Multi Layer Display von Aptiv

Kombination aus physikalischer Tiefe und hoher Bildqualität

15. Januar 2018, 11:30 Uhr | Von Lee Bauer und Rudolf Hemmert
Bildschirmtechnologie mit intelligenten Kompositionen.
© Delphi

MLD, das Multi Layer Display von Aptiv, ist eine Bildschirmtechnologie mit einer intelligenten Komposition aus Standardelementen, zwei frei konfigurierbaren Darstellungsebenen und einem natürlichen dreidimensionalen Seherlebnis. Erster Hersteller, der das Display zum Einsatz bringt, wird BMW sein.

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Analoge Tachometer und Drehzahlmesser sind Auslaufmodelle. Das Cockpit der Zukunft wird viel mehr darstellen müssen als einige wenige Zeiger und Lämpchen. Insbesondere durch eine attraktive Visualisierung der Fahrzustände und der Reaktionen des Fahrzeugs auf das Verkehrsgeschehen kann dem Fahrer mehr Vertrauen in die automatisierten Fahrfunktionen vermittelt werden. Dieses Vertrauen in die Technik gilt gemeinhin als Schlüsselfaktor für die Marktakzeptanz des autonomen Fahrens. Das MLD-Display von Aptiv (früher Delphi) bietet mit seiner erstaunlich realistischen dreidimensionalen Darstellung, kontextbezogenen Anzeigen, seiner leichten und raschen Ablesbarkeit und verringertem Ablenkungspotenzial für den Fahrer die perfekte Bühne für das künftige Informationsmanagement im Auto.

Ursprünglich stammt die MLD-Technologie aus dem Gaming-Bereich, wo sie vor einigen Jahren vor allem im US-amerikanischen und japanischen Markt eingeführt wurde. Delphi hat Anfang des Jahres 2016 den Pionier der MLD-Technik, PureDepth, übernommen. Gemeinsam forciert man nun die Industrialisierung dieser speziellen Display-Technologie im Automobil. Die speziellen Kenntnisse von PureDepth über die optische Darstellung und die Entwicklung geeigneter Anzeige- und Bedieninhalte ergänzt Delphi in idealer Weise mit dem Know-how über automobile Standards und Spezifikationen, die Buskommunikation sowie die funktionale, elektrische und mechanische Integration ins Automobil.

Aktuell befindet sich das MLD-Display in der Vorserienentwicklung, erste A-Muster des Displays sind bei interessierten Automobilherstellern schon in der Erprobung. Dabei handelt es sich um eine Darstellung in hoher Auflösung – 1920 x 720 Pixel – für die im Automotive-Bereich gebräuchliche 12,3-Zoll-Bildschirmdiagonale. Die seriennahen Prototypen stoßen bei vielen Kunden in Nordamerika, Europa und Asien – sowohl aus dem Premium- als auch aus dem Volumensegment – auf großes Interesse. Vor allem, weil es sich um eine durchdachte Zusammenstellung aus Standardkomponenten handel, wie handelsüblichen TFT-In-Plane-Switching-Displays in Normaly-Black-Modus mit einer intransparenten Flüssigkristallanzeige bei nicht angelegter Spannung sowie einer intelligenten Content-Aufbereitung.

3D ist nicht gleich 3D

Heute wird die stereoskopische Darstellungstechnik, bekannt aus dem Kino oder Home-Entertainment-Bereich, umgangssprachlich als 3D-Display bezeichnet (Bild 1). Bei ihr nehmen linkes und rechtes Auge jeweils verschiedene Teilbilder wahr, die dann im Gehirn zu einem räumlichen Gesamtbild fusioniert werden.

