Continental setzt auf Industrie 4.0

»Wir denken Out-of-the-Box«

6. März 2017, 9:40 Uhr | Karin Zühlke
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Out-of-the-Box meint....

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Dr. Fischer, Continental: “Die Vorteile für den Operator sind Ergonomie, Produktivitätssteigerung und Qualitätssteigerung. Ein Beispiel: Wenn der Mensch acht Stunden dieselbe monotone Tätigkeit ausführt, steigt das Fehlerpotenzial, das ist menschlich. Der Roboter kann bei stets gleichen Abläufen absolut fehlerfrei arbeiten und daher den Mitarbeiter bei eintönigen Arbeiten unterstützen oder diese Arbeit übernehmen. Dadurch werden beim Mitarbeiter Ressourcen für qualifiziertere Tätigkeiten frei.”
© Markt & Technik

Herr Dr. Braun, Sie sagten zu Anfang unseres Gesprächs, »Wir denken Out-of-the-Box« – was meinen Sie damit genau?

Dr. Braun: Ein schönes Beispiel ist die kollaborative Robotik. Wir arbeiten schon seit mehreren Jahren sehr intensiv an und mit der kollaborativen Robotik und haben etwa 180 Systeme an allen Standorten weltweit im Einsatz. Hierzu gibt es Competence Center in Regensburg, Texas und Korea. Dort werden die Systeme, die am Markt verfügbar sind, lokal validiert, freigegeben und schließlich standortübergreifend eingesetzt. Mit der Anzahl der eingesetzten Systeme weltweit sind wir sicher sehr weit vorne dabei. Wir nutzen hier State-of-the-Art-Technik, um ergonomische Verbesserungen für unsere Mitarbeiter zu erwirken und natürlich auch, um die Produktivität zu steigern.

Neben dieser eigentlichen evolutionären Entwicklung sehen wir aber bei der kollaborativen Robotik auch einen disruptiven Ansatz. Wir entwickeln auf Basis von kollaborativer Robotik, gepaart mit Smart Sensors, ganz neue Maschinenkonzepte, nach dem Prinzip “Less machine is robust machine“, um die Robustheit der Anlagen zu verbessern. Ein Beispiel: Der Einsatz von kollaborativer Robotik macht es möglich, auf eine Hebeeinrichtung in einer Maschine zu verzichten. Dadurch sind weniger bewegliche Teile, weniger Sensoren und weniger Übergabestellen erforderlich. Der Roboter dient also nicht nur dazu, den Arbeitsablauf des Menschen zu ersetzen, sondern eher dazu, neue Maschinenkonzepte zu ermöglichen.

Vieldiskutiert – daher auch an Sie die Frage: Ersetzen Roboter in Ihrer Fertigung künftig Arbeitsplätze?

Dr. Braun: Nicht mehr oder weniger als in der Vergangenheit, aber im indirekten Bereich werden wir einen Umbruch erleben; das heißt neue Abläufe in der Arbeitsvorbereitung, Maintenance und der Qualitätsverbesserung. Der Schwerpunkt liegt darin, die technischen Prozesse zu optimieren. Alles was wir mit unseren Technologien vorantreiben wollen, ist die Prozessverbesserung. Es geht letztlich darum, Mitarbeiter neu zu priorisieren und nicht an Bestehendem festzuhalten. Auch das Thema des Industrial Engineering wird sich künftig verändern. Heute gibt es noch viele Mitarbeiter, die am Shopfloor mit Trouble Shooting und Prozessoptmierung beschäftigt sind. Da wird es künftig mit Big Data Veränderungen geben, und Industrial Engineering wird sich dann verstärkt mit neuen Themen beschäftigen. Der Mitarbeiter am Shopfloor wird stärker zum Prozessverbesserer, und der Ingenieur wird sich stärker auf Innovationen und Out-of-the-Box-Denken konzentrieren.

Dr. Fischer: Für bestimmte Themen wie künstliche Intelligenz oder Big Data brauchen wir natürlich auch neue Mitarbeiter. Aber etwa 98 Prozent der Mitarbeiter werden wir für neue Aufgaben weiterqualifizieren.

Was hat der Operator nun konkret von der Roboterunterstützung?

Dr. Fischer: Die Vorteile für den Operator sind Ergonomie, Produktivitätssteigerung und Qualitätssteigerung. Ein Beispiel: Wenn der Mensch acht Stunden dieselbe monotone Tätigkeit ausführt, steigt das Fehlerpotenzial, das ist menschlich. Der Roboter kann bei stets gleichen Abläufen absolut fehlerfrei arbeiten und daher den Mitarbeiter bei eintönigen Arbeiten unterstützen oder diese Arbeit übernehmen. Dadurch werden beim Mitarbeiter Ressourcen für qualifiziertere Tätigkeiten frei.

Und wie findet Industrie 4.0 in Ihren klassischen SMT-Linien Anwendung?

Dr. Fischer: Hier geht es um einen geschlossenen Regelkreis und Machine-to-Machine-Kommunikation in unseren SMT-Linien. Damit beschäftigt sich unser Projekt “Die ideale SMT-Linie”. Das heißt, dass zum Beispiel der Abkühlpuffer mit dem Reflow-Ofen kommuniziert und ihm mitteilt, dass kein zusätzlicher Platz verfügbar ist und daher keine weiteren Teile gelötet werden dürfen. Oder das AOI meldet dem SMD-Bestücker einen Jidoka-Alarm und teilt gleichzeitig dem Systembetreuer mit, er solle den SMD-Bestücker X kontrollieren. Die HMI-Schnittstelle zwischen Systembetreuer und Maschine ist entweder ein Monitor, oder die Kommunikation erfolgt bereits über Tablets, die wir mehr und mehr einsetzen. Derzeit erproben wir auch Smart Watches als HMI.


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