Kooperation von TE und Tacterion

Gemeinsam smarte Steckverbinder entwickeln

27. November 2023, 15:00 Uhr | Corinna Puhlmann-Hespen
Kurt Robert Hippler und Alexander Megej, beide von TE Connectivity.
© TE Connectivity

TE Connectivity und Tacterion, ein 2015 gegründetes Unternehmen für taktile Sensorik mit Sitz in München, haben eine Kooperation geschlossen, um z. B. industrielle Steckverbinder mit Intelligenz auszustatten.

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Alexander Megej, VP und CTO der TE Industrial Business Unit, und Kurt Robert Hippler, Global Product Management Leader bei TE Connectivity, erläutern die Bedeutung dieser neuen Partnerschaft im Interview.

Markt&Technik: Intelligenz in den Steckverbinder zu bringen, ist seit Langem ein Ziel der Industrie, um z. B. vorausschauende Wartung, Zustandsüberwachung und Sicherheitsanwendungen zu realisieren. Welche Rolle spielen dabei smarte Sensoren – und wann spricht man überhaupt von smarten Sensoren?

Kurt Robert Hippler: Die originäre Aufgabe von Sensoren ist das Erfassen und Weitergeben von physikalischen oder chemischen Umgebungsparametern – sobald sie darüber hinaus noch weitere Funktionen innerhalb der zunehmenden Digitalisierung der Industrie 4.0 erfüllen, gelten Sensoren als smart. Und sie werden mit der Zunahme verteilter Intelligenz im Industrieumfeld immer wichtiger. TE hat sich daher dazu entschlossen, einen smarten Sensor in einen Steckverbinder zu integrieren. Damit erhalten unsere Kunden die Möglichkeit, ihre bestehenden Maschinen und Anlagen mit Sensorintelligenz auszustatten – und das branchenübergreifend in unterschiedlichsten Anwendungen.

Alexander Megej: Die Digitalisierung ist einer der Megatrends in der Produktions- und Automatisierungsbranche. Um relevante Entscheidungen automatisch und zeitnah treffen zu können, werden Sensoren benötigt. Zudem wird die Dezentralisierung der Produktion vorangetrieben – Stichwort »Autonome Fertigungszellen«. Hier müssen Entscheidungen lokal und unmittelbar in der Produktion getroffen werden. Smarte Sensoren liefern nicht nur die Rohdaten dafür, sondern sortieren und bearbeiten diese auch gleich. Im Moment befindet sich die Entwicklung allerdings in einer Phase, in der die Sensoren und die digitalen Signalverarbeitungen meistens voneinander getrennt sind. Dies führt dazu, dass sehr aufwendige und komplexe Architekturen entstehen.

Wie lässt sich mit der Technologie von Tacterion das Potenzial der durchgängigen Digitalisierung nutzen und welche Rolle spielt dabei der Stecker?

Megej: Tacterion verfügt über patentierte Technologien für biegbare und dehnbare Näherungs-, Berührungs- und Kraftsensoren mit der Markenbezeichnung »plyon«. Dank deren Sensorschicht kann ein intelligenter Stecker erstmals bislang nicht erfassbare Daten über seinen Zustand und seine Interaktion erheben und daraus wertvolle Informationen ableiten – zum Beispiel ob ein fehlerhafter Steckvorgang stattgefunden hat. Die Technologie ermöglicht es in industriellen Anwendungen, taktile Informationen auf einer Fläche kosteneffektiv zu erfassen und zu verarbeiten.

Das Anwendungsfeld ist sehr weit und wird eigentlich nur von der eigenen Vorstellungskraft begrenzt. Gleichzeitig sind die verwendeten Materialien sehr robust und temperaturstabil, was den Einsatz in rauen Umgebungen begünstigt. Dadurch können wir mit dieser Technologie die Produktionsdigitalisierung weiter vorantreiben.

Ihr neuer Partner Tacterion, eine Ausgründung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, ist seit 2015 am Markt. Was sind die ersten Erfahrungen bei der Zusammenarbeit?