 Vergleich von 3D-Displays in der Automobilbranche
Bild 1. Vergleich von 3D-Displays in der Automobilbranche.
© Delphi

Allerdings weist diese Technik einige Nachteile auf:

  • Teilweise ist eine Spezialbrille erforderlich.
  • Für Menschen, die nur mit einem Auge sehen können, sowie Personen mit verschiedenen Kontaktlinsen als Korrekturhilfen für Nah- und Fernsicht ist stereoskopisches Sehen nicht möglich.
  • Zusammen mit weiteren Personen mit Sehfehlern dürften etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung von dieser Art des 3D-Sehens ausgeschlossen sein.
  • Teilweise treten beim stereoskopischen Sehen Ermüdung der Augen oder Schwindelerscheinungen auf – eventuell sogar Übelkeit – oder Kopfschmerzen.
  • Stereoskopisches Sehen gelingt teilweise nur nach längerer Fokussierungszeit der Augen, was die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen erhöht und somit die Eignung für automobile Anwendungen in Frage stellt.

Durch das natürliche optische Prinzip mit zwei tatsächlich räumlich getrennten Ebenen treten bei der MLD-Technik diese Nachteile nicht auf. Die wirklich vorhandene räumliche Tiefe fordert im Vergleich zu einem zweidimensionalen Standardbildschirm keine längere Fokussierungszeit. Jedes dargestellte Objekt befindet sich auch exakt dort, wo es Augen und Gehirn verorten. Bei stereoskopischen 3D-Displays hingegen können durch die eigentlich nur zweidimensionale Darstellungsart im menschlichen Gehirn Irritationen, Stress und letztendlich Kopfschmerzen und Ermüdungserscheinungen ausgelöst werden.

 MLD bietet physikalische Tiefe mit ursprünglicher Bildqualität und einer überzeugender Übersicht
Bild 2. MLD bietet physikalische Tiefe mit ursprünglicher Bildqualität und einer überzeugender Übersicht.
© Delphi

Hinzu kommt, dass die Grafiken des MLD-Displays bei deutlich größeren seitlichen Blickwinkeln als bei stereoskopischem 3D noch ungestört wahrgenommen werden. Selbst der eigentliche Vorteil des stereoskopischen Prinzips – die unendliche Tiefenstaffelung – stellt sich in der praktischen Anwendung im Fahrzeug eher als ein Nachteil dar, weil der Betrachter keine konkreten Darstellungsebenen verorten kann.
Das über das reine 3D-Sehen beim MLD-Display hinausgehende Konzept, akute Warnmeldungen wie etwa eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem vorderen TFT-Display (Bild 2) viel auffälliger als die Statusinformationen auf dem hinteren TFT-Display darzustellen, sorgt für ein deutlich schnelleres Erkennen und somit eine verkürzte Reak¬tionszeit als bei herkömmlichen oder stereoskopischen Displays. Das hat auch eine interne Studie eines OEMs ergeben, der an Probanden das MLD-Display mit anderen Display-Technologien verglichen hat.

Durch seine beiden Ebenen kann das MLD-Display theoretisch eine doppelt so hohe Informationsdichte realisieren. Besonderes Augenmerk bei der Content-Erstellung liegt dennoch darauf, die verfügbare Pixeldichte sorgsam zu verwenden, um den Fahrer in seiner Wahrnehmung nicht zu überfordern. So lassen sich etwa bei der Routenführung Richtungshinweise, Geschwindigkeitslimits oder Staumeldungen auf dem vorderen Display hervorheben, während im Hintergrund weiterhin die Kartendarstellung sichtbar ist. Auch der Wechsel von bestimmten Statusinformationen – ein Vorgang, den der Fahrer oft nicht bemerkt – lässt sich beim MLD-Display auffälliger gestalten. Etwa, indem die Statusinformation von der hinteren Display-Ebene auf die vordere gleitet, sich dabei vergrößert und an Farbintensität zunimmt und somit zu einer akuten Warnmeldung wird. Alle diese Darstellungsformen bewirken, dass der Fahrer den Blick beim MLD-Display nicht so lange von der Straße abwenden muss, weil er die Bildschirminformationen intuitiver und schneller wahrnimmt.

 


  1. Kombination aus physikalischer Tiefe und hoher Bildqualität
  2. Weniger kann besser sein

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