt, antwortete Ploss: “Ich fühle mich als CEO von einer Company mit einer Seele”.


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