OLED (Organic Light Emitting Diode)-Displays aus Plastik sind von Natur aus sehr biegsam und können einen tiefen Schwarzton wiedergeben. Gegenwärtig sind sie allerdings für Automobilanwendungen weniger geeignet, da das Umfeld eine lange Lebensdauer unter rauen Umgebungsbedingungen erfordert. OLCDs hingegen verwenden Verfahren und Materialien, die bereits für den Automobilbereich zugelassen sind. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass OLCDs eine ähnliche Kostenstruktur wie herkömmliche Glas-LCDs aufweisen und folglich wesentlich kostengünstiger sind als Plastik-OLED-Displays. Zusätzlich können die hohen Helligkeitsanforderungen von Automobilanwendungen durch den Einsatz einer zusätzlichen Lichtquelle erfüllt werden, ohne dass sich das negativ auf die Lebensdauer des Displays auswirkt. Im Gegensatz dazu nimmt die OLED-Lebensdauer mit ansteigender Helligkeit rapide ab.
Die Viabilität von OLCDs für Automobilanwendungen ist aus den kommerziellen Kooperationsinitiativen ersichtlich, die mit Automobil-OEMs und Tier-1-Zulieferern entstehen. So hat FlexEnable beispielsweise formbare OLCDs für das autonome Auto XiM17 von Yanfeng Automotive Interiors bereitgestellt (Bild 7). Das Innenraumkonzept des Fahrzeugs wurde im Jahr 2017 auf der North American Auto Show in Detroit präsentiert. Das 12,1-Zoll-Display wurde in die A-Säule des Fahrzeugs integriert, um erhöhte Sichtbarkeit und Sicherheit zu erreichen. Bei dem Anwendungsbeispiel wird deutlich, dass neben dem biegsamen Display auch eine große Fläche, ein hoher Helligkeitsgrad sowie eine lange Lebensdauer benötigt werden – eine Kombination von Kriterien, die andere biegsame Display-Techniken, wie flexible OLED-Displays, nicht erfüllen können.
Flache, rechteckige Displays auf Glasbasis können die Anforderungen von HMIs im Automobilbereich künftig nicht mehr erfüllen. Nicht-flache und nicht-viereckige Displays eröffnen neue Chancen für Designer, stellen sie aber auch vor neue Herausforderungen. Die ursprünglich flachen Displays werden laminiert und in eine gewölbte Abdeckscheibe („Fenster“) eingebaut. Das Profil des Fensters ist sehr spezifisch auf die Innenraumgestaltung des jeweiligen Fahrzeugs ausgelegt. Tier-1-Zulieferer und Display-Hersteller können durch eine enge Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern auf Ebene des Display-Moduls einen Mehrwert für die Kunden schaffen. In vielen Fällen werden die Funktionen des HMI, die ein formbares Display ermöglicht, Tier-1- Zulieferer zur Entwicklung eines Systems zwingen, das auch Kameras und Bildverarbeitungstechniken mit einschließt. Damit steht in der Lieferkette erheblich mehr auf dem Spiel – gleichzeitig ergeben sich mehr Chancen für die Generierung von Mehrwert, als das beim bloßen Display-Modul der Fall ist.
All diese Faktoren wirbeln gemeinsam den Markt für Fahrzeug-HMIs auf – der Fahrzeuginnenraum wird schon in naher Zukunft völlig anders aussehen, als heute.
Literatur
[1] IHS Markit: “2017 IHS Markit Connected Services and Apps Consumer Survey”.
[2] http://news.ihsmarkit.com/press-release/technology/automotive-touch-screen-shipments-top-50-million-units-2017-ihs-markit-says
[3] https://www.displaydaily.com/press-release/54946-new-camera-and-display-mirrors-enhance-vehicle-safety-and-fuel-efficiency-challenging-traditional-mirror-solutions-ihs-markit-says
Der Autor
Simon Jones
ist Commercial Director bei FlexEnable und für den Ausbau der geschäftlichen Tätigkeit des Unternehmens verantwortlich. Im Laufe seiner Karriere war er für Liquivista, Plastic Logic und Dow Corning tätig. Simon Jones hat sein Studium der Elektronik an der Universität Sheffield abgeschlossen sowie ein MBA am Henley Management College erworben.
simon.jones@flexenable.com