So oder so ähnlich könnte in Zukunft das Fahrzeug dem Fahrer mitteilen, dass er nicht fahrtüchtig ist, ob er dann weiterfahren kann, oder das Auto das nicht zulässt, ist Entscheidung des OEMs. Die Trunkenheit zu erkennen, wiederum hat sich CorrActions zur Aufgabe gemacht.
»Alkohol ist in den USA für 30 Prozent der tödlichen Unfälle im Verkehr verantwortlich, das sind mehr als 10.000 Tote pro Jahr«, erklärt Ilan Reingold, CEO von Corractions. Aber auch müde Fahrer sind ein Problem. Laut Reingold sind sie in den USA in 17,6 Prozent aller schweren Unfälle verwickelt, bei denen jedes Jahre 6.400 Menschen sterben und mehr als 100.000 verletzt werden. Und als letzten Punkt verweist Reingold noch auf abgelenkte Fahrer, einschließlich kognitiver Ablenkungen wie Gespräche, Tagträumen oder Sorgen. Laut seiner Aussage sind sie die Ursache für 8 Prozent der tödlichen Kollisionen in den USA, bei denen jedes Jahr nochmals 3.000 Menschen ums Leben kommen. »Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, all diese Punkte zu identifizieren, um letztendlich die Verkehrssicherheit zu verbessern und Leben zu retten«, so Reingold weiter.
Das von CorrActions entwickelte Neuro-Monitoring bietet eine robuste und zuverlässige Möglichkeit, Fahrverhalten unter Alkohol einwandfrei zu erkennen und kann das Ergebnis von Alkoholsensoren im Fahrzeug differenzieren oder absichern. Die NeuroMonitor-Lösung nutzt eine einzigartige, patentierte Technologie, die die Gehirnaktivität anhand von Mikrobewegungen der Muskeln analysiert, die von vorhandenen Sensoren im Fahrzeuginneren, wie z. B. dem Lenkrad, erfasst werden. Es handelt sich um eine reine Software-Lösung auf KI-Basis, die den gesamten Bereich der Blutalkoholkonzentration (BAK) mit nahezu null Fehlalarmen erkennt - lange bevor körperliche Symptome auftreten oder ohne, dass der Fahrer selbst etwas zur Detektion unternehmen muss. Das System übertrifft damit die begrenzten Möglichkeiten kamerabasierter Lösungen deutlich und reagiert unverzüglich. Denn im Gegensatz zu Alkoholtestern oder berührungsbasierten Sensoren überwacht es den kognitiven Abbau in Echtzeit und kann nicht umgangen werden. Damit entfällt für Autohersteller die Notwendigkeit, zusätzliche Hardware hinzuzufügen, um die neuen Protokollanforderungen zu erfüllen, auch weil es mit jedem Prozessor in jedem Fahrzeug funktioniert.
Der Mensch führt vom Gehirn angeregte sog. Mikromuskelbewegungen durch, ohne dass er diese bewusst steuern kann. Aus diesen mikroskopisch kleinen Muskelbewegungen können Neurologen auf den Zustand des Gehirns schließen, also auch auf Alkoholgenuß. Und diese Erkenntnisse der Neurowissenschaft nutzt CorrActions, um den Zustand des Fahrers zu erkennen.
»Unsere Lösung bietet den Autoherstellern die Möglichkeit, die Euro NCAP-Sicherheitsbewertungen für 2026 zu erfüllen und zu übertreffen«, erklärt Reingold weiter. »Wenn die Hersteller jetzt handeln, können sie sicherstellen, dass ihre Fahrzeuge auf die kürzlich veröffentlichten Euro NCAP-Sicherheitsbewertungen vorbereitet sind und ein sichereres Fahrumfeld für alle Verkehrsteilnehmer unterstützen.«
Bekanntermaßen bieten manche OEMs die Möglichkeit, dass das Auto den Fahrer erkennt und beispielsweise die Sitzeinstellung entsprechend ändert. Vorstellbar ist, dass diese Möglichkeit auch dazu genutzt werden kann, dass der CorrActions-Algorithmus auf einen bestimmten Fahrer abgestimmt wird, um die Leistung sogar noch zu verbessern. Reingold ist aber überzeugt: »Aber eigentlich brauchen wir das nicht, die Ergebnisse sind auch so hervorragend.«
Laut seiner Aussage bringt CorrActions als erstes Produkt eine Software auf den Markt, die den Alkohol misst, noch in diesem Jahr soll aber auch Software angeboten werden, die Müdigkeit, Schläfrigkeit und kognitive Ablenkung erkennt, um auch diese Probleme zu adressieren. Derzeit arbeitet CorrActsions laut Reingold mit Erstausrüstern und Tier-1-Unternehmen zusammen, um die Software in das Fahrzeug zu integrieren, der Aftermarket wird noch nicht adressiert. Dafür will das Unternehmen in diesem Jahr noch die Zusammenarbeit mit Flotten und Anbietern von Telematikdienstleistern verstärken, damit auch sie die Möglichkeit haben, diese Software zu nutzen. Reingold: »In Fuhrparks gibt es eine Vielzahl von Fahrzeugen, sodass es weniger sinnvoll wäre, darauf zu warten, dass jeder einzelne Fahrzeughersteller die Software nutzt, sondern hier könnten die Telematik-Anbieter die Software in ihrer Cloud einsetzen, um diese Analysen durchzuführen.«
Nicht nur Euro NCAP will in Zukunft die Erkennung von Beeinträchtigungen, die nicht auf Ermüdung zurückzuführen sind, wie z. B. Alkohol, in seine Bewertungen einführen. Denn in den Vereinigten Staaten treibt die NHTSA ähnliche Bemühungen im Rahmen des »Infrastructure Investment and Jobs Act«“ voran. Der schreibt vor, dass alle Neufahrzeuge bis 2026 mit Alkoholerkennungssystemen ausgestattet sein müssen. Die im Januar 2024 veröffentlichte »Advance Notice of Proposed Rulemaking« der NHTSA unterstreicht den wachsenden internationalen Fokus auf nicht-invasive Technologien zur Verbesserung der Fahrsicherheit und zur Bekämpfung von Fahruntüchtigkeit.
Neben der NHTSA unterstützen auch das National Transportation Safety Board, das Insurance Institute for Highway Safety und Mothers Against Drunk Driving sowie andere Sicherheitsorganisationen die Bemühungen um die Entwicklung von Systemen zur Erkennung von Fahruntüchtigkeit.
Über CorrActions
Das israelische Start-up wurde 2019 von Elad Hochman und Zvi Ginosarin gegründet und hat 2021 von Investoren 2,7 Mio. Dollar erhalten und wird darüber hinaus von einer Millioneninvestition des Volvo Cars Tech Fund unterstützt.
Mit der Unterstützung von Branchenführern wie Volvo, Goodyear und Blackberry engagiert sich CorrActions aktiv bei Normungs- und Regulierungsgremien wie Euro NCAP in Europa und NHTSA in den USA.