Test von Fußgängerschutz-Assistenzsystemen

Mehr Bewegungsfreiheit für den Dummy

18. Juni 2015, 17:30 Uhr | Ingo Kuss
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Menschliche Bewegungsmuster und künstliche Muskeln

Auf der Testfläche befinden sich, in einem Dreieck zueinander aufgestellt, drei Masten an denen jeweils ein Seil befestigt ist. Diese, aus dünnem Kunststoff bestehenden, sogenannten Hauptseile führen von den Masten zu einem Befestigungsstab in der Mitte der Aktionsfläche. Dieser dient der Befestigung des Fußgänger-Dummys. Um eine Irritation vor allem radargestützter Assistenzsysteme zu vermeiden und Testergebnisse nicht zu verfälschen, ist der Befestigungsstab, wie alle im abfahrbaren Bereich verwendeten Materialien, aus nicht elektrisch leitenden Werkstoffen. Vier Stabilisator-Seile (dünne Kunststoffseile), die ebenfalls am Befestigungsstab zusammenlaufen, sorgen für eine Stabilisation des Fußgänger-Dummys, so dass auch bei spontanen Richtungswechseln keine Pendelgefahr besteht. Zudem sind diese Seile für die Seitendrehung und die Oberkörperneigung des Fußgänger-Dummys zuständig. Entsprechend den menschlichen Bewegungsmustern beim spontanen Sprint oder abrupten Abbremsen ist hier momentan ein Neigungswinkel von bis zu 35 Grad möglich. Bis zu 10m/s können dadurch mit einem bis zu 50 kg schweren Fußgänger-Dummy erreicht werden.

Um den Fußgänger-Dummy zu bewegen, ist jeweils ein Motor an jedem der drei Masten angebracht. Zusätzlich sind die vier Stabilisator-Seile mit jeweils einem Motor verbunden. Je zwei dieser vier Seile sind als Paar angeordnet und bilden eine Drehvorrichtung um die Z-Achse. Mit Hilfe eines von Messring eigens entwickelten Computerprogrammes werden alle sieben Elektromotoren miteinander synchronisiert. Das Programm basiert auf „CrashSoft“, der von Messring entwickelten Testsoftware zur Anlagensteuerung. Über dieses Programm werden auch die Bewegungen des Fußgänger-Dummys eingebunden und mit den anderen Komponenten in Gleichklang gebracht.

Der Fußgänger-Dummy wird derzeit an der TH Ingolstadt entwickelt und soll mit authentischen Bewegungen der Gliedmaßen sowie Kopfrotationen einen realen Fußgänger simulieren. Künstliche Muskeln, die aus druckluftbeaufschlagten Kunststoffschläuchen bestehen und mit Pneumatikventilen, platziert im „Rückgrat“ des Fußgänger-Dummys, betätigt werden, ermöglichen über Kunststoffbowdenzüge und 3D gedruckte Gelenke Bewegungsabläufe vom langsamen Schlendern bis hin zum spontanen Sprint. Menschliche Bewegungsabläufe können über ein Motion Capture System aufgenommen und über eine Softwareschnittstelle eingelesen werden. Aus diesen Bewegungsmustern erzeugt dann die Steuersoftware die Datensätze für den Fußgänger-Dummy und den Target Mover.


  1. Mehr Bewegungsfreiheit für den Dummy
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