Lieferengpässe belasten die Industrie

Einkaufsmanager-Index auf 20-Monatstief

5. Mai 2022, 14:36 Uhr | Karin Zühlke
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Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

Produktion: Der saisonbereinigte Teilindex Produktion rutschte im April erstmals seit fast zwei Jahren in die Kontraktionszone. Das Minus verteilte sich dabei auf alle drei von der Umfrage erfassten Teilbereiche und wurde von den Umfrageteilnehmern in den meisten Fällen mit Lieferengpässen oder der leicht rückläufigen Nachfrage begründet.

Auftragseingang: Zum ersten Mal seit Juni 2020 verzeichneten Deutschlands Hersteller einen Rückgang der Neuaufträge. Vielfach wurde dies den Auswirkungen des Einmarschs Russlands in die Ukraine, der zunehmenden Zurückhaltung der Kunden, den Wirtschaftssanktionen sowie Produktionsstopps wegen Materialmangels zugeschrieben.

Auftragseingang Export: Auch die Exportaufträge schrumpften erneut. Nach dem im März erfolgten ersten Rückgang seit fast zwei Jahren fiel das Minus einen Monat später sogar noch etwas stärker aus. Bei zahlreichen Unternehmen litt das Auslandsgeschäft unter dem Ukraine-Krieg und den anschließenden Sanktionen gegen Russland und Belarus, während andere eine Nachfrageflaute in China aufgrund der dortigen Lockdowns registrierten.

Geschäftsaussichten: Bei der Einschätzung der Produktionsniveaus binnen Jahresfrist zeigte sich die Mehrheit der Befragten weiter pessimistisch. Der dazugehörige Teilindex gab nochmals leicht nach und notierte auf dem niedrigsten Stand seit Mai 2020. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine wurden von vielen Managern als größtes Risiko angeführt. In diesem Zusammenhang fürchten die meisten weiter steigende Preise, noch mehr Lieferunterbrechungen sowie die zunehmende Verunsicherung und Zurückhaltung der Kunden.

Beschäftigung: Entgegen den Trends bei Produktion und Auftragseingang stieg die Beschäftigung in der Industrie erneut an. Mehr noch, der Stellenaufbau beschleunigte sich sogar leicht und lag deutlich über dem Langzeit-Durchschnitt, gehörte aber zu den schwächsten der vergangenen zwölf Monate. Unternehmen, die zusätzliches Personal eingestellt haben, begründeten dies meist mit Kapazitätserweiterungen.

Einkaufspreise: Auch zu Beginn des zweiten Quartals bleibt der Kostendruck in der Industrie hoch. Die Inflationsrate der Einkaufspreise beschleunigte sich den zweiten Monat in Folge und näherte sich den Allzeithochs des vergangenen Jahres. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer schrieb das erneute Plus den explodierenden Energie- und Transportkosten sowie den höheren Rohstoffpreisen zu.

Verkaufspreise: Die Umfrageergebnisse zeigen, dass mehr und mehr Hersteller die steigenden Kosten in Form von höheren Verkaufspreisen an ihre Kunden weitergeben. So zog die Teuerungsrate der Verkaufspreise im April nochmals an und übertraf den alten Rekord vom November 2021 deutlich. Alle drei Teilbereiche verzeichneten starke Preisanstiege, angeführt vom Vorleistungsgüterbereich.

Über den EMI: Der S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe und ein gewichteter Durchschnitt der Messwerte für Neuaufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird von S&P Global, einem börsennotierten US-amerikanischen Finanzdienstleistungskonzern, erstellt und beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (S&P Global US Manufacturing PMI).


  1. Einkaufsmanager-Index auf 20-Monatstief
  2. Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick

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