Neue Geschäftsmodelle

»Industrie 4.0 vernichtet keine Arbeitsplätze!«

23. April 2014, 14:41 Uhr | Corinne Schindlbeck und Karin Zühlke
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Zwei Welten: Hürden zwischen Automatisierung und IT

Franz Josef Schürmann, Country Head Germany des Consulting- und Engineering-Unternehmens Infosys geht sogar noch einen Schritt weiter. Industrie 4.0 erfordere eine Transformation und ein Umdenken im kompletten Unternehmen. »Jedes Unternehmen muss sich die Frage stellen, wo es künftig die Kompetenzen angesiedelt hat, wenn es um Innovation und Sicherheit geht. Werden Innovationen aus der Produktion heraus getrieben oder aus der Planungs- und IT-Ebene heraus. Hier wird sich die Rolle des CTO (Chief Technology Officer) und des CIO (Chief Information Officer) massiv verändern.« Industrie 4.0 wird dazu führen, dass Unternehmen neue Kompetenzen aufbauen müssen, aber auch alte Zöpfe abschneiden müssen.

Kompetenzgerangel zwischen IT und Produktion sind dabei nicht ausgeschlossen. Überhaupt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit der beiden Felder IT und Automation bzw. Maschinenbau nach wie vor ein Problem, wie zahlreiche Experten auf der HMI wieder bestätigen. Die virtuelle Mauer zwischen beiden Disziplinen ist inzwischen auch in höchste politische Kreise vorgedrungen: »Bitte vertragt euch!«, appellierte die Bundeskanzlerin in Ihrer Eröffnungsrede zur HMI. Diese Forderung nach Interdisziplinarität existiert schon seit Jahren, doch mit der Umsetzung hapert es nach wie vor. Ein Wissenstransfer findet nicht statt, weder auf Unternehmens- noch auf Hochschulebene. Außen vor sind auch Disziplinen, die sich wissenschaftlich mit dem Umbau der Arbeitsorganisation befassen, schließlich sei Industrie 4.0 »keine rein technische Kiste«, so die Gewerkschafterin Kurz.

Nicht nur die Arbeitswelt wird sich also verändern. Für ungelernte und gering qualifizierte Fachkräfte, die heute in der Produktion für einfache Tätigkeiten häufig eingesetzt werden, wird der Wind rauer werden. Brauchen wir im Zuge der Industrie 4.0 also mehr Aus- und Weiterbildung, um nicht am Ende die schwächsten Glieder der Kette aus dem Arbeitsmarkt zu drängen? Dazu sehen viele keine Alternative und fordern wie ZVEI Präsident Friedhelm Loh die Bundesregierung zum Handeln auf: »Industrie 4.0 wird ohne wesentliche Bildung nicht funktionieren. Die Wirtschaft muss hier Druck auf die Regierung ausüben.«


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