Expansionspläne von S&T

Kreative Ursuppe statt erodierende Marge

10. Juni 2016, 11:43 Uhr | Manne Kreuzer
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Firmenübernahmen...

Wie stemmt S&T das personell?

S&T hat heute 2430 Mitarbeiter. Davon sind 1800 Akademiker und alle im technischen Bereich – rund 1000 davon sind direkt beim Kunden und implementieren und integrieren unsere Lösungen. Die 800 anderen entwickeln Hardware und hauptsächlich Software.

Sind Firmenübernahmen geplant?

Ja. Wir kommen von der oberen Seite, haben viel Software und Applikationen und unsere eigenen Cloud-Center, die auf Nischen ausgerichtet sind. Was wir nicht haben und wo wir eigentlich sehr gute Synergieeffekte hätten, wäre, eine Firma wie Kontron zu kaufen. Die bauen ihre Rechner in alle möglichen Maschinen ein, nehmen aber nur einen kleinen Teil der Wertschöpfung mit. Ich will all diese Kunden und ihnen die Firewall mitverkaufen und die Daten der Maschinen auf meinen Embedded Clouds hosten und bearbeiten.

Mit einer Embedded-Marke würden wir uns eine gute Kundenbasis erschließen, und deshalb wollen wir solche Unternehmen zukaufen – gerade in Deutschland. Hat eine Hardware-orientierte Firma das Problem, dass die Margen von Jahr zu Jahr erodieren und sie den Anschluss an die Software und das Embedded-Cloud-Thema verloren haben, dann sind sie interessant für uns.

Also durchaus auch kleinere Firmen?

Ja, wir wollen keine Monsterfirmen kaufen, aber wir wollen uns verstärken. Ich hab mir auch schon Firmen mit 10 bis 50 Mann angeschaut, die spezielle Nischen haben und im Bereich der Erbschafts- und Schenkungssteuer nach dem Stuttgarter Verfahren bewertet werden. Damit zahlt ein Eigentümer mehr Steuern, wenn er die Firma an seinen Sohn übergibt, als wenn er sie an uns verkauft.

Laut Studien soll es momentan 600 Firmen im IT/Embedded-Computer-Umfeld geben mit Besitzern zwischen 63 und 70 Jahren. Die fingen mit den ersten Mikroprozessoren an, und sind keine schlechten Firmen, denn sie sind seit 40 Jahren erfolgreich. Der Chef will aber in den Ruhestand, und die Mitarbeiter haben nicht das Geld, um sie herauszukaufen. Und die Kinder müssten zu viel Steuern bezahlen – falls sie den Betrieb übernommen wollen.

Und wie sieht es mit jungen Talenten aus?

Wir haben ein Modell, das Inkubator heißt und kaufen zwei Start-ups zu 51% pro Jahr. Wenn der Start-up zu S&T gehört, versprechen wir, dass eine Entwicklung finanziert wird und unser Vertrieb es verkauft. Dazu gibt es eine jährliche Veranstaltung. Dort dürfen die Start-ups sich vor unseren rund 100 Vertriebsleuten präsentieren. Ich will dabei nicht wissen, ob die Idee gut ist, sondern ob meine Vertriebsleute es verkaufen können – wir wären sonst der falsche Partner. Es gibt danach zwei Möglichkeiten: entweder das Produkt fliegt oder nicht. Der Gründer hat die Chance: Wenn es fliegt, dann kaufen wir die anderen 49 Prozent zu einer vernünftigen Bewertung ab. Wenn es nicht läuft, dann ist das bei weitem keine Katastrophe, dann zahlen wir den zweiten Teil des Kaufpreises nicht. Die Ingenieure – und das sind meist sehr gute Ingenieure – kommen dann in die Ursuppe und entwickeln etwas anderes. Wenn die Idee fliegt, können sie sich aus der Ursuppe bedienen.

Ursuppe?

Ja, die chaotische technologische Ursuppe brodelt bei uns wieder – es gab sie auch in den Anfangszeiten von Kontron. Aus ihr sind Submarines aufgetaucht, die auf keiner Entwicklungs-Roadmap standen, und oft sind sehr gute Produkte daraus geworden. Ich glaube, als Technologiefirma muss man Technik mögen, und deshalb investieren wir in Engineering.

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