Bei der Auswahl der Stecker sollten Anwender auf Qualität achten und nicht am falschen Ende sparen. Die Fertigung eines qualitativ hochwertigen MPO-Steckers erfordert höchste Präzision und Know-how. Die Verteilung mehrerer im Raster 0,25 mm eng beieinander liegender Fasern in einer einzigen Ferrule stellt nicht nur hohe Ansprüche an die Herstellung hochpräziser und eng tolerierter Ferrulen, sondern auch an die Konfektion hochleistungsfähiger Stecker. Ein nachträgliches Tunen oder Ausrichten der Ferrulen im Stecker – bei anderen Steckverbindern gängige Praxis, um Toleranzen in den Ferrulen auszugleichen und damit bessere Performance zu erreichen – ist hier nicht möglich.
Komponentenseitig bedeutet dies, dass insbesondere die Bohrungen für Fasern und Führungsstifte mit höchster Präzision zu fertigen sind. Das verwendete Kunststoffmaterial muss von hoher Qualität sein und spezielle Eigenschaften mitbringen. Auf der Fertigungsseite ist eine gute Performance der MPO-Steckverbinder nur durch die ständige Optimierung und Anpassung der Fertigungsprozesse zu erreichen. Nur verschärfte geometrische Vorgaben für die Steckeroberfläche, die über die IEC-Anforderungen hinausgehen, sowie die hundertprozentige Überprüfung dieser Vorgaben können eine konstante Qualität und geringste Dämpfungsverluste garantieren.
Glasfaser für »Industrie 4.0«
MPO-Stecker lassen sich überall dort einsetzen, wo beengte Platzverhältnisse bei hohen Anforderungen an Packungsdichte und Leistung aufeinander treffen (Bild 3). Diese Anforderungen bestehen vor allem bei der Vernetzung von Industrieanlagen und Fertigungsstraßen beispielsweise in der Automobilindustrie. Das Stichwort lautet hier »Industrie 4.0«: Um in Zukunft qualitativ hochwertige, leistungsfähige Produkte zu stabilen Preisen fertigen zu können, muss sich die deutsche Industrie auch technisch dafür wappnen.
Laut des Bundesministeriums für Bildung und Forschung steht die Industrie vor einer vierten industriellen Revolution, die durch das Internet in Gang gesetzt wurde. Bedeutsam werden zunehmend autonome eingebettete Systeme, die untereinander und mit dem Internet vernetzt sind. Einhergehend mit der »intelligenten« Steuerung von Maschinen, Lagersystemen und Betriebsmitteln, die in den sogenannten »Smart Factories« selbstständig miteinander kommunizieren, stellt sich damit auch die Frage der »intelligenten« Vernetzung. Diese gilt es im Hinblick auf die Themen Leistungsfähigkeit, mechanische Festigkeit und nicht zuletzt auch Energieeffizienz näher zu betrachten.
Dabei setzen Industrieunternehmen zunehmend Glasfasernetzwerke zur Anbindung von Fertigungsanlagen ein. Ein klarer Vorteil im Vergleich zur Kupferverkabelung ist, dass Lichtwellenleiter längere Übertragungsdistanzen ermöglichen und aufgrund ihrer Unempfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Einflüssen weniger störanfällig sind. Dies ist für Industrieumgebungen besonders wichtig. In Verbindung mit entsprechenden Gehäuseteilen eignen sich die MPO-Steck¬verbinder auch für FTTA-Anwendungen (Fiber To The Antenna). Sie erfüllen die Schutzart IP68, sind spritzwassergeschützt und temperaturbeständig und lassen sich damit auch im Außenbereich einsetzen.
Über den Autor:
Wilfried Schneider ist Technischer Leiter von tde