Jens Gamperl, CEO von Sourceability

»Wir wollen das Quoting revolutionieren«

6. April 2023, 12:12 Uhr | Karin Zühlke
Jens Gamperl, Sourceability: »Wir fokussieren jetzt mehr auf die Technologie-Seite und wollen progressiv einen Standard für das Quoting in unserer Industrie schaffen. Derzeit ist das Quoting noch sehr heterogen.«
© Sourceability

Seit 23. Dezember 2022 ist Sourceability keine Tochterfirm von Zollner Elektronik mehr. Neue Gesellschafter sind die Investmentgesellschaft CrowdOut und das Managementteam. An der Spitze ändert sich nichts: Jens Gamperl bleibt CEO.

Jens Gamperl will mit seiner Sourcengine und frischem Kapital im Rücken das klassische Angebotswesen im Einkauf – auch als Quoting bezeichnet – revolutionieren.

Markt&Technik: Bis zum Management-Buyout war Zollner Gesellschafter von Sourceability. Warum kam es überhaupt zum Management-Buyout?

Jens Gamperl: Die Zollners waren mit Abstand die besten Gesellschafter, die ich mir in der ersten Phase des Unternehmens vorstellen konnte. Wir haben 2022 unseren Umsatz verdoppelt, von 560 auf über eine Milliarde. Das heißt, wir mussten bei großen Aufträgen sehr viel Material einkaufen und Zollner das entsprechende Kapital aufwenden.

Gleichzeitig wurden wir des Öfteren von Finanz- und strategischen Investoren kontaktiert, die an unserer Technologie interessiert waren. Daraufhin haben wir gemeinschaftlich beschlossen, dass es sinnvoll ist, dass wir uns mit adäquaten Private-Equity-Formen unterhalten.

Im April 2022 schließlich habe ich entschieden, mit CrowdOut einen LOI – Letter of Intent – zu schließen. Und so hat CrowdOut die Mehrheit an Sourceability übernommen. Das System von CrowdOut hat für uns am besten gepasst, um Chancen für weiteres Wachstum zu generieren.

Zudem gibt das System von CrowdOut die Möglichkeit, Mitarbeiter zu beteiligen.

Was ändert sich nun an der Organisation und der Firmierung?

Es gibt eine Holding-Company, die alle Sourceability-Entities übernommen hat. Firmensitz ist weiterhin Miami. In den aktiven Gesellschaften wird sich nichts verändern. Ich bin CEO, aber auch Member of the Board. Dann gibt es noch vier weitere Personen, die sogenannten Board-Observer, die als Netzwerk und Berater zur Verfügung stehen.

Unsere Intention war, von der deutschen Tochterfirma zu einem amerikanischen Unternehmen umzustrukturieren, auch was Finanzen, Reportings etc. angeht. Wir sind nun eine eigenständige Firma mit eigenen Bankverbindungen und nicht mehr auf die Bankverbindungen des Gesellschafters angewiesen.

Wir verfolgen einen Plan, zu investieren, auch durch Akquisitionen. Und auch in dieser Hinsicht war und ist CrowdOut mit mir auf einer Linie.

Ändert sich auch die inhaltliche Ausrichtung des Unternehmens?

Wir fokussieren jetzt mehr auf die Technologie-Seite und wollen progressiv einen Standard für das Quoting in unserer Industrie schaffen. Derzeit ist das Quoting noch sehr heterogen.

Was kommt dabei für den Investor rum?

Da gibt es bei Private Equity unterschiedliche Strategien. CrowdOut hält im Schnitt ihre Investments für siebeneinhalb Jahre. Das heißt, es ist nicht das Ziel des Investors, nach drei Jahren eine Firma wieder zu verkaufen. Im Gegenteil, es gibt auch Firmen bei CrowdOut, die sie zehn oder mehr Jahre halten.

In welchen Bereichen wollen Sie künftig investieren?

In Regionen, die wir noch nicht besetzt haben, sowie Technologieunternehmen, die uns helfen können, unser bestehendes Portfolio so zu vervollständigen, dass wir einen Standard beim Quoting setzen können.

Warum braucht man Ihrer Ansicht nach überhaupt einen Quoting-Standard?

In spätestens fünf Jahren wird alles über APIs laufen. Und eine API ist immer eine Datenintegration ins firmeneigene System. Wenn ein OEM in Deutschland mit zehn Herstellern Geschäfte macht, muss er diese auch alle in sein System integrieren, aber das will dessen IT-Abteilung vermutlich gar nicht.

Genau in solchen Fällen kann der OEM kann seine Integration mit der Quotengine von Sourceability machen. Die Quote-Engine ist Teil der Sourcengine. Man kann hierin zum Beispiel verschiedene Quotes von Lieferanten vergleichen und von dort Orders ausführen.

Wenn eine Integration der Quote-Engine beim Kunden erfolgt, kann er sie wiederum nutzen, um alle Lieferanten im gleichen Format ihre Angebote abgeben zu lassen, wir sprechen dann von »Quoten«. Der Kunde braucht also keine X Integrationen zuzulassen, sondern hat über uns eine API, und der Kunde kann jedem Lieferanten einen Link zukommen lassen, der dann in der Quote-Engine sein Angebot abgeben kann.

Einen Standard zu setzen ist kein einfaches Unterfangen. Wie sollen die ersten Schritte aussehen – wen wollen Sie ins Boot holen?

Wir arbeiten dazu derzeit intensiv an Partnerschaften mit Herstellern und anderen strategischen Partnern.

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