Das Potential vieler heute gebräuchlicher Technologien und Produkte wurde bei deren Entwicklung falsch eingeschätzt. Warum auch heute noch einige Firmen auf dem Holzweg sind und ob noch Hoffnung auf eine neue Batterietechnologie besteht, erfahren Sie in diesem Leserbrief, der uns aus der Schweiz erreichte.
2007, also noch zu Zeiten der Alten Welt, fragte ich einen Audi-Insider vorsichtig und leise, aber natürlich mit provokativer Absicht, was sie den vom Hybrid und dergleichen hielten bzw. wie weit sie in der Entwicklung auf diesem Gebiet seien. Die Antwort kam fast explosiv: "Alles Hype, alles Mache, alles Schaum!". Daraufhin vermied ich es, das Thema weiter zu beackern.
Wenn Piëch und Co. nicht aufpassen, finden sie sich plötzlich auf spiegelglatter Fahrbahn wieder. Ich bin ziemlich sicher, dass es 1910 in London, Paris, Berlin und Wien jährlich einen Salon gab, auf welchem die neuesten und feinsten Kutschen präsentiert wurden, vom flotten Einspänner für die Lady, über den Zweispänner für seine Lordschaft bis zum Vierspänner für den Gesellschaftsausflug in den Bois de Boulogne der in den Wienerwald. Mit feinster Federung und Goldbeschlägen.
Das ideale Automobil (setzen wir die Batteriefrage als gelöst voraus) hat vier Radnabenmotoren, perfekt vernetzt über einen flotten Prozessor mit unübertrefflich dosierter Kraftverteilung, jeder nur denkbaren Situation optimal angepasst. Gleichzeitig fungieren die vier Motoren als perfekte, rekuperative Bremsen mit nie blockierenden Rädern. Die hydraulischen "Zangen" braucht man nur noch für den letzten Verzögerungsrest bis zum Stillstand. Dieses Automobil benötigt kein einziges Zahnrad, keine Kardanwelle, kein Getriebe, kein Differenzial, keinen Wandler, keinen mechanischen Kraftverteiler, keinen Ventilantrieb, nichts von all den bewundernswerten mechanischen Komponenten, für deren Entwicklung und Perfektionierung deutsche Ingenieurskunst Weltruhm erlangte.
In den Neunzigerjahren predigte ich den flachen Bildschirm, der 1998 mit einer Größe von 15 Zoll ca. Fr. 8.000,- kostete. Die Stadtverwaltung Zürich wusste nichts Gescheiteres, als seine Anschaffung aus Spargründen per Dekret zu verbieten.... Heute kriegen wird Riesenschirme, superflach, für wenige hundert Franken oder Euro nachgeschmissen. Eduard Rhein hat über Jahrzehnte sein Preisgeld von einer Million DM bereitgehalten für den, der den ersten flachen Bildschirm baut. Ich weiß nicht, ob er das Geld nach Japan schicken musste oder ob ihm die Erkenntnis erspart blieb, dass der Preis nicht, wie von ihm sicher erhofft, in Deutschland ausbezahlt werden konnte. Hier streckte man die Waffen. "Viel zu teuer, viel zu unsicher, viel zu kompliziert". In Japan hielt der Staat indessen seine schützende Hand über die hartnäckigen LCD-Entwickler. Ähnlich werden es die Chinesen in Sachen Antriebsbatterie halten.