Brisant und besonders schmerzlich für Waymo dürfte aber sein, dass Otto, die ehemalige Mitarbeiter von Apple, Google Maps und Tesla gewonnen hatte, an eigenen LIDAR-Systemen tüftelte. Die kurze Geschichte von Otto ist übrigens absichtlich in der Vergangenheitsform beschrieben. Denn Uber übernahm die Firma im August 2016 nur wenige Monate nach der Gründung – für immerhin 680 Mio. Dollar. Den kurzzeitigen Otto- und nun Uber-Mitarbeitern dürfte das nicht geschadet haben. Uber sieht die Geschichte übrigens heute genauso, wie Curtiss im Jahre 1909: Ein Rivale soll einfach über einen Gerichtsprozess ausgebremst werden.
Wie der Fall für Google/Waymo und Uber ausgeht, bleibt offen. Der Streit zwischen Curtiss und den Gebrüdern Wright (Wilbur Wright war 1912 gestorben) zog sich jedenfalls über Jahre hin – bis die US-Regierung dem Treiben 1917 anlässlich des Eintritts der USA in den ersten Weltkrieges ein Ende setzte: Jetzt bestand kein Interesse mehr an unergiebigen Rechtsstreits rivalisierender Unternehmen. Wie Andreas Begemann (»Die Rolle von Patenten in der zivilen Luftfahrindustrie aus historischer und rechtsvergleichender Sicht«) schreibt, sammelte die neu gegründete Manufacturers Aircraft Association die Patente der Luftfahrtunternehmen und legte auch fest, wie die Lizenzgebühren zwischen Wright und Curtiss aufgeteilt werden sollte. Ansonsten galt: Freier Zugang zu anderen Erfindungen und Ideen.
Auch der Rechtsstreit von Waymo gegen Uber dürfte noch länger köcheln. Denn Waymo-Mitarbeiter Gary Brown, der oben erwähnte Zeuge, belastet weitere ehemalige Mitarbeiter, Daten gestohlen und an Uber weitergegeben zu haben. Waymo will außerdem weitere Zeugen benennen. Uber gibt sich derweil cool und lässt verlauten, dass die Anschuldigungen grundlos seien.