Das alles passiert heute nicht mehr im Silicon Valley, sondern im chinesischen Shenzen, wo der Weg von der Idee zum Prototypen nur zwei Türen weiter geschieht. Das sollte aber nach Ansicht von Hasler auch in Deutschland passieren, wo Innovationszentren für Startups wie in München noch eine Seltenheit sind. Oder eben bei der neuen Generation der EMS-Beschleuniger, die den Anspruch „Deep-Tech“ leben.
Es gebe in Deutschland nach wie vor ein riesiges Potenzial an vermarktungsfähigem und schwer kopierbarem Wissen. In nahezu allen Großforschungseinrichtungen werden Milliarden von öffentlichen Geldern verbrannt, um wissenschaftliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Auf die Vermarktung und Industrialisierung von erarbeiteten Erkenntnissen werde allerdings nur geringes Interesse gelegt, gibt Hasler zu bedenken.
Die Lacon-Gruppe hingegen sieht sich als Hardware-Accelerator für deutsche Hersteller und Tech-Startups und fordert:
Smartes Beispiel: die FreshDetect
Wie sich das Rad in der Praxis neu erfinden lässt, zeigt das Beispiel „FreshDetect“: Im Zusammenhang mit den Gammelfleischskandalen Mitte des letzten Jahrzehnts hat die Politik einen Forschungsverbund aus Fraunhofer-Institut IZM, Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut und Max-Rubner-Institut aufgefordert, nach Schnellmethoden zu forschen, die solche Skandale vermeiden sollen. Ein nachfolgendes Projekt mit mittelständischen Firmen entwickelte einen ersten Prototypen, aus dem 2013 die FreshDetect GmbH entstanden ist. Lacon ist ein Partner des Unternehmens.
FreshDetect entwickelt berührungslose Geräte zur zuverlässigen Messung von Qualität und Frische von Lebensmitteln sowie Hygiene im Verarbeitungsprozess. Dabei werden Stoffwechsel-Endprodukte von Bakterien mit UV-Licht angeregt. Stoffwechsel-Endprodukte fluoreszieren und korrelieren direkt mit der Gesamtkeimzahl. Das Fluoreszenzlicht der angeregten Stoffwechsel-Endprodukte wird spektroskopisch gemessen. Mit einem im Gerät befindlichen Algorithmus wird aus den aufgenommenen Spektren die Gesamtkeimzahl berechnet. Diese nichtinvasiven Messungen der Bakterienbelastung wurden in Forschungsprojekten und eigenen Messungen mit unabhängigen Laboren wissenschaftlich belastbar durchgeführt und dokumentiert. Damit erlaubt die Fluoreszenz-Messung mit dem FreshDetect-Handmessgerät einen sofortigen Rückschluss auf die mikrobiologische Güte des Lebensmittels. Dies bedeutet im Vergleich zu den bisher verfügbaren Schnelltests einen Paradigmenwechsel in der Qualitätssicherung.