Prozessautomatisierung

Anlagenmodularisierung nach dem DIMA-Ansatz

24. Juni 2015, 11:09 Uhr | Ulrich Hempen, Thomas Holm, Michael Obst
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Fortsetzung des Artikels von Teil 7

Interview "Geschlossene Architekturen werden aufgetrennt"

Ulrich Hempen von Wago
Ulrich Hempen, Leiter Market Management Industrie & Prozess bei Wago: "Der Druck der Anwender wird das Zugpferd für DIMA sein."
© Wago Kontakttechnik

Mit DIMA beziehungsweise will Wago eine neue Methodik zur Automation modularer, verfahrenstechnischer Anlagen etablieren. Ulrich Hempen, Leiter Market Management Industrie & Prozess bei Wago, gibt Auskunft über den Status quo des Vorhabens.

Herr Hempen, zur letzten Namur-Sitzung hat Wago den Dima-Ansatz vorgestellt. Wie war die Resonanz darauf?

Die Resonanz auf das Konzept war ausgesprochen positiv. Die Reaktionen von Anwenderseite und auch von Herstellern haben gezeigt, dass es längst Zeit war für einen neuen modularen, offenen Automationsansatz und dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Die Namur hat dieses Konzept angenommen und entwickelt derzeit, auch mit Unterstützung des ZVEI-Arbeitskreises "Modulare Automation", darauf basierend eine für die Anforderungen aus der Prozesstechnik notwendige vollständige Methodik. Durch die – nicht zuletzt von den Anwendern getriebene – sehr gut funktionierende Zusammenarbeit der Namur mit dem ZVEI rechnen wir noch in diesem Jahr mit einer Finalisierung des MTP-Standards. Somit könnte die Umsetzungen ab Herbst gestartet werden, um in 2016 marktreife Produkte vorstellen zu können.  

Um die Idee von der modularen Prozessautomatisierung realisieren zu können, müssten sich die Marktteilnehmer auf einheitliche Standards einigen. So existieren Stand heute beispielsweise keine einheitliche Semantik und auch keine einheitliche Beschreibung von Prozessmodulen. Was macht Sie zuversichtlich, dass sich dies in absehbarer Zeit ändert?

Der Druck kommt von den Anwendern, da diese Prozessanlagen zukünftig auf Grund der Marktanforderungen modular aufbauen müssen. Anwenderdruck war immer der beste Nährboden auf dem sich Hersteller sehr schnell zur Erfüllung neuer Anforderungen geeinigt haben. Insofern sind wir zuversichtlich, mit DIMA beziehungsweise dem MTP einen Standard setzen zu können.

Um DIMA zum Erfolg zu führen, müssen insbesondere die großen Leitsystem-Hersteller mitziehen. Doch gerade für diese bedeutet ein modularer Ansatz wie Dima doch einen "Generalangriff" auf ihre mächtigen und allumfassenden Leitsysteme, wenn künftig viele Aufgaben bereits von den Modulherstellern erledigt werden. Warum sollten diese also mitziehen?

Sie ziehen mit. Im ZVEI-Arbeitskreis "Modulare Automation", sind die großen Leitsystemanbieter ja vertreten. Prozessleitsysteme sind in der Vergangenheit nie technologisch stehen geblieben sondern haben sich immer konform neuer Marktanforderungen weiterentwickelt. Natürlich bedeutet der jetzt folgende Schritt eine Öffnung der Prozessleitsysteme und Auftrennung der bisher geschlossenen Systemarchitektur, aber auch die PLS-Anbieter sehen darin auch eine große Chance.

Welchen Aufwand bringt die Implementierung beziehungsweise die Generierung eines MTP für den Modulhersteller mit sich?

Hempen: Die Generierung des MTP bedeutet für den Modulhersteller keine Mehrbelastung. Die Generierung fällt durch wenige Knopfdrücke bei der Erstellung der Modulprogrammierung ab. Der Modulhersteller hat durch DIMA eher den großen Vorteil, sein Modul in der Herstellung vollständig zu qualifizieren und gemäß seiner technischen Daten abzunehmen. Er liefert so ein in sich vollständig geprüftes und mit eigener Integrität versehenes Modul in die Anlage. Dies ist der vorteilhaftere Weg als ein Modul zu liefern, dessen Automation später von einem Projektierer im Leitsystem programmiert wird.

Wie gehen Sie mit Modulen um, die keine eigene Steuerungsintelligenz vorgesehen haben?

Die neue Methodik geht davon aus, dass ein Modul, welches einen verfahrenstechnischen Prozess durchführt, der zu regeln und oder zu steuern ist, mit einer programmierbaren Steuerungskomponente versehen ist. Ohne diese könnte das Modul nicht schon vom Hersteller für seine Aufgaben qualifiziert werden und hätte keine eigene Integrität. Dies war aber eines der sechs Kernelemente der DIMA-Entwicklung.


  1. Anlagenmodularisierung nach dem DIMA-Ansatz
  2. Der dienstbasierte Ansatz
  3. Die Beschreibung von Modulen
  4. Was steckt hinter dem MTP?
  5. Die Strukturierung des MTP
  6. Der Aspekt Bedienen und Beobachten
  7. Erste Erfahrungen mit DIMA
  8. Interview "Geschlossene Architekturen werden aufgetrennt"

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