Interview

GE auf dem Weg zum »Industrial Internet«

28. Februar 2014, 9:36 Uhr | Andreas Knoll
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»Predix Platform« als Betriebssystem für das Industrial Internet

Die »Predix Platform« versammelt im Wesentlichen fünf Elemente unter einem Dach. Als Basis dient das »Predix Core«, das alles enthält, was nötig ist, um im Kern ein Betriebssystem darzustellen. Es beruht auf Linux, aber dahinter steckt viel mehr; Linux bildet nur den untersten Layer. »Predix Core« unterstützt das .NET-Framework, ist aber nicht von ihm abhängig - im Sinne der Offenheit und der Unabhängigkeit von Firmen wie Microsoft.

Der zweite Bestandteil heißt »Predix Insight« und umfasst alles, was mit Analyse, Auswertung und Interpretation der Daten zu tun hat. Er befähigt auch Maschinen zum Selberlernen oder »machine learning«, also dazu, Dinge selbst zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die dritte Komponente nennt sich »Predix Net«: Sie sorgt für die Verknüpfung zwischen der physischen Welt und der virtuellen Datenwelt. Also: Wie verbinde ich eine Maschine physisch mit dem Internet als Datenübertragungsmedium, und wie bekomme ich das Ganze »secure«?

Viertens bietet das Element »Predix Micro« alles Nötige, um Maschinen intelligenter zu machen. Es enthält unter anderem ein mit dem »Predix Core« gekoppeltes Betriebssystem für Embedded-Systeme sowie die entsprechenden Schnittstellen.
Last but not least ermöglicht »Predix Mobile« dem Menschen, mittels Mobile Devices mit Maschinen zu interagieren. Es geht also um die HMI, sprich: um Bedienung und Visualisierung. »Predix Mobile« soll zum gewünschten Zeitpunkt die gewünschten Informationen in der gewünschten Form bereitstellen, und zwar so, dass Benutzer sich schnell in die Software hineinfinden können.

Sie sehen: Die »Predix Platform« umfasst alles, was erforderlich ist, um darauf konkrete Applikationen zu erstellen. Auch SDKs und APIs sind geboten.

Auf welchem Entwicklungsstand befindet sich die »Predix Platform« momentan?

In den vergangenen drei Jahren hat GE etwas über 1 Mrd. US-Dollar in die »Predix Platform« investiert. Wir haben dafür Partnerschaften mit Unternehmen wie Amazon Cloud, Accenture und Pivotal geschlossen. Momentan liegt die »Predix Platform« als Version 1.5 vor, und wir sind auf dem Weg zur Version 2.0.

Sie leiten seit November 2013 das europäische Software-Business von GE. Welche Rolle spielt es für das Unternehmen in Europa und darüber hinaus?

Der europäische Software-Bereich ist als Entwicklungs-Dienstleister für alle Geschäftsfelder des GE-Konzerns tätig. Wir erarbeiten Applikationslösungen auf Basis von Software, und zwar auch und gerade für Industrial-Internet-Anwendungen. Auf Basis der »Predix Platform« haben wir schon mehr als 50 Systemlösungen für die Bereiche Wind, Öl und Gas erstellt.

Was wir dabei selbst nicht am besten können, gehen wir gemeinsam mit Partnern an. Ein kleines Beispiel dafür: Unternehmen in Tschechien und Ungarn sind führend im Bereich Cybersecurity. Wir können und werden also in Europa geeignete Partner finden, mit denen wir die Philosophie des Industrial Internet voranbringen.

Plant GE in Europa konkrete Investitionen im Bereich Software?

Ja. Wir haben vor kurzem die Weichen für Investitionen in Polen und Ungarn gestellt, die weitere 330 Arbeitsplätze in der Software-Entwicklung schaffen. So wird GE sein in Warschau ansässiges Engineering Design Center (EDC) in den Bereichen Software und Analytics weiter ausbauen. Das EDC soll Lösungen besonders für die Geschäftsfelder Energie, Öl und Gas sowie Luftfahrt entwickeln. Rund 150 neue Mitarbeiter werden dadurch innerhalb der nächsten fünf Jahre eingestellt.

In Ungarn investiert GE zusammen mit der dortigen Regierung etwa 35 Mio. Euro in den Aufbau eines IT-Systems für das nationale Gesundheitswesen. Rund 180 Software-Ingenieure werden daran arbeiten, elektronische Patientendaten und weitere Indikatoren nutzbar zu machen, um die Kosten des Gesundheitssystems in den Griff zu bekommen.

Insgesamt beschäftigt GE derzeit in Europa etwa 1500 Software-Entwickler.

Sind auch Investitionen in Deutschland geplant?

Wir schauen uns auch in Deutschland um. Über konkrete Projekte kann ich aber erst sprechen, wenn es soweit ist. Die Lösungen, an denen wir arbeiten, sind ja grenzübergreifend, von daher spielt der Standort eine sekundäre Rolle. Generell investieren wir in Europa, um besser mit unseren europäischen Kunden zusammenarbeiten zu können. Wir prüfen aber auch, welche unserer Entwicklungen außerhalb Europas nutzbar sind. In Berlin beispielsweise unterhalten wir ein kleines Engineering-Center, das auch für Bereiche außerhalb Europas arbeitet. Investitionen in Deutschland sind also im Bereich des Möglichen.


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