Die von Siemens initiierte "Charter of Trust" fordert verbindliche Regeln und Standards, um Vertrauen in die Cyber-Sicherheit aufzubauen und die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Ein Jahr nach Unterzeichnung ist die Charter of Trust auf 16 Mitglieder angewachsen.
Die Unternehmen Airbus, Allianz, Atos, Cisco, Daimler, Dell Technologies, Deutsche Telekom, Enel, IBM, MSC, NXP, SGS und TÜV SÜD gehören inzwischen der Initiative an. Zur Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2019 gaben auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), das National Cryptologic Center (CCN) aus Spanien sowie die Technische Universität Graz ihren Beitritt bekannt. Die TU Graz ist seit Langem in der Cyber-Sicherheits-Forschung engagiert und hat im Jahr 2018 die IT-Sicherheitslücken "Meltdown" und "Spektre" mitentdeckt. Mit Mitsubishi Heavy Industries (MHI) hat am 19. Februar zudem das erste asiatische Unternehmen seine Beitrittsabsicht erklärt. Bis Ende September 2019 soll MHI offizielles Mitglied werden.
"Im Zeitalter des Internets der Dinge ist Cyber-Sicherheit eine grundlegende Aufgabe. Die Charter of Trust ist hier ein erster sehr wichtiger Schritt", sagt Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens. "Wir sind offen für viele weitere Partner. Cyber-Sicherheit ist das Schlüsselelement für eine erfolgreiche Digitalwirtschaft und für den Schutz kritischer Infrastrukturen. Wir hoffen, dass die Charter zu einer lebhaften öffentlichen Diskussion führen wird – und künftig zu verbindlichen Standards und Regeln." Im Oktober 2018 haben die Partner zudem grundsätzliche Anforderungen für die Cyber-Sicherheit digitaler Lieferketten erarbeitet. Diese Anforderungen betreffen technische Merkmale und organisatorische Maßnahmen, die für Produkte und Dienstleistungen und ebenso für die entsprechende IT-Infrastruktur relevant sind. Zu den Anforderungen gehört etwa der Schutz von Daten über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg oder Mindestanforderungen für die Ausbildung von Mitarbeitern im Bereich IT-Sicherheit. Die Mitglieder der Charter planen, diese Aufgaben in ihren eigenen globalen Lieferketten einzuführen und dabei die Lieferanten einzubinden. Die Lieferkette gilt als der schwächste Punkt im Cybersecurity-Ökosystem von Unternehmen: 60 Prozent der Cyber-Attacken lassen sich im Ursprung auf Teile der Lieferketten zurückverfolgen und kleine Unternehmen sind laut Accenture Strategy für 92 Prozent der Cyber-Vorfälle verantwortlich.
Im Jahr 2018 haben weltweite Diskussionsrunden der Charter of Trust einen intensiven Austausch zwischen den Charta-Partnern und der Politik ermöglicht. Global ist das Thema Cyber-Sicherheit nun ein fester Bestandteil der politischen Agenda: Der im November vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron vorgestellte "Pariser Aufruf zu Vertrauen und Sicherheit im Cyberspace" lehnt sich an die Prinzipien der Charter of Trust an und bekräftigt die Bereitschaft, gemeinsam an internationalen Standards zur Cyber-Sicherheit zu arbeiten. Für das Jahr 2019 hat sich die Charter of Trust ehrgeizige Ziele gesetzt. Zusätzlich zur weiteren Vertiefung und zum Ausbau des politischen Dialogs sollen die Themen "Cybersecurity by Default" und "Education" vorangetrieben werden – also die vorausschauenden Cyber-Sicherheitseinstellungen beispielsweise eines Produkts und globale Weiterbildungsmaßnahmen in- und außerhalb der Unternehmen. Laut dem Center for Strategic and International Studies richteten Cyber-Angriffe im Jahr 2018 einen weltweiten Schaden von mehr als 500 Milliarden Euro an. Und die Bedrohungen nehmen in einer digitalisierten Welt ständig zu: Laut Gartner waren im Jahr 2017 rund 8,4 Milliarden vernetzte Geräte in Gebrauch – das sind 31 Prozent mehr als 2016. Bis 2020 sollen es bereits 20,4 Milliarden sein.