Rayk Blechschmidt, Microchip Technology:
Die Lieferkette ist in Zeiten von Grenzschließungen und weltweiten Lockdowns die Achillesverse der gesamten Wirtschaft. Einerseits müssen Probleme aufgrund drohender lokaler Fabrikschließungen sowie schwierige Lieferbedingungen, die sich in erhöhten Kosten für die Logistik niederschlagen, bewältigt werden. Andererseits hat die Sicherheit der Beschäftigten höchste Priorität.
Der Lockdown hat dazu geführt, dass Lieferungen von heute auf morgen durch Tier1-Kunden gestoppt wurden. Wir konnten das seitens Microchip kulant handhaben und haben eine Lieferverzögerung für die Zeit der Fabrikschließungen eingeräumt. Jetzt laufen die Produktionen zwar wieder an, aber die Bedarfe sind niedriger als vor dem Lockdown, und zwar aufgrund der Social-Distancing- und Hygienekonzepte, die die Tier1s und Autohersteller einführen müssen.
In China wurde die Automobilproduktion bereits wieder hochgefahren und die Bedarfe normalisieren sich langsam wieder. Dies wird auch durch Kaufanreize der chinesischen Regierung unterstützt.
Alles in Allem rechnen wir damit, dass die Krise bei unseren Kunden zu weiteren Verlagerungen der Produktion von Europa nach Asien und innerhalb Europas von Westeuropa nach Osteuropa führen wird. Programme dazu, die vor der Krise bereits vorlagen, werden nun beschleunigt umgesetzt.
Es war noch nie so schwierig wie heute, eine zuverlässige Prognose für 2020 abzugeben. Die meisten Unternehmen versuchen verschiedene Szenarien zu kalkulieren, je nach Länge oder Schwere der Lockdowns. Allen bisherigen Informationen zufolge halten wir ein Szenario mit einem Rückgang im zweistelligen Prozentbereich für durchaus realistisch. Das hängt aber stark davon ab, inwieweit Europa die Automobilindustrie, und hier speziell die Innovationen, unterstützt.
Auf uns bezogen würde ich sagen: Microchip ist sehr gut aufgestellt. Zum einen haben wir hoch motivierte Mitarbeiter, die in den letzten Wochen schier Unmögliches möglich gemacht haben, zum anderen haben wir aus den frühen Erfahrungen der Pandemie in China, die wir sammeln konnten, ein weltweites Hygienekonzept erarbeiten können.