Konsumelektronik lockt

Elmos will in den Markt für Tablets und Smartphones

24. September 2012, 9:52 Uhr | Iris Stroh
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Zuwachschancen für MEMS

Wo liegen für die MEMS die stärksten Zuwachschancen?

Wir machen im Wesentlichen Drucksensoren, die aber nicht nur die Automobilindustrie benötigt, sondern auch das Industriesegment. Die jüngsten Entwicklungen lassen uns auch weiterhin sehr optimistisch in die Medizintechnik schauen.

Mit »Halios« hat Elmos schon vor Jahren eine Gestenerkennungs-Technologie auf Infrarotbasis entwickelt, die bislang noch auf den großen Durchbruch wartet. Wie sieht hier der Status-Quo aus?

Auch hier sind wir in letzter Zeit gut vorangekommen. So wird Halios jetzt im neuen VW-Golf für die Gestenerkennung zur Mittelkonsolensteuerung anlaufen und Ende des Jahres auch bei General Motors. Das sind die zwei ersten Automotive-Anwendungen, die die Gestenerkennungs-Funktionalität der Halios-Technologie nutzen. Außerdem basiert ein Großteil der Regensensoren auf Halios, und auch einige große Hersteller von Smartphones und Tablets evaluieren schon unsere Technologie, zum Teil gibt es schon erste Prototypen.

Tablets und Mobiltelefone laufen in Stückzahlen, die die Möglichkeiten von Elmos sicherlich übersteigen. Wie will Elmos hier die Nachfrage erfüllen?

Die Bausteine basieren auf einer kostengünstigen Consumer-Technologie, und da greifen wir auf Foundries zurück.

Im Consumer-Geschäft gelten aber ganz andere Gesetze als in der Auto-Branche: Die Entwicklungszyklen sind viel kürzer, der Preis gilt in vielen Fällen als das alleinige Kriterium.

Wenn wir mit unserer Technologie hier Fuß fassen, ist das ein entscheidender Meilenstein. Und weil Halios einzigartig ist, sehen wir auch nicht das Problem, zur Commodity-Komponente zu werden, die sich ausschließlich über den Preis verkaufen lässt. Das zeigt auch das Kunden-Feedback. Denn die Firmen haben schon andere Prototypen zur Gestenerkennung evaluiert, und die sind kläglich gescheitert.

Elmos stellt seine Fertigung auf 8 Zoll um, ist dieser Prozess mittlerweile abgeschlossen?

Wir sind schon sehr weit, die Hauptlinie ist komplett auf 8 Zoll umgestellt. Momentan fahren wir noch eine 6-Zoll-Linie, weil wir dort im Wesentlichen Produkte mit Prozesstechnologien fertigen, für die es sich nicht lohnt, auf 8 Zoll umzustellen.

Wie läuft die Partnerschaft mit MagnaChip?

Der Transfer unseres Automotive-Prozesses zu MagnaChip ist abgeschlossen, so dass MagnaChip bereits Produkte für uns auf Basis eines 0,35-µm-Prozesses fertigt. Das gibt uns Flexibilität bei den Kapazitäten und eine Dual-Sourcing-Möglichkeit. Darüber hinaus entwickeln wir zusammen eine 0,18-µm-Technologie, was ebenfalls gut vorangeht.

Wird Elmos diese Technologie auch in seiner eigenen Fabrik nutzen, oder sollen die 0,18-µm-Produkte ausschließlich bei MagnaChip gefertigt werden?

Wir werden den Prozess zunächst in der MagnaChip-Fab hochfahren, dort stabilisieren und dann aber auch hier nach Deutschland transferieren.

Warum hält Elmos noch an der eigenen Fertigung fest, viele Konkurrenten verzichten aus Kostengründen auf eine eigene Fertigung?

Jedes Unternehmen muss aus wirtschaftlichen Gründen überlegen, welche Technologie die richtige ist. Unsere Fabrik ist kein Klotz am Bein, sondern verschafft uns die Möglichkeit, Produkte auf den Markt zu bringen, die sich deutlich von konkurrierenden unterscheiden. Für Standardtechnologien gehen wir zu Foundries.

Wie lange kann sich Elmos das noch leisten? Bei 0,18 µm greift Elmos ja bereits auf MagnaChip zurück. Der nächste Schritt wäre dann 0,13 µm.

Da bin ich mir gar nicht sicher, ob wir diesen Schritt in absehbarer Zeit überhaupt gehen müssen. Es gibt Analog/Mixed-Signal-Unternehmen, die arbeiten mit 0,5- und 0,35-µm-Prozessen und sagen, sie brauchen keine kleineren Strukturen. Es gibt große namhafte Unternehmen, die gesagt haben, den letzten Prozess, den sie selbst gemacht haben, war 0,25 µm. Es ist im Analog/Mixed-Signal-Bereich noch nicht klar, ob der Schritt auf 0,13 µm für alle Produkte sinnvoll ist.

Wann soll die 0,18-µm-Technologie für die Produktion zur Verfügung stehen?

Sie wird in diesem Jahr noch qualifiziert, aber die Frage ist: Wann rechnet sich der Schritt auf diese Strukturgröße für uns? Es gibt Beispiele im Markt, in denen die Unternehmen noch bis vor zwei Jahren mit einem 0,8-µm-Prozess produziert haben, obwohl sie Jahr für Jahr neue Prozesse entwickelt hatten. Aber es hat sich einfach jedes Mal gezeigt, dass es nicht wirtschaftlich war, den neuen Prozess einzuführen.

Das heißt, als Analog/Mixed-Signal-Hersteller reicht es nicht aus, einfach die Prozesse zu shrinken. Wir müssen uns vielmehr genau überlegen, welche Prozesse für unsere Produkte wirklich die wirtschaftlich sinnvollen sind. Im Einzelfall mag es sein, dass unsere Prozesse für ein Produkt nicht die richtigen sind, dann gehen wir eben nach außen und nehmen die Dienstleistungen einer Foundry in Anspruch. Aber heute ist unser 0,35-µm-Prozess für den Großteil unserer Produkte sehr gut geeignet, und das wird sich sicherlich in den nächsten Jahren auch nicht groß ändern.

Die Consumer-Produkte, über die wir vorhin gesprochen haben, die werden mithilfe eines 0,18-µm-Prozesses gefertigt. Das zeigt, dass wir auf alle Fälle die Fähigkeit besitzen, Designs auf Basis von Foundry-Prozessen mit kleinen Strukturgrößen zu entwickeln.

Elmos hatte vor Jahren eine Kooperation mit NEC Electronics geschlossen. Wie stellt sich die Partnerschaft nach dem Merger zwischen NEC Electronics und Renesas Technologies dar?

Renesas und sein Kompetenzprofil haben sich nach dem Merger deutlich verändert. Deshalb gibt es heute bei Renesas einige Bereiche, die an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert sind, und andere Bereiche, in denen früher über eine Zusammenarbeit nachgedacht wurde, in denen heute aber das Interesse gedämpfter ist.


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