Eine Befragung unter deutschen Autofahrern zeigt, welche Verkehrsverstöße besonders häufig begangen werden – und warum. Fast zwei Drittel der Befragten geben zu, Verkehrsregeln bewusst zu missachten.
Der Online-Automarkt AutoScout24 hat die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung zur Missachtung von Verkehrsvorschriften unter mehr als 1.000 Autofahrerinnen und -fahrern veröffentlicht. Dabei wurde erfragt, wie oft Autofahrer Regeln brechen, welche Regeln sie besonders häufig ignorieren und was ihre Gründe dafür sind.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) sind rund 90 Prozent aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zeigen, dass die Straßenverkehrsordnung oft nicht so penibel befolgt wird, wie es wünschenswert wäre.
Besonders häufig missachten Autofahrer Geschwindigkeitsbegrenzungen und blinken nicht korrekt. Knapp 63 Prozent der Befragten geben zu, schneller als erlaubt zu fahren, wenn keine Blitzer in Sicht sind. Beinahe jeder Zweite (46 Prozent) spart sich mindestens hin und wieder das Blinken beim Abbiegen.
Das Ignorieren solcher grundlegenden Vorschriften kann fatale Folgen haben, denn Destatis zufolge zählen Fehler beim Abbiegen neben Raserei zu den häufigsten Unfallursachen.
Schon frühere Umfragen haben gezeigt, dass der Ton auf deutschen Straßen rauer wird. Die Ergebnisse dieser Umfrage bestätigen diese gefährliche Tendenz zu Rücksichtslosigkeit und Aggression im Verkehrsraum. So sollten die Befragten auch angeben, welche Verstöße sie selbst am wahrscheinlichsten begehen.
Neben dem Weglassen des Schulterblicks und dem Verzicht auf korrektes Blinken nennen viele das fehlende Einhalten des Mindestabstands. Mehr als jeder dritte Autofahrer (37 Prozent) hält es für wahrscheinlich, selbst regelmäßig zu drängeln oder zu dicht aufzufahren. Dieses Verhalten erhöht das Unfallrisiko erheblich: Ein zu geringer Abstand zwischen Verkehrsteilnehmern gehört laut Destatis ebenfalls zu den Hauptursachen für Unfälle mit Personenschaden.
Der tägliche Stau, der Stress des Alltags und die scheinbare Harmlosigkeit kleiner Vergehen – all das führt dazu, dass 63 Prozent der deutschen Autofahrer nach eigener Aussage mindestens gelegentlich Verkehrsregeln missachten. Männer (8 Prozent) geben doppelt so häufig wie Frauen (4 Prozent) an, bei jeder Fahrt gegen die Verkehrsordnung zu verstoßen.
Für viele Autobesitzer hängt ihr Verhalten am Steuer offenbar entscheidend davon ab, ob sie die vorgeschriebenen Regeln als sinnvoll erachten. So geben 43 Prozent der Befragten an, dass sie Vorschriften missachten, wenn sie keinen schlüssigen Sinn darin sehen. Weitere 39 Prozent lassen sich vom Fehlverhalten anderer Fahrer beeinflussen. Mehr als jeder dritte Autofahrer (37 Prozent) ist sich nach eigener Einschätzung nicht immer vollständig der Verkehrsregeln bewusst und nennt dies als Grund, wieso er oder sie Verkehrsregeln nicht einhält.
Die Befragten wurden auch gebeten, einzuschätzen, in welchen Situationen oder unter welchen Begleitumständen sie besonders häufig Verkehrsverstöße begehen. So missachtet mehr als die Hälfte der Befragten die Straßenverkehrsordnung, wenn sie es eilig hat, und 42 Prozent ignorieren Verkehrsvorschriften, wenn sie gestresst sind. Immerhin ein Drittel (36 Prozent) der deutschen Autofahrer fühlt sich zudem in (vermeintlich) unbeobachteten Momenten zu Verkehrsverstößen verleitet.
Siegfried Brockmann, Geschäftsführer Verkehrssicherheit und Unfallforschung bei der Björn Steiger Stiftung, befasst sich seit über zwanzig Jahren mit dem Fahrverhalten auf deutschen Straßen. Er erklärt den Umgang miteinander im Straßenverkehr folgendermaßen:
»Eine Umfrage der Unfallforschung der Versicherer aus dem Jahr 2023 hat bereits einen Trend aufgezeigt, der auf eine Zunahme von aggressivem Verhalten im Straßenverkehr hinweist. Unser Verkehrssystem ist von einem Ellenbogen-Prinzip geprägt, das sich aus der Individualisierung unserer Gesellschaft ergibt. Es geht weniger darum, anderen absichtlich zu schaden, sondern mehr darum, sich selbst einen Vorteil zu verschaffen. Diese Mentalität nimmt in allen Bereichen unseres Lebens zu. Der Straßenverkehr ist ein Spiegelbild dieser gesellschaftlichen Dynamik. Hier gibt es aber eine entscheidende Besonderheit: Fehlverhalten im Verkehr kann schwerwiegende Folgen haben. Ein Auto stellt eine potenziell gefährliche Waffe dar. Deswegen fallen im Straßenverkehr solche gesellschaftlichen Dynamiken eindeutiger auf als in anderen Bereichen.«
Die Ergebnisse der Autoscout24-Umfrage sind online einsehbar.
Für alle, die sich beim Thema Verkehrsvorschriften auf den neuesten Stand bringen möchten, stellt das Portal Bußgeldrechner wichtige und spannende Informationen zzur Verfügung, zum Beispiel zu folgenden Aspekten:
Sollten Sie sich über Verkehrsregeln hinweggesetzt haben, können Sie sich auf den Seiten des Portals außerdem nach dem aktuellen Bußgeldkatalog ausrechnen lassen, welche Strafe eventuell auf Sie zukommt.