Automotive-Umfrage

12. Mai 2020, 14 Bilder
© Markt&Technik

Josef Vissing, TDK Europe:

In den vergangenen 6 bis 8 Wochen hat sich die Situation stark verändert. So war der März noch von der Lage in China geprägt, mit vielen Stillständen und Einschränkungen über die gesamte dortige Automotive-Lieferkette hinweg. Uns ist es damals in China vergleichsweise schnell gelungen, unsere Produktion fast wieder auf Normalmaß anzuheben und damit die Auswirkungen auf die Lieferleistung weltweit zu minimieren. Ende März/Anfang April stoppten dann zahlreiche Automobilhersteller in Europa ihre Produktion. Zunächst füllten die Automotive-Zulieferer weiter ihre Lager und reagierten erst danach mit Kurzarbeit-Programmen und einem teilweisen, mitunter sogar kompletten Stopp ihrer Fertigungen.

Auch in dieser Phase konnte TDK seine Produktion in Abhängigkeit von den jeweiligen behördlichen Einschränkungen weitestgehend aufrecht halten. Reduzierte und teilweise auf spätere Liefertermine gelegte Bestellungen unserer Automotive-Kunden konnten wir in den meisten Fällen wunschgerecht bedienen. Hinderlich dabei waren und sind vor allem die nach wie vor geringen Luftfrachtkapazitäten, die zu stark gestiegenen Transportkosten und längeren Transportzeiten führen.

Spätestens seit Anfang Mai lassen die OEMs und Tier-1 ihre Produktionen wieder langsam anlaufen. Aus unserer Sicht ist die Automotive-Lieferkette überwiegend noch stabil. Für einen wieder steigenden Bauelemente-Bedarf im Bereich Automotive sehen wir uns gut gerüstet, die Kapazitäten unserer Fabriken stehen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, normal zur Verfügung, allerdings mit umfangreichen, durch die Corona-Epidemie bedingten Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen – dem „new normal“ eben.

Unsere Fertigung von Produkten für Automotive-Anwendungen läuft angeglichen an die derzeit schwächere Nachfrage. So haben wir etwa Umfänge und Termine von Lieferungen gemeinsam mit den Tier-1-Kunden an deren geringere Produktionsvolumina und ihre etwaigen zeitweisen Betriebseinschränkungen angepasst. Was das Volumen der in 2020 benötigten Bauelemente und Lösungen für Automotive-Anwendungen angeht, dürften sich die Ausfälle der letzten Wochen wohl nicht mehr aufholen lassen. Das nur langsame Hochfahren der Produktion bei den OEMs wirkt verzögert auf die Tier-1-Unternehmen und noch weiter verspätet auf uns, da wir in den meisten Fällen Tier-2-Lieferant sind.

Wir erwarten eine schrittweise Erholung ab Juli/August und rechnen damit, dass die gesamte europäische Automotive-Lieferkette in der zweiten Jahreshälfte wieder in einen Korridor von mehr als 80 Prozent, wenn nicht gar bis zu 100 Prozent des Vor-Corona-Niveaus einschwenken könnte. Insgesamt betrachtet bleiben heute aber noch zu viele Unwägbarkeiten, um den auf das ganze Jahr gesehenen Rückgang der Bauelemente-Stückzahlen im Automotive-Bereich zu beziffern.