Hippler: Wir arbeiten mit einem jungen und sehr dynamischen Team zusammen, das unsere Anforderung mit der hohen Agilität eines Startup-Unternehmens umsetzt und sich der Komplexität bei der Zusammenarbeit mit einem großen globalen und multinationalen Player wie TE bewusst ist. Trotz der Unterschiede der Organisationen, zum Beispiel der angesprochenen Unternehmensgröße, kooperieren wir auf Augenhöhe und erarbeiten auf Basis klar formulierter Ziele sehr schnell Lösungen für unsere Kunden. Von der Zusammenarbeit mit Tacterion sind wir begeistert.

Megej: Aus den Gesprächen mit Kunden wissen wir, dass sie ein großes Interesse an integrierten Lösungen haben, die aus elektromechanischen sowie elektronischen Komponenten und aus Software bestehen. Gleichzeitig müssen diese Lösungen modular und kostenffektiv sein. Unsere Zusammenarbeit mit Tacterion erlaubt es uns, einen Riesenschritt in diese Richtung zu machen.

An welchen Projekten wird derzeit gemeinsam gearbeitet und welche Herausforderungen sind aktuell zu meistern?

Hippler: Um industrielle Steckverbinder intelligent zu machen, arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen. So können wir Produkte entwickeln, die den Kunden einen quantifizierbaren Mehrwert bieten. Ein starker Fokus liegt dabei auf der Definition von Use Cases in der jeweiligen Anwendungsumgebung. Hierbei ist die Herausforderung, die Anwendungsfälle und Anforderungen der Kunden mit der Sensorlösung und dem Steckverbinderdesign in Einklang zu bringen, ohne auf bekannte Produktfeatures zu verzichten, beispielsweise auf eine hohe Schutzart oder Dichtigkeit.

Wann rechnen Sie mit ersten Ergebnissen? Und wie wirkt sich die Zusammenarbeit mit Tacterion auf die TE-Produktstrategie und das derzeitige Produktportfolio aus?

Megej: Die ersten Prototypen sind bereits vorhanden. Sie werden im Moment bei einigen Kunden getestet, um sie weiter zu verbessern. Wir sind überzeugt davon, dass wir zusammen mit unseren Kunden eine einmalige Lösung für bislang ungelöste Probleme finden werden.

Hippler: Die Entwicklung smarter Steckverbinder eröffnet speziell für die TE Industrial Business Unit neue Möglichkeiten in Applikationen, die bislang nicht adressierbar waren. Erst das Zusammenspiel von Elektromechanik und Sensorik ermöglicht eine smarte Steckverbinderlösung. Das hat Auswirkungen auf die Produktstrategie, da nun neben dem klassischen Steckverbinder auch die von den Steckern generierten Daten eine wichtige Rolle spielen. TE hat in diesem Zusammenhang mit den Intercontec-Steckverbindern bereits eine erfolgreiche Produktlinie für die Übertragung von Strom, Signalen, Daten oder beliebige Kombinationen vorgelegt.

Wir können uns aber noch weitere Steckverbinderfamilien im TE-Portfolio vorstellen, bei denen die Integration smarter Sensoren sinnvoll ist. Zusätzlich bietet das bereits existierende Steckerportfolio in Kombination mit der Tacterion-Sensortechnologie weitere Möglichkeiten für andere TE Business Units – speziell auch unter der Berücksichtigung von Aspekten wie Safety und Condition Monitoring.

Zum Abschluss gefragt: Wie ist der aktuelle Stand in puncto IIoT in der Industrie?

Hippler: IIoT im Rahmen der Industrie 4.0 ist schon lange keine Zukunftsmusik mehr. Vielmehr repräsentiert die Vernetzung von Endgeräten den aktuellen Industriestandard bei der Neuinstallation von Maschinen und Anlagen. Anwender achten auf eine durchgehende Integration der Komponenten – vom Shopfloor bis zum übergeordneten Cloud-Level. Ein Teil der dafür notwendigen Daten kann zukünftig von unseren smarten Steckverbindern kommen.


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