Der Test auf dem tatsächlichen Steuergerät erfordert die Konfiguration aller AUTOSAR-Basis-Software-Module, d.h. der hardware-unabhängigen und der hardware-abhängigen Module. Die Konfiguration der Module erfolgt einerseits nach den projektspezifischen OEM-Vorgaben, andererseits nach steuergerätespezifischen Optimierungsmaßnahmen. Zum Beispiel wird die Konfiguration des Kommunikations-Stacks größtenteils aufgrund des OEM-Nachrichtenkatalogs durchgeführt, wobei steuergerätespezifische Optimierungsmaßnahmen, wie beispielsweise die Pufferanzahl, noch nachjustiert werden können. Bei rund 60 Basis-Software-Modulen sind im Durchschnitt mehrere tausend verschiedene Parameter einzustellen, die den gesicherten Betrieb auf dem Steuergerät gewährleisten. Je früher man diese Parametrierung beginnen kann, desto einfacher wird die spätere Inbetriebnahme.
Damit Entwickler ihre Anwendung und deren Integration früher und schneller testen können, hat EB (Elektrobit) ein Werkzeug entwickelt, mit dem es möglich ist, die zu entwickelnde Steuergeräte-Software in einer frühen Phase noch ohne Hardware zu testen: In EB tresos WinCore sind alle hardware-unabhängigen AUTOSAR-Basis-Software-Module, die auch auf dem realen Steuergerät verwendet werden, enthalten. Das AUTOSAR-Betriebssystem läuft unter Windows, die hardware-abhängigen MCAL-Module (Microcontroller Abstraction Layer) emulieren die Hardware-Funktionen. Damit steht Entwicklern der gesamte AUTOSAR-Stack zur Verfügung, auf dem sie die Software-Komponenten bzw. die eigentliche Applikation laufen lassen können.
Da der PC in der Regel leistungsfähiger ist als das spätere Zielsystem, sind Echtzeit-Kriterien an dieser Stelle noch nicht überprüfbar. Task-Unterbrechungen und Verdrängungsszenarien wird man also am PC nicht feststellen, da je nach verwendeter Komponente sich die später verwendete, reale Hardware hinsichtlich Ausführungsgeschwindigkeit, Speicherplatzangebot und anderen leistungsbestimmenden Details unterscheidet.
Jedoch können mit EB tresos WinCore die korrekte Funktion des AUTOSAR-Stacks nachgewiesen und die Lauffähigkeit der BSW-Module frühzeitig sichergestellt werden. Das stellt einen enormen Fortschritt und Zeitgewinn im Entwicklungsprozess dar. Denn bevor aus einem Sensorsig-nal eine Botschaft wird, die am Bus ankommt, sind mindestens vier bis fünf Module in der direkten Aufbereitung aktiv.
Zu Testzwecken wurde bisher der AUTOSAR-Stack auf einem Evaluierungs-Board integriert. Im Fehlerfall musste dann jedoch erst der Nachweis erbracht werden, dass nicht der Hardware-Testaufbau fehlerbehaftet ist. Zudem ist es zeitaufwendig Konfigurationsfehler im AUTOSAR-Stack auf der realen Hardware zu finden. Diese Tätigkeit kann auf einem Windows-basierten System deutlich erleichtert werden.
EB tresos WinCore ermöglicht es, große Teile des Steuergeräts schon in einer frühen Phase ohne Ziel-Hardware zu entwickeln, zu parametrieren und auch auf korrekte Arbeitsweise zu testen. Bild 2 zeigt, wie die Daten aus einer Software-Komponente konsistent weitergegeben und eine Busnachricht auf einem virtuellen Bus gesendet wird.