Noch 2022/23 waren Wärmepumpen in Deutschland in aller Munde. Die Industrie erledigte ihre Hausaufgaben und investierte in neue Fertigungskapazitäten – dann brach der Markt ein. Die Lager sind aktuell voll und fließen nur spärlich ab. Geht es jetzt mit der neuen Heizungsförderung aufwärts?
Für 2022/23 konnte der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) einen Rekord beim Absatz von Wärmepumpen vermelden, insgesamt 356.000 Geräte wurden verkauft - ein Plus von 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Ein wichtiger Treiber war damals die Sorge der Verbraucher vor kalten Wohnungen infolge einer drohenden Gasmangellage wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen und Angriff auf die Ukraine. Bloß weg vom Gas, umweltfreundliche Abhilfe versprach die (strombetriebene) Wärmepumpe.
»Wärmepumpenhersteller wollten unsere gesamte Jahresproduktion an Ventilatoren kaufen. Da sind exorbitante Zahlen genannt worden, der Druck war riesig. Wir hatten Presseanfragen, wie lange denn die Verbraucher noch auf ihre Wärmepumpe warten müssten, nur weil wir die benötigten Ventilatoren nicht liefern können«, erinnert sich Rainer Grill, Pressesprecher des Ventilatoren und Motoren-Herstellers Ziehl-Abegg an den damaligen Hype.
Ziehl-Abegg bezog den Großteil an Motoren und kleineren Ventilatoren für Wärmepumpen und Wohnraumbelüftung zum damaligen Zeitpunkt aus einem Werk in Thailand. »Um die starke Nachfrage zu befriedigen und unsere Kapazitäten für Wärmepumpen zu erhöhen, eröffneten wir im Herbst 2023 unser neues Werk in Polen«, so Grill. 50 Millionen an Investitionen für Gebäude und Maschinenpark im Südosten von Lodz, Bauzeit nicht mal ein Jahr, 17.000 Quadratmeter Fläche, 400 geplante Arbeitsplätze binnen 5 Jahren.
Ein Luftschloss, wie sich nur wenig später herausstellte. »Wir haben jetzt ein Werk in Polen, das wir auch mit Aufträgen füllen werden. Aber bis dato nicht für Wärmepumpen«, so Grill. Eine Kompensation durch andere Regionen sei schwierig, Deutschland sei der größte Markt für Wärmepumpen in Europa und nordische Vorreiter-Länder in diesem Bereich ein Stück weit schon gesättigt.
Ergebnis: Die Lager an Vorprodukten sind aktuell voll und fließen auch nur zögerlich in den Markt ab, wie auch ebm Papst bestätigt. Eine unklare Förderkulisse, Haushaltskürzungen und Ampel-Streit sowie hohe Preise für Strom führten zu wenig Rückenwind auf der Betriebskosten- und damit Nachfrageseite.
Dennoch: »Wir sehen die Wärmepumpe weiterhin als das Heizmedium der Zukunft und erwarten im kommenden Jahr eine Markterholung mit moderatem Wachstum«, meldet Corinna Schittenhelm, Pressesprecherin von ebm Papst. Anzeichen dafür gebe es, in Form von leichten Verbesserungen im Bereich der Bestandsgebäude, nicht allerdings bislang im Neubau.
500.000 Wärmepumpen pro Jahr ab 2024 war das Ziel der Bundesregierung – der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) ist »vorsichtig optimistisch« und rechnet angesichts aktuell neuer Fördermöglichkeiten für weitere Gruppen mit maximal 200.000 verkauften Wärmepumpen bis Ende des Jahres. Verkauft wurden im ersten Halbjahr gerade mal 90.000 Geräte - ein Minus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Alle Wohnungseigentümer und Hausbesitzer und damit auch die dritte und letzte noch offene Antragstellergruppe können mit der am 27. August verkündeten Förderrunde ab sofort staatliche Mittel für den Austausch alter Gas- und Ölheizungen gegen klimafreundlichere Alternativen bei der KfW beantragen. Neben den bisher Berechtigten sind das nun auch Vermieter von Einfamilienhäusern, Unternehmen und Kommunen. Beim Einbau einer klimafreundlichen Heizungsanlage oder beim Anschluss an ein Wärme- oder Gebäudenetz sind Investitionszuschüsse von der KfW erhältlich, für Wohn- wie auch Nichtwohngebäude.
Die dritte Antragstellergruppe kann die Grundförderung von 30 Prozent der förderfähigen Investitionskosten nutzen, plus fünf Prozent Effizienz-Bonus für besonders effiziente Wärmepumpen (also insgesamt bis zu 35 Prozent Förderung) oder einen Emissionsminderungszuschlag von pauschal 2.500 Euro für besonders effiziente Biomasse-Heizungen.
Bereits seit dem 27. Februar sind für selbstnutzende Eigentümerinnen und Eigentümer zusätzlich ein Klimageschwindigkeits- und ein Einkommens-Bonus und damit insgesamt bis zu 70 Prozent Zuschuss erhältlich. Für Eigentümerinnen und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern sowie WEG für Maßnahmen am Gemeinschaftseigentum ist die Antragsstellung seit 28. Mai möglich. Zudem steht auch ein neuer Ergänzungskredit zur Finanzierung zur Verfügung, ggf. auch mit Zinsvergünstigung aus Bundesmitteln.
Die Mittel für die Heizungsförderung stellt der Bund aus dem Klima- und Transformationsfond zur Verfügung, Anträge über das Kundenportal „Meine KfW“ (meine.KfW.de). Bei vollständigen Unterlagen und förderfähigen Projekten soll die Zusage digital und automatisiert innerhalb weniger Minuten erfolgen. Seit Förderstart am 27. Februar wurden 93.000 Zuschusszusagen erteilt. Für Kommunen gilt bei der Antragstellung eine gesonderte Regelung, sie können ihre Vorhaben ab 1. September 2024 im Rahmen einer Übergangsregelung bei der KfW anmelden. Diese soll bis voraussichtlich November dieses Jahres gelten.