Vernetzung

Car2X beweist ihre Alltagstauglichkeit

2. September 2013, 11:58 Uhr | Steffi Eckardt
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Einflussfaktoren berücksichtigen

Im Rahmen des simTD-Feldversuches wurde auch der Einfluss einer hohen Auslastung des ITS-G5-Funkkanals untersucht, die beispielsweise auftritt, wenn sich viele sendende Fahrzeuge in der Nähe befinden, wie es in Stau­szenarien der Fall sein kann. Dabei wurde bestätigt, dass eine Decentralized Congestion Control (DCC) erforderlich ist, die situationsabhängig, adaptiv und dezentral die Nachrichtensenderate dynamisch einstellt. Ergänzend zu ITS G5 wurde überprüft, ob Mobilfunk sich für Car2X eignet. Dazu untersuchten die simTD-Experten die jeweils zur Verfügung stehende Datenübertragungsrate und die Datenübertragungszeit von Fahrzeug zu Fahrzeug (Round Trip Time, RTT). Im Rahmen des Feldversuches wurden hierfür Test- und Messfahrten im Versuchsgebiet durchgeführt, bei denen Daten zur Mobilfunkkommunikation gesammelt wurden. Das geschah begleitend zu den laufenden simTD-Funktionsversuchen. So konnten sich die Wissenschaftler ein Bild über die im Testgebiet vorhandene Mobilfunksituation entlang der verschiedenen Versuchsstrecken machen. Die im Feldversuch zum Einsatz gekommenen Modems wurden bereits zum Projektstart 2008 ausgewählt und beherrschten daher noch nicht die neuesten Mobilfunktechnologien wie LTE. Dennoch befanden sich die Mobilfunkmodems zu 93 Prozent im HSDPA-Modus, was eine sehr hohe theoretische Bandbreite von bis zu 7,2 Mbit/s ermöglicht. Die georeferenzierte Verteilung des PacketServiceNetworkType sah beispielsweise für den Monat November 2012 so aus, dass sich eine geringe Nutzung von EDGE, eine etwas höhere Verwendung von UMTS und eine hohe Verwendung von HSDPA erkennen lassen. Gleichzeitig zeigten über 95 Prozent der Messwerte einen guten Empfangspegel (Bild 5). Diese Ergebnisse zu Bandbreite und Empfangspegel lassen den Schluss zu, dass die im Testgebiet vorhandene Mobilfunkversorgung mit sehr gut zu bewerten ist.

Bild 5. Prozentuale Verteilung des Empfangspegels, hier am Beispiel vom November 2012.
Bild 5. Prozentuale Verteilung des Empfangspegels, hier am Beispiel vom November 2012.
© simTD

Zur Ermittlung der RTT wurde während der Versuchsfahrten eine sogenannte Ping-Anfrage an den zentralen Server abgesetzt. Die Auswertung ergab insgesamt gute Werte für die RTT: Sie lagen in etwa 80 Prozent der Fälle zwischen 75 und 200 ms (Bild 6). Rund 12 Prozent der Werte lagen zwischen 200 ms und 4 s. Die verbleibenden ca. 8 Prozent der Werte resultierten aus ungültigen Messungen, bei denen auch nach 4 s keine Antwort zu verzeichnen war.

Bild 6. Messergebnisse über alle Messungen und alle verwendeten Mobilfunktechnologien, wie HSDPA, WCDMA und ­EGPRS.
Bild 6. Messergebnisse über alle Messungen und alle verwendeten Mobilfunktechnologien, wie HSDPA, WCDMA und ­EGPRS.
© simTD

Die Messungen zeigten, dass die erzielbaren Datenübertragungszeiten von Fahrzeug zu Fahrzeug erheblich von der vorliegenden Mobilfunktechnologie abhängen (Bild 7). So liegen in Gebieten mit guter HSDPA-Versorgung zirka 87 Prozent der Messwerte unter 200 ms. Ebenfalls ist anhand der Messwerte erkennbar, dass die Werte für die RTT von der tageszeitbedingten Netzlast abhängen (Bild 8). Die Messungen zeigen auch hier, dass Mobilfunk für nicht sicherheitskritische simTD-Funktionen geeignet ist. Das bestätigt sich anhand der Ergebnisse der praktischen Untersuchungen der mit Mobilfunk realisierten Verkehrseffizienzfunktionen.

Bild 7. Während des Feldversuchs gemessene Medianwerte der Datenübertragungszeiten in Abhängigkeit von der verwendeten Mobilfunktechnologie.
Bild 7. Während des Feldversuchs gemessene Medianwerte der Datenübertragungszeiten in Abhängigkeit von der verwendeten Mobilfunktechnologie.
© simTD

Anhand dieser Untersuchungen während des Feldversuches konnte also die Eignung von Mobilfunk nachgewiesen werden. Der Feldversuch hat das hybride Konzept zum Einsatz beider Technologien für Car2X-Kommunikation bestätigt.

Bild 8. Tageszeitverteilung der gemessenen Datenübertragungszeiten im städtischen Bereich des Versuchsgebietes.
Bild 8. Tageszeitverteilung der gemessenen Datenübertragungszeiten im städtischen Bereich des Versuchsgebietes.
© simTD

Der vorliegende Beitrag basiert auf dem Bereich „Technik“ aus dem simTD-Abschlussbericht „Fakten“.


  1. Car2X beweist ihre Alltagstauglichkeit
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  5. Einflussfaktoren berücksichtigen

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