Sie haben die GaN-Technik erwähnt. Warum messen Sie dieser Technik ein so hohes Potenzial zu?
Wir sehen für die RF-Energy-Technik ein sehr hohes Potenzial. Transistoren können Magnetrons in Mikrowellenöfen oder Zündspulen in Zündkerzen ersetzen und Plasmalampen zum Leuchten bringen. Da stehen sehr hohe Stückzahlen dahinter. Allerdings muss die Kostenstruktur stimmen. Mit unserer auf Silizium basierenden GaN-Technik können wir auch in hohen Stückzahlen sehr kosteneffektiv fertigen.
Dazu sind weitere Bauelemente erforderlich, um beispielsweise den Herstellern von Mikrowellenöfen ein System zu einem annehmbaren Preis bieten zu können...
...das ist richtig und deshalb hat sich die RF Energy Alliance, kurz REFA, gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, Standards zu setzen. Auch der Amplitude-Locked-Loop-IC (ALL-IC), den Prof. Holger Heuermann an der FH Aachen in Zusammenarbeit mit dem IMST entwickelt hat, ist für uns extrem wichtig und deshalb haben wir diesem Ansteuerbaustein lizenziert. Denn mit dem ALL-IC geht es einfacher und schneller, HF-Systeme auf Basis von Leistungshalbleitern für den Einsatz in Geräten wie Mikrowellenöfen, Lampen und Zündsystemen zu realisieren.
Kann die GaN-Technik Silizium auf breiter Front angreifen?
Bei höchsten Frequenzen von über 2,6 GHz kommt nur GaN in Frage. Das galt früher als die Grenze, ab der sich der Einsatz von GaN lohnt. Doch das stimmt nicht mehr. Denn mit unserer auf Silizium basierenden GaN-Technik und ihren inhärenten Kostenvorteilen für das Gesamtsystem können wir jetzt die LDMOS-Verstärker auch bei Frequenzen von 1,8 GHz oder darunter ersetzen. Dass dies funktioniert, konnten wir den Anwendern bereits zeigen und haben Prototypen entwickelt, die LDMOS ersetzen können.
Für welche Märkte entwickelt MACOM die GaN-MMICs, die LDMOS ersetzen sollen?
Die Kunden verlangen jetzt nach GaN, schon wegen ihrer besseren Kostenstruktur. Das ist beispielsweise für 5G sehr wichtig, wo es auf hohe Integration und niedrige Kosten ankommt. Für MACOM sehe ich dafür eine große Chance. Deshalb eröffnen wir in Kürze in Toulouse ein Design-Zentrum speziell für GaN-MMICs.
Ist die 5G-Standardisierung bereits so weit, dass MACOM MMICs entwickeln kann?
Wir arbeiten an Prototypen, beispielsweise an VCOs, PAs und High-Power-Switches. Dafür gibt es bereits vorläufige Spezifikationen. Aber die Zukunft wird sicher etwas anders aussehen. Wir wollen aber von Anfang an mit dabei sein.
Markus Schäfer, MACOM: »Die Anforderungen an die Mikrowellenprodukte sind sehr komplex. Auch deshalb sind viele Anwender nach den Übernahmen auf uns zugekommen. Daraufhin haben wir im vergangenen Jahr 30 neue MMICs auf den Markt gebracht und in diesem Jahr werden es 40.«