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Der Halbleitermarkt erholt sich

16. Januar 2017, 11:28 Uhr | Iris Stroh

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Im Industriemarkt wird kein einziges Segment schrumpfen..."

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Im Kommunikationssegment erwartet Robles-Bruce, dass Smartphones aus dem mittleren Leistungssegment im Vergleich zum Low- und High-End am stärksten wachsen werden. M2M-Module sollen ebenfalls stark zulegen, getrieben durch eine steigende Nachfrage in einer Vielzahl vertikaler Märkte. Besonders zellulare M2M-Module sehen guten Zeiten entgegen – nicht nur 2017, sondern auch in kommenden Jahren. In diesem Jahr hält Robles-Bruce den Automotive-Markt, die Energieversorger und das Asset-Management für die größten Volumentreiber.

Im Kommunikationsbereich ist die Cyber-Security ein Wachstumstreiber, »weil Attacken immer wahrscheinlicher werden«, so Robles-Bruce. Stark rückläufige Entwicklungen sieht er hingegen für SONET/SDH (optisch), weil hier ein Ersatz durch optisches WDM (Wellenlängenmultiplexverfahren) stattfindet. Und auch DSL-CPE hat 2016 seinen Zenit überschritten. Hier erwartet Robles-Bruce auch für die Zukunft kein Wachstum mehr.

Auf Consumer-Anwendungen bezogen, können sich die wenigen Hersteller freuen, die noch an Settop-Boxen-Hersteller liefern, denn dieses Segment soll in diesem Jahr einen Höhenflug erleben, angestachelt durch die weiterhin starke Nachfrage nach IPTV-Boxen in China. OTT-Geräte sollen zahlenmäßig und umsatzmäßig 2019 ihren Höhepunkt erreichen. UHD-LCDs und UHD-OLED-TVs zeigen ebenfalls ein starkes Umsatzwachstum, wobei die Stückzahlen das Umsatzwachstum noch übertreffen, was dazu führt, dass der Durchschnittspreis sinkt.

Alteingesessene Geräte wie PMP/MP3-Geräte (PMP: portable Mediaplayer), ältere Fernseher und Blu-Ray-Video-Recorder verschwinden dagegen langsam, auch Videospielekonsolen werden in diesem Jahr einen niedrigeren Umsatz erreichen. Auch die Stückzahlen der Digitalkameras sollen bis 2020 kontinuierlich sinken. Die signifikantesten Preisrückgänge erwartet Robles-Bruce bei Fernsehern, und zwar sowohl für LCD- als auch OLED-Varianten. Eine starke Konkurrenzsituation in Kombination mit geringen Differenzierungsmerkmalen und einer lahmenden Nachfrage sind für diese Preisverfälle verantwortlich.

Aber nicht nur ältere Technologien und Produktsegmente sind von einer geringeren Nachfrage betroffen, denn Robles-Burce erwartet auch, dass die Nachfrage nach Smart-Watches zurückgeht. Das begründet er zum einen mit den schwächeren Ergebnissen von Apple, zum anderen mit der Tatsache, dass sich die neuere Versionen von Android Wear (v3) verzögert hat und es nur wenige Neuvorstellungen von Android-Wear-Produkten gab.

Glücklich können sich dagegen die schätzen, die ihre Halbleiter in den Industriemarkt liefern. Besonders die Bereiche Militär und zivile Luftfahrt werden starke Umsatzzuwächse aufweisen. Diese Erwartung basiert auf einem hohen Auftragsbestand in der zivilen Luftfahrt und darauf, dass 2017 viele neue Flugzeuge in Produktion gehen. Robles-Bruce: »Der Auftragsbestand stellt sogar sicher, dass der Markt über die nächsten Jahren weiter wachsen wird.« Daneben bleiben auch Security- und Videoüberwachungsanwendungen auf Wachstumskurs, und das sogar über 2020 hinaus. Hier ist die Migration von Analog- auf Digitaltechnik ein wichtiger Wachstumstreiber.

Robles-Bruce abschließend: »Im Industriemarkt wird in diesem Jahr kein einziges Segment schrumpfen. Lediglich eine leichte Schwäche zeigt sich im Bereich der Energieversorgung.«

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Mike Howard, IHS
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Wenig wahrscheinlich
Konsolidierung im Speichermarkt?
Die Konsolidierung ist im Speicherbereich sicherlich am weitesten fortgeschritten. Trotzdem ist dieser Produktbereich immer noch am volatilsten. Wird es hier zu einer weiteren Konsolidierung kommen?

Mike Howard, Director of DRAM und Memory Research bei IHS Markit, hält eine weitere Konsolidierung im DRAM-Segment für unwahrscheinlich. Denn die meisten Kunden wollten mehrere Lieferanten, und bereits jetzt gebe es nur noch drei wichtige DRAM-Hersteller. Trotzdem hält Howard es für extrem wichtig, dass die Hersteller weiterhin ihre Herstellungstechniken modernisieren. Das sei der beste Weg, im DRAM-Markt konkurrenzfähig zu bleiben– für die Hersteller, die hier zurückfallen, »wird es einfach nur hässlich«, so Howard.

Auch im NAND-Bereich soll es keine Konsolidierung geben, denn auch hier gibt es nur noch wenige Hersteller: Samsung, Toshiba & Western Digital, Micron & Intel und SK Hynix. Hinzu kommt laut Walter Coon, Senior Principal Analyst NAND bei IHS, noch ein Neueinsteiger aus China: Yangtze River Storage Technology (YMTC), ein Unternehmen, das XMC gehört und von Tsinghua Unigroup finanziell unterstützt wird. Coon hält die derzeitige Herstelleranzahl für ausreichend. Jetzt müsse man abwarten, wie YMTC den Markt beeinflussen wird. Coon: »Wenn YMTC in der Technologieentwicklung erfolgreich ist und aggressiv in den Fertigungsausbau investiert, dann könnten sich ernsthafte Überkapazitäten ergeben und einer der kleineren Hersteller – Micron oder SK Hynix – könnte zum Ziel für eine weitere Konsolidierung werden.« Coon hält dieses „Worst-Case-Szenario“ aber für unwahrscheinlich. Wenn überhaupt, dann würde dies erst in ein paar Jahren passieren.


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