Der ADAC erwartet 2025 steigende E-Auto-Zulassungen durch strengere CO2-Grenzwerte und höhere Rabatte. Neue Modelle unter 25.000 Euro und mehr Ladeinfrastruktur sollen die Nachfrage ankurbeln. Experten fordern verlässliche politische Rahmenbedingungen und kritisieren uneinheitliche Förderpläne.
Der ADAC erwartet für das laufende Jahr einen Anstieg bei den Zulassung von E-Autos, da der Druck auf die Hersteller durch reduzierte CO2-Flottengrenzwerte steigt. Autokäufer könnten davon voraussichtlich durch höhere Rabatte profitieren, teilte der Verkehrsclub mit.
Der E-Auto-Boom in Deutschland war im vergangenen Jahr jäh gestoppt worden. Lediglich rund 380.600 reine Elektro-Pkw wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 2024 neu zugelassen. Das war mehr als ein Viertel weniger als im Jahr davor. Um die Attraktivität der E-Mobilität zu steigern, seien günstigere Modelle sowie bezahlbare und transparente Ladepreise entscheidend, betonte der ADAC.
Positiv bewertet der Verkehrsclub, dass einige Hersteller für dieses Jahr neue Einstiegsmodelle unter 25.000 Euro angekündigt haben. »Das Modellangebot wächst, und auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet voran«, sagte Stefan Gerwens, Leiter Verkehr beim ADAC. So habe 2024 die Anzahl der Ladepunkte um über 20 Prozent zugenommen, bei den Schnellladern sogar um fast 40 Prozent. Allerdings gebe es bei den Preisen für den Ladestrom noch immer große Unterschiede und Unklarheiten.
Entscheidend dürfte nach Ansicht des ADAC auch der Ausgang der Bundestagswahl Ende Februar sein. »Verlässliche politische Rahmenbedingungen sind für den Hochlauf der E-Mobilität unabdingbar«, so Gerwens. Private Käufer stellten angesichts fortdauernder Unsicherheiten eine Kaufentscheidung entweder zurück oder wichen auf Verbrenner aus.
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die von der CSU ins Spiel gebrachte E-Auto-Prämie von 4.000 Euro als guten Vorschlag, allerdings nicht nur für deutsche Produkte. »Wenn wir Elektromobilität wollen, dürfen wir chinesische oder französische Autos doch nicht ausklammern«, sagte Dudenhöffer der »Neuen Osnabrücker Zeitung«. Eine allgemeine Kaufprämie sollte aber mit einer Gesamtstrategie kombiniert werden. »Man muss den Menschen zeigen, dass das Elektroauto langfristig gewünscht ist und die neue Form der Mobilität darstellt. Ein 4000-Euro-Scheck alleine reicht da nicht.«
Kritik äußerte Dudenhöffer an der Forderung von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, das EU-Verbrennerverbot zurückzunehmen. »Das Verbrenner-Aus zu kippen bedeutet, den Menschen zu sagen: Bitte kauft keine E-Autos!«
Insgesamt ließ der Gründer des privaten Center Automotive Research (CAR) an den Partei-Plänen zum E-Autos kaum ein gutes Haar. Der Name Robert Habeck stehe für die Bauchlandung des Elektroautos in Deutschland. Nun wolle der Kanzlerkandidat der Grünen das Ganze mit einer von Tesla abgekupferten Idee retten - mit gerade mal 1.000 Euro Ladestrom-Guthaben und einer hoch komplizierten Abwicklung.
Die von der SPD geplante Steuergutschrift beim Kauf eines E-Autos sei zwar besser als der »substanzlose Habeck-Vorschlag«, werden nach Einschätzung des Experten das Steuer aber auch nicht herumreißen. »Was zählt, ist der Preis des Autos beim Verkäufer - die Fahrzeugsteuern kennt kaum jemand.«
Bayern ist wieder Nummer eins bei den Neuzulassungen von reinen Elektroautos. Der Freistaat hat im vergangenen Jahr Nordrhein-Westfalen knapp überholt, wie Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen.
Konkret waren es 81.054 BEVs in Bayern und damit 44 mehr als im deutlich bevölkerungsreicheren NRW, das in den Jahren 2020 bis 2023 stets die Nase vorn gehabt hatte. Der dritte Platz geht, wie in den Jahren zuvor, an Baden-Württemberg mit 66.479 rein batteriebetriebenen Elektroautos.
Bundesweit waren die Elektro-Neuzulassungen vergangenes Jahr um gut 27 Prozent gesunken. In Bayern ließen sie ebenfalls deutlich nach, mit einem Rückgang um 23 Prozent aber unterdurchschnittlich.
Dem Freistaat kommt neben relativ hohen Durchschnittseinkommen auch zugute, dass er mit BMW und Audi über zwei Autohersteller verfügt. Typischerweise gibt es an den Standorten der Hersteller eine gewisse Menge an Eigenzulassungen und Mitarbeiterfahrzeugen, die die Statistik nach oben treiben. 2024 wurden bundesweit rund 10 Prozent der Elektroautos auf Hersteller zugelassen. 2023 waren es nur knapp 6 Prozent.
Parallel dazu sank der Anteil der Neuzulassungen auf Privatpersonen von 43 auf 36 Prozent. Dass die bayerische Bevölkerung kleiner ist als die in NRW, fiel dementsprechend nicht mehr so stark ins Gewicht. Hintergrund dieses Rückgangs dürfte vor allem der Wegfall der staatlichen Prämie für Privatkäufer gewesen sein.