Angst vor großen Software-Unternehmen – allen voran Google – hat er nicht: »Einige haben Angst und sagen das auch, wir haben Respekt.« Denn die Daten werden von den Techniken gesammelt, die Siemens beherrscht, vor allem den Automatisierungstechniken. »Die Daten wandern zu den großen Software-Unternehmen – aber wir sind schon vorher da! Das ist unser Vorsprung«, freut sich Kaeser. Ein CT-Gerät beispielsweise sammle 2 TByte an Daten pro Jahr und Siemens hat 20.000 Anlagen im Feld. In einer großen Turbine von Siemens arbeiten 1500 Sensoren, die Daten liefern. Im Automatisierungswerk in Amberg werden 50 Mio. Prozessdaten pro Tag gesammelt. Das hat die Qualität deutlich verbessert, das Werk arbeitet jetzt mit fast 100 Prozent Ausbeute.
»Wir haben alle Voraussetzungen im Umgang mit den Daten, um daraus profitable Geschäftsmodelle entwickeln zu können«, so Kaeser. Schon heute seien 25.000 Siemens-Anlagen mit Remote-Plattformen verbunden. Auf dieser Basis könnte man den Kunden viele zusätzliche Services zur Verfügung stellen.
Healthcare: Eigenständiges Unternehmen unter dem Siemens-Dach
Das Healthcare-Geschäft wir künftig als eigenständige Geschäftseinheit unter dem Dach von Siemens weiter geführt. Die regionalen Organisationsstrukturen könnte das dann eigenständige Unternehmen den Anforderungen des Gesundheitsmarktes besser anpassen, denn es müsse nicht mehr der Matrix der Konzernorganisation entsprechen. »Healthcare hat sich sehr gut entwickelt. Als Unternehmen im Unternehmen soll es künftig seine eigenen Ressourcen kontrollieren können, eigenständig F&E betreiben und noch produktiver und profitabler werden als bisher«, erklärt Joe Kaeser. In diesem Fall wäre ein Spin-out kein gutes Geschäft gewesen, denn Healthcare arbeite hochprofitabel.
Börsengang des Hörgerätegeschäfts
Das Gegenteil trifft für das Hörgerätegeschäft zu. Hier gebe es keine Synergien. In einem Markt, der langfristiges Wachstum und gute Margen verspricht sowie mit einer guten Technologie und hoher Marktreputation könne diese Einheit ihre Potenzial besser außerhalb des Siemens-Daches umsetzen.
Mitarbeiter am Unternehmenserfolg beteiligen
Die beste Unternehmensstrategie nützt laut Kaeser nichts, solange die Unternehmenskultur nicht stimmt. »Jeder Mitarbeiter muss so handeln, als ob es sein eigenes Unternehmen wäre«. Deshalb will Siemens seine Aktienprogramme für Mitarbeiter unterhalb der Senior-Managementebene erweitern und die Anzahl der Mitarbeiter-Aktionäre um mindestens 50 Prozent auf deutlich über 200.000 steigern. Hierzu stellt Siemens jährlich erfolgsabhängig bis zu 400 Millionen Euro zur Verfügung. Der Beginn des bereits angekündigten Aktienrückkaufprogramms von bis zu vier Milliarden Euro steht zudem bevor.