Ein einziges Kabel für Daten und Strom - Power over Ethernet (PoE) und Power over CameraLink (PoCL) machen es möglich. Bei beiden Standards laufen Bild- und Triggerdaten sowie Stromversorgung der Kamera über ein und dasselbe Kabel. »PoE ist ein Baustein auf dem Weg zur Einkabellösung«, bestätigt Benz. »Grundsätzlich ist PoE für Applikationen interessant, bei denen die Verkabelung hohen Anforderungen unterliegt. Vor allem in der Robotik müssen die Verbindungen mechanischen Belastungen widerstehen.« Der Einsatz von PoE-Komponenten könne damit nicht nur die Installation vereinfachen, sondern beispielsweise auch die Wartungskosten beim Ersatz von Kabeln reduzieren.
Wenn Maschinenbauer die Inspektionsanlage getrennt von der Berechnungseinheit aufstellen wollen, bietet PoE laut Benz auch Vorteile in puncto Reichweite: »Dies führt ebenfalls zu erheblichen Kostenvorteilen bei der Einsparung von Kabeln«, konstatiert er. »Aber auch in Umgebungen, in denen die Kameras nur schwer zugänglich sind oder der Bauraum beschränkt ist, bieten sich PoE-Lösungen an.«
Meinrad Simnacher, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Leutron Vision, bewertet PoCL etwas günstiger als PoE, weil PoCL auf dem CameraLink-Framegrabber beruht: »PoCL ist immer sinnvoll, da hier der Framegrabber die Spannungsversorgung zur Verfügung stellt und mit PoCL kein zusätzlicher Aufwand und keine zusätzlichen Kosten entstehen«, führt er aus. »PoE dagegen bietet sich aus unserer Sicht an, wenn keine Spannungsversorgung (12 oder 24 V) in der Nähe der Kamera verfügbar ist und auch kein externes Netzteil in der Nähe der Kamera angeschlossen werden kann.« Vor allem in Mehrkamerasystemen kann PoE laut Simnacher seine Vorteile ausspielen: »Sobald ein Switch für Mehrkamerasysteme eingesetzt wird, verringert PoE den Aufwand für die Verkabelung«, sagt er. »Es gibt dafür mittlerweile genügend preisgünstige Standard- oder Industrie-Switches.«
Ein Hemmnis für PoE liegt laut Simnacher jedoch auf der PC-Seite: »Solange die Gigabit-Ethernet-Schnittstellen der Motherboards oder Gigabit-Ethernet-Einsteckkarten nicht standardmäßig PoE unterstützen, wird die Mehrzahl der Anwendungen auch in Zukunft mit nicht-PoE-fähigen Kameras realisiert werden«, stellt er klar. »In vielen Systemen und Anlagen sind 12 oder 24 V sowieso vorhanden, so dass die externe Versorgung der Kameras hierüber kein Problem ist. Ein externes Power Sourcing Equipment oder PoE-fähiges Netzteil würde hier nur Zusatzaufwand bedeuten. Wir sehen einen PoE-Anteil von etwa einem Drittel.« Im Gegensatz dazu seien inzwischen 90 Prozent der von Leutron Vision vertriebenen CameraLink-Kameras PoCL-fähig.
Was PoE anbelangt, vertritt Benz eine positivere Meinung: »Baumer hat das Potential von PoE für die Vereinfachung von Bildverarbeitungssystemen frühzeitig erkannt und umgesetzt«, betont er. »Mittlerweile hat sich diese Art der Stromversorgung als Standard-Feature für neue Kameras etabliert. Wichtig ist dabei, dem Anwender zu überlassen, welche Variante er für seine Applikation bevorzugen will.« Baumer biete daher für seine neuen Kameras mit Dual-GigE-Schnittstelle sowohl dedizierte Spannungsversorgung als auch PoE an. Der Kunde brauche damit nur noch ein Modell zu integrieren und bleibe trotzdem flexibel.