Die beiden Gründer Armingeon und Thullner wie auch der Partner Furtner setzten immer auf die neueste Technik. Ein Beispiel: die intelligenten Kameras. Heute sind sie in vieltausendfacher Anwendung und aus Bereichen der Qualitätssicherung, der Medizin, der Sicherheitsüberwachung oder der Verkehrskontrolle nicht mehr wegzudenken. Doch bis vor wenigen Jahren waren diese digitalen Augen, die einen Computer eingebaut haben, kaum bekannt. Matrix Vision kann für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten intelligenten Kameras auf den Markt gebracht zu haben. Immer wieder hatte sich Armingeon mit dieser Idee beschäftigt. »Hätte ich intensiver an der Idee arbeiten können, wären wir schon deutlich früher auf dem Markt gewesen«, so der Entwicklungschef im Rückblick.
Wesentlich an diesen, auch Smart-Kameras genannten Systemen ist, dass sie Bilder nicht nur aufnehmen, sondern diese auch selbst interpretieren können. Sie haben sozusagen einen PC an Bord, der anwendungsspezifische Informationen aus aufgenommenen Bildern herausfiltern und verarbeiten können. So kann beispielsweise bei einer Anwendung in der Qualitätskontrolle die Kamera eigenständig entscheiden, ob ein Teil gut oder schlecht ist.
Dass Armingeon 1999 auf die Idee kam, Intelligenz in die Kamera zu integrieren, wird schnell verständlich, wenn man weiß, dass die beiden Ingenieure sich schon immer mit Technologien beschäftigt haben, von denen heute viele in der Bildverarbeitung aufgegangen sind. Erstaunlich bleibt hingegen, dass es das Paar stets schaffte, weder unter die Räder des schnellen Wandels der Technik zu geraten, noch unter die des Zeitgeistes und des Marketings. Denn über einige Firmennamen und Erfindungen der Datenverarbeitungsbranche zogen bekanntlich Technik- und Marketingtrends hinweg. Bekanntes Beispiel: Atari. In den Anfangsjahren der Rechnersysteme waren Produkte dieser Firma bei Early Adopters wie Universitäten besonders gefragt.
Auch Thullner und Armingeon machten damit ihre ersten Geschäfte und entwickelten einen Grafikcontroller für einen 19-Zoll-Bildschirm für Atari-Computer. 1989 stellten die beiden diese Weltneuheit nach lediglich sechs Wochen Entwicklungszeit auf der CeBit in Hannover vor. »Gut verkauft« hätten sie damals als Weltmarktführer, erzählt Thullner rückblickend.
Als Atari von den PCs überholt wurde, hatten sich die beiden Ingenieure bereits zu neuen Ufern aufgemacht. Kurz hatten sie zwar noch überlegt, ihr Wissen um Grafikcontroller in den boomenden PC-Markt einzubringen. „Aber da gab es schon etablierte Firmen. Da hätten wir gar nicht mithalten können« berichtet Thullner von der Entscheidung.
Das Gespann konzentrierte sich von nun an auf Framegrabber für industrielle Anwendungen. Die elektronische Komponente wird zum Digitalisieren analoger Videosignale verwendet. Damit waren sie endgültig in der noch jungen Branche der Bildverarbeitung angekommen. Noch heute gehören diese Produkte zum Angebot. Durch die Digitalisierung der Kameratechnik verliert diese Technik jedoch an Bedeutung. »Die Technologie ist in die Kamera gewandert«, so Armingeon.
Auch am Markt für Bildverarbeitung findet ein ständiger Umbruch statt, den Armingeon, Thullner und Furtner stets genau beobachten. Sie kennen die Untiefen des Massenmarktes sehr gut, ihn wollen sie nicht bedienen. Aber andersherum könnte es wohl gehen: wenn es Vorteilhaft für den Kunden ist, werden Komponenten aus dem Massenmarkt auch in den Lösungen für die Industrie eingesetzt.
»Wir sind technologisch getrieben und übernehmen immer wieder eine Vorreiterrolle«, fasst Armingeon die Erfahrung aus fünfundzwanzig Jahren Firmengeschichte zusammen. »Aber sobald ein Produkt in extrem großen Stückzahlen produziert wird, sind wir als Entwicklerfirma weg.« Und Thullner ergänzt: »Wir reiten immer am vorderen Idealpunkt der Technologiewelle.«
Unabdingbar dafür: ein eingespieltes Team von Spezialisten, das Kontinuität und Wandel mitträgt. »Wir können uns auf hervorragende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stützen, die Veränderungen in der Welt der Bildverarbeitung mit vorantreiben – gleichzeitig Bewährtes aber auch sichern können«, lobt der Firmenchef.
Ein Wandel, durch den Matrix Vision seine Kunden begleitet, findet derzeit bei den Sensoren statt. CCD und CMOS – diese beiden Technologien sind momentan auf dem Markt. Mit den neueren CMOS-Sensoren können Produkte günstiger produziert werden. Zudem kann direkt auf dem Chip eine erste Signalbearbeitung stattfinden. Und dennoch ist das Neue nicht in jedem Falle auch besser. Furtner weist darauf hin, dass »die Wahl des Sensors applikationsabhängig ist«. CCD-Sensoren hätten in der Regel die bessere Bildqualität, ein geringeres Rauschen und keine Fehlpixel, ergänzt Armingeon.
»Ob ein Farb- oder ein Grau-Sensor zum Einsatz kommt, hängt meist von der zu erfüllenden Aufgabe ab«, lautet eine Empfehlung von Matrix Vision. Manche Sensoren seien nur in der einen oder anderen Ausführung erhältlich. Farbsensoren hätten vor der lichtempfindlichen Sensormatrix Farbfilterstrukturen, das heißt, dass bestimmte Pixel nur Licht einer bestimmten Farbe aufnehmen.
»Diese Filterstrukturen sind durchlässig für Infarotlicht. Um Verfälschungen bei Farbaufnahmen zu vermeiden, wird ein zusätzlicher Infrarot-Sperrfilter gebraucht. Bei farbigen Objekten führt dessen Einsatz jedoch aufgrund des pixelweisen Farbwechsels zu einer geringeren Ortsauflösung«, erläutert Armingeon weiter. Ist eine hohe Farbgenauigkeit wie bei der Farbprüfung von Ausdrucken gefragt oder ist eine hohe farbliche Ortsauflösung nötig, so sei die Verwendung einer 3-Chip-Kamera sinnvoll, bei der für die Farben Rot, Grün, und Blau ein eigener Chip verwendet wird. »Ein weiterer Gesichtspunkt ist der Verschluss«, so Armingeon weiter. »CCD- und CMOS-Sensoren gibt es mit Global-Shutter, einfache CMOS-Sensoren haben meist einen Rolling-Shutter. Letzteres führt bei Aufnahmen von schnell bewegten Objekten zu geometrischen Verzerrungen durch die Bewegung.«
Solche technische Feinheiten zeigen, dass bei der Auswahl von Bildvearbeitungskomponenten Fachwissen gefragt ist. »Wir entwickeln die Lösungen stets gemeinsam mit dem Kunden«, so Furtner. »Damit ist sichergestellt, dass stets die passende Technik zum Einsatz kommt.«
Und manchmal muss die für den Kunden richtige Technik eben erst entwickelt werden. Aber dieser Geist durchzieht die Matrix Vision GmbH ja bereits seit 25 Jahren.
Firmengeschichte | |
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1986 | Gründung durch Werner Armingeon und Gerhard Thullner |
1989 | Weltweit erste HighRes-Grafikkarte für Atari |
1992 | Umstieg von Atari auf industrielle Bildverarbeitung |
1992/93 | ISA-Bus Frame Grabber PCgrab-G1/G2, PCprocess |
1995 | PCI-Bus Frame Grabber PCimage-Serie, Uwe Furtner wird Gesellschafter |
1999 | Intelligente Kamera mvCAM |
2001 | Entwicklungsstart der Bildverarbeitungs-Software mvIMPACT |
2002 | Embedded LInux-Kamera mvBlueLYNX |
2003 | Eigene Niederlassung/Vertretung in Frankreick und Italien |
2004 | Industrielle USB2.0-Kamera mvBlueFOX |
2006 |
mvHYPERION Frame Grabber Serie für PCI-Express Industrielle GigE-Kamera mvBlueCOUGAR Produkte für Pfandsystem DIN EN ISO 9001 zertifiziert |
2008 | IBM Cell Komponenten |
2010 | Nächste X-Generation der GigE- und intelligente Kameras |