Leserbrief:

Piëch und Co. auf spiegelglatter Fahrbahn

9. Dezember 2010, 11:11 Uhr | Stephan Janouch
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Die Mondlandung und die Traktionsbatterie

Vor etwa vier bis fünf Jahren ließ IBM aus ihrem Forschungslabor in  Rüschlikon (Zürich) verlauten, man hätte den OLED-Bildschirm nun zur  Serienreife fertig entwickelt, bei einer Bildschirmgröße, die in etwa DIN A4 entspricht. Ich war entzückt, hörte dann aber nichts mehr. Logisch, den IBM hat keinerlei Interesse an der Massenproduktion von Konsumprodukten. Sie leben heute vom Lizenzverkauf. Ich vermute, dass Samsung sich diese Technologie sicherte.  Zur Erinnerung: Aus dem gleichen Labor kamen die Supraleitung bei höheren Temperaturen und das Rasterelektronenmikroskop. Warum ich daran erinnere? 2009 ließ IBM verlauten, man wolle sich die Metall-Luft-Batterie vorknöpfen. Eine Speichertechnik mit der sich theoretisch die zehnfache Kapazität der aktuell besten Batterien erreichen lässt. Ihre starke Neigung, immer wieder unverhofft zu explodieren ließ alle, die sich daran versuchten - sogar die Japaner - kapitulieren. Nun, IBM soll gesagt haben, sie verfügten im Konzern über alles Wissen und alle Technologien, um der Probleme Herr zu werden. Wenn IBM das sagt, sollte man aufmerken. Die oben aufgeführten Beispiele sind ein Beweis dafür. Unlösbares zu knacken, ist die Spezialität dieses nach außen hin still gewordenen Technologiekonzerns. Hätten die Amerikaner 1969 für die Mondlandung oder für die Bezwingung der Russen eine Batterie gebraucht, wie wir sie heute für das Auto entwickeln müssen, dann gäbe es diese längst. Zum Mond ging es leider ohne, bis zum Mittelmeer geht es dummerweise nicht.

Zu Ihrer trockenen Bemerkung im Zusammenhang mit VW passt auch, dass man dort mehr daran interessiert ist, deutsche Fernseh-Shows mit penetranter und neuerdings sogar unverantwortlich gefährlicher Autowerbung zu unterwandern. Die Versteckte Kamera bewegt sich im gleichen Fahrwasser. Seit bald drei Jahrzehnten werden die deutschen Krimiserien von den Drehbuchautoren pflichtbewusst um Automarken herum geschrieben. Es gab mal eine Zeit, da hatte Derrick in München tatsächlich noch ein Büro. Aber seit Mitte der Achtzigerjahre steigen Kommissare unentwegt aus dem Auto, ins Auto, kommen angefahren und fahren los. Das jeweilige Markenemblem immer gut sichtbar in der Bildmitte, mal 'zooming in', mal 'zooming out'. In keiner Fernsehsendung, in keiner Zeitung habe ich auch nur den kleinsten Hinweis auf diesen Zusammenhang gesehen. Verständlich. Keiner will sich da etwas verscherzen. Die öffentlich-rechtlichen Gebührensender (bei uns in der Schweiz genauso wie bei Ihnen in Deutschland) brauchen das Gebührengeld weitgehend um die Hundertschaften ausgedienter, quasi verbeamteter, ehemaliger Moderatoren, Schauspieler (alle -innen inbegriffen) auf ruhigen Verwaltungsposten in den wohlverdienten Ruhestand zu begleiten. Für den "Inhalt" von Shows, für Filme und Serien bleibt da nichts mehr übrig. Um diesen Teil  kümmern sich jetzt eben die Marken-Promoter. Wer genauer hinschaut, stellt auch seit Jahren fest, dass Mercedes, BMW, Audi und VW die Kamera-Teams stellen, die hohe Politiker - immer ankommend und abfahrend - für die Hauptnachrichten treu wie Hunde begleiten.

Tesla war ja, wie wir wissen, ein hochbegabter Spinner - der u.a. den bürstenlosen Drehstrommotor erfand. Heute setzen wir mehr auf kompetente CEOs - die auch fähig sind, z.B. einen Steve Jobs zu feuern...   

Herbert Graf


  1. Piëch und Co. auf spiegelglatter Fahrbahn
  2. Die Mondlandung und die Traktionsbatterie

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