Interview mit Stefan Hartmann, Epson

Gefragt ist höhere Genauigkeit

26. April 2018, 9:22 Uhr | Erich Schenk
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Klare Domäne für Quarz-Oszillatoren...

Epson, Hartmann.jpg
Stefan Hartmann, Epson: » Wir sehen keine generelle Verknappung; dennoch ist es ratsam, auch passive Bauteile mit entsprechendem Vorlauf zu disponieren, um die Lieferfähigkeit spezifischer Produkte sicherzustellen.«
© Epson

Wie ist bei Epson nach Umsätzen das Verhältnis von Direktvertrieb vs. Distribution – hat sich das in den letzten Jahren deutlich geändert bzw. wird ein anderes Verhältnis angestrebt?

Für Epson als führenden Hersteller von Taktgebern ist es wichtig, sowohl Direktkunden als auch Distributionskunden gute Produkte und einen guten Service zu liefern. Hier ist uns auch ein ausgewogenes Umsatzverhältnis dieser beiden Vertriebswege wichtig, das wir mit über 40 % Distributionsanteil auch seit vielen Jahren haben. Dafür haben wir ein engmaschiges Distributionsnetz, das wir auch kontinuierlich den Veränderungen im Markt anpassen – falls notwendig. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr auch den Distributionsvertrag mit Ineltek auf unsere Taktgeber erweitert.

Welche Branchen sind der Motor für Ihre Taktgeberbausteine?

Weil sich Taktgeber in allen Bereichen der Elektronik wiederfinden, profitieren wir natürlich vom generellen Marktwachstum. Die stark voranschreitende Vernetzung in allen Bereichen auch über IoT hinaus, die Elektrifizierung des Autos und neue Netzwerktechnologien sind aber sicher als Bedarfstreiber zu nennen.

Wo sitzen regional die wichtigsten Kunden? Sind Änderungen in Sicht, wird Europa weiter abgehängt?

Wir beobachten nicht, dass sich der globale Umsatzanteil Europas massiv verändert. Natürlich sehen wir nach wie vor Fälle, wo Entwicklungen in Europa stattfinden, die Produktion aber nach Asien abwandert. Innerhalb Europas ist zweifellos Deutschland der größte Markt auch für Taktgeber, weshalb wir hier mit der Erweiterung des Distributionsvertrages mit Ineltek auch spezielles Augenmerk auf unsere Distributionslandschaft legen.

SiTime, derzeit einziger Hersteller von MEMS-Taktgeberbausteinen, hat jüngst verlautbart, dass man seit der Firmengründung 2005 bislang insgesamt 1 Milliarde MEMS-Oszillatoren abgesetzt hat, wobei der Großteil auf die letzten zwei, drei Jahre entfällt. Im Vergleich mit herkömmlichen, auf Quarz basierenden Taktgeberbausteinen sind das noch äußerst geringe Stückzahlen, aber man kann nun doch von einem Momentum sprechen. Wäre Epson ggf. mit seiner Halbleiter-Expertise in der Lage, auch derartige MEMS-Oszis zu fertigen, sofern die Zahlen bei Quarz-Oszillatoren stark rückläufig würden – gibt es dazu gar F&E?

Aufgrund der sehr effizienten Fertigungsmethoden und -prozesse für Quarze und Quarz-Oszillatoren sehen wir keine generellen Preisvorteile bei MEMS-Oszillatoren. Auch die Verfügbarkeit mit Lieferzeiten von beispielsweise zwei Wochen ist für programmierbare Quarze, die wir seit über 20 Jahren anbieten, kein Problem. Speziell im Bereich der höherwertigen Oszillatoren ist ein wichtiger Parameter das Phasenrauschen, wo Festfrequenzoszillatoren auf Quarz-basis einen inhärenten Vorteil bieten. Kurzum, wir sehen also weder auf der kommerziellen noch auf der technischen Seite einen Vorteil für MEMS-Oszillatoren, so dass sich diese Frage so für uns nicht stellt.

Wieviele Quarz-Oszillatoren werden denn derzeit in etwa jährlich weltweit produziert?

Weltweit werden jährlich mehrere Milliarden Oszillatoren verschiedener Typen produziert. Wir sehen uns, auch basierend auf externen Reports, als Marktführer in diesem Segment und im Markt für Taktgeber insgesamt.

Gibt es Bereiche, in die MEMS-Taktgeber nicht vordringen können bzw. wo sie wegen Single-Source auf Zurückhaltung seitens der Kunden stoßen könnten – etwa im Automotive-Bereich? Wo also sehen Sie auch künftig die klare Domäne für Quarz-Oszillatoren?

Technisch sehen wir weiterhin einen klaren Vorteil bei Quarz-basierten Produkte, weil diese Vorteile beim Stromverbrauch, Phasenrauschen und Multi-Sourcing bieten. Auch die Langfristverfügbarkeit, die in vielen Bereichen wie Automotive und Industrie essenziell ist, ist bei Quarz-basierten Produkten gegeben und seit Jahrzehnten nachgewiesen. Unserer Überzeugung nach werden MEMS-Frequenzschwinger auch langfristig nicht dominieren und Quarz-Oszillatoren folglich nicht in eine Nische drängen.


  1. Gefragt ist höhere Genauigkeit
  2. Klare Domäne für Quarz-Oszillatoren...

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu EPSON Deutschland GmbH

Weitere Artikel zu Quarze und Oszillatoren