Visible Things von Avnet Memec – Silica

Perfekt vernetzt vom Sensor bis zur Cloud

5. April 2016, 15:43 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"From Edge-to-Enterprise" mit einer Plattform

Mit Visible Things haben Sie eine Edge-to-Enterprise Platform entwickelt - was genau verbirgt sich hinter dem IT-Begriff "Edge-to-Enterprise"?

Mit Edge-to-Enterprise bezeichnet man Systeme, die von den Eingangs- und Ausgangstoren - also Sensoriken, Aktuatoriken und Steuerungseinheiten - bis zu den Enterprise-Systemen wie IBM, Microsoft oder SAP gehen. Ein Beispiel: Wir wollen von einer Maschine, die überwacht wird, nicht nur Daten ablegen und visualisieren, sondern die vorausschauende Wartung automatisieren. Um dies tun zu können, muss die Integration bis in die Enterprise-Systeme hineingehen und eine Rückkopplung aus den Daten stattfinden. Das heißt, bevor die Maschine ausfällt, muss aus den vorliegenden Daten eine Aktion generiert werden: also z.B. ein Service-Ticket, das den Service-Techniker adressiert.
Bei den meisten bisherigen "IoT-Systemen" geht es nur darum, eine "App" zu haben, die Daten dargestellt oder visualisiert. Aber das ist ja nur der erste Schritt in IoT. Der Grundgedanke ist viel tiefergehender.

Ihr Beispiel von der vorausschauenden Wartung führt mich zur Frage: Worin sehen Sie den Unterschied zwischen IoT und Industrie 4.0?

Grundsätzlich ist IoT für uns der generische Ansatz: Geräte miteinander verbinden und mit den Daten etwas steuern, also Daten verfügbar haben und Analysen fahren können. Wir sehen Industrie 4.0 als Teil von IoT, wobei zu beachten ist, dass es starke Unterschiede gibt zwischen dem klassischen IoT im Home/Building-Automation-Bereich und der Produktions-Automation nach dem Prinzip Industrie 4.0. Die Produktionswege, Zuverlässigkeit, Kommunikation und Latenzzeiten haben bei Industrie 4.0 ganz anderen Anforderungen.

Im Zusammenhang mit Echtzeit-Kommunikation für Industrie 4.0 wird derzeit viel über TSN - Time-Sensitive Networking - diskutiert. Inwieweit können Sie die Kunden auch in dieser Hinsicht unterstützen?

Wir haben ein eigenes Team, das sich ausschließlich um Kommunikationsthemen kümmert, darunter auch hochperformante Kommunikationsprotokolle bis hin zu TSN. Momentan warten viele darauf, dass der TSN-Standard endgültig vervollständigt wird. Wir führen hierzu viele Diskussionen und sehen ein reges Interesse unserer Kunden an TSN. Ob TSN es schafft, z.B. im Zusammenspiel mit OPC-UA, bestehende Feldbusse abzulösen oder damit in Wettbewerb steht, muss die Zeit zeigen.

Zurück zur Plattform: Worin sehen Sie genau den Mehrwert von Visible Things für Ihre Kunden? Sprich - was kann Visible Things, was andere IoT-Plattformen nicht können?

Wir sehen den Trend schon eine Weile, dass mit vielen IoT Plattformen geworben wird. Viele Plattformen sind aber nur Erweiterungen bestehender IoT-Marketing-Kampagnen. Hier werden dann einfach nur bestehende Lösungen um den Werbezusatz "IoT" ergänzt.
Aber zurück zu Ihrer Frage: Wir sind sehr flexibel und können verschiedene Hardware- und in Zukunft auch verschiedene Software-Lösungen einsetzen. Jeder einzelne Funktionsblock unserer Visible-Things-Plattform wurde einem Benchmark unterzogen. Wir sind in dieser Plattform außerdem grundsätzlich offen für Partner und arbeiten auch bereits mit verschiedenen Partnern zusammen, denen wir anbieten, Teil der Plattform zu werden.
Extrem wichtig für unsere Kunden ist auch, dass Visible Things produktionsnah ist. Das heißt, wir verkaufen die Plattform nicht als fertiges Endprodukt, und der Kunde hat dann nur die Wahl zwischen "Alles oder Nichts", sondern als Referenzplattform. Der Kunde kann damit demonstrieren und evaluieren und die für seine Applikation relevanten und erforderlichen Teile herausnehmen. Was wir als Gateway aufgestellt haben, kann auf einem kleinen Controller Cortex M3 bis hin zu einem leistungsstarken Controller wie Cortex M7 laufen. Die Software, die wir entwickelt haben, bekommt der Kunde kostenlos mitgeliefert. Software-Stacks der Third Parties laufen dann über ein Lizenzierungsmodell.

Wie positionieren Sie sich mit Visible Things gegen Billig-Plattformen wie den Raspberry-Pi?

Mit einem Raspberry-Pi können Sie grundsätzlich vieles abbilden, aber solche günstigen Plattformen sind nicht industrialisierungsfähig.

Können Sie uns einen Ausblick auf die Roadmap der Visible Things Plattform geben? - Welche Erweiterungen bzw. Neuerungen sind bereits in Planung?

Wir haben einiges in der Pipeline. Konkret können wir bereits darüber sprechen, dass wir sensorseitig demnächst Energy-Harvesting-Sensoren in Eigenentwicklung offerieren werden. Im Moment bieten wir zwei Third-Party-Energy-Harvesting-Lösungen. Was die Kom-
munikationsseite angeht, haben wir auf der embedded world ein kleines