Das heißt?
Wenn es wiederkehrende Standardprozesse gibt, z.B. wiederkehrende Bedarfe, bei denen es darauf ankommt, dass das Material in ausreichender Menge am richtigen Ort verfügbar ist. Überall, wo das der Fall ist, ist M2M relevant. Ein Beispiel wäre die Regalbefüllung, wenn immer dieselbe Ware im Regal stehen soll. Genau hier hätte M2M auf Knopfdruck seine Berechtigung. In Bereichen mit hoher Variabilität in Bezug auf „brauche ich“/„brauche ich nicht“ oder „verändert sich ständig“ hat M2M nur limitierte Bedeutung. Hier kann man den Prozess der Bestellung automatisieren, aber nicht in dem Maße, dass eine Maschine automatisch die Bestellung auslöst.
Ein anderes Beispiel aus der Praxis: Es gibt heute in Deutschland in den Apotheken Dokumentationspflicht für Medikamente, die gekühlt gelagert werden müssen. Dabei muss in regelmäßigen Abständen die Temperatur festgestellt und dokumentiert werden. Das ist ein Paradebeispiel für eine klassische IoT-Lösung, indem die Temperatur automatisch erfasst wird. Ein solches Projekt haben wir vor Kurzem mit Conrad Connect umgesetzt.
Conrad Connect wurde vor einigen Jahren quasi als Startup von Conrad gegründet und läuft zumindest in meiner Wahrnehmung relativ getrennt vom Mutterunternehmen – inwieweit ist Conrad Connect fürs heutige Kerngeschäft relevant?
Wenn man eine neue Idee umsetzt, ist es immer sehr schwierig, das im Tagesgeschäft anzusiedeln. Das hat Conrad sehr gut verstanden. Conrad Connect hat also als klassisches Startup angefangen und war zunächst sehr Consumer-fokussiert. Die aktuelle Ausprägung verschiebt sich aber deutlich in den B2B-Markt hinein; im Mittelpunkt stehen also weniger die Produkte, die Konsumenten bei der Home Automation helfen, sondern deutlich mehr in Richtung B2B, wie ich mit dem Beispiel Apotheken-Dokumentationspflicht eben erläutert habe. Insofern arbeiten wir aufgrund von Synergien in allen Bereichen eng zusammen, Conrad Connect ist aber nach wie vor eine eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Berlin.
Welche Bereiche sollen bei Conrad besonders gepusht werden?
Wir wollen das Profil von Conrad schärfen, um damit Conrad begreifbarer und klarer zu machen und deutlich zu zeigen, wo unsere Stärken liegen. So ist zum Beispiel die Automatisierungstechnik ein großer Bereich für uns. Darüber hinaus sind wir seit Langem sehr gut im Segment Messtechnik unterwegs, unter anderem auch mit unserer Marke Voltcraft. Wir bieten zudem Kalibrierungsservices und viele weitere Leistungen, die einige Kunden schon kennen und nutzen, aber eben nicht alle.
Inwieweit können Sie die Kunden auch mit technischem Know-how unterstützen?
Bei Conrad gibt es schon immer eine technische Hotline, über die unsere Spezialisten Auskunft geben. Technischer Support ist wichtig, speziell in der Automation und in der Messtechnik . Nicht alles lässt sich im Vertrieb so abbilden, dass es vollumfänglich beantwortet ist, und dafür gibt es den technischen Kundendienst. Dieser gehört bei uns auch zum Plattform-Gedanken. Wir meinen mit „Plattform“ einen vollumfassenden Kundenservice. Dazu gehört nicht nur, dass technisch alles funktioniert, sondern wenn es mal Probleme gibt, dass Menschen dabei helfen, diese Probleme zu lösen. Automatisieren führt nicht zu 100 Prozent zur Lösung aller Probleme. Das darf man nicht vergessen. Der Faktor Mensch spielt eine extrem wichtige Rolle.
Der Faktor Mensch ist also weiterhin wichtig bzw. Bestandteil Ihrer Plattformökonomie?
Der Faktor Mensch stand bei Conrad schon immer stark im Fokus und hat uns groß und unsere Kunden zufrieden gemacht. Dieser Tradition bleiben wir auch in Zeiten der Plattformökonomie treu, die aus unserer Sicht aus Menschen und Maschinen besteht. Sie beschreibt das, wofür das neue Conrad stehen will: nämlich, dass Kunden die Ware, die sie brauchen, in der Konstellation Convenience, Qualität und Preis im besten Verhältnis bei Conrad finden können. Uns geht es weniger darum, mit welchem Vehikel wir das erreichen: also ob das Personenvertrieb, Maschinenvertrieb, Marktplatz oder Eigenware ist. Entscheidend ist, was der Kunde braucht, egal in welcher Ausprägung.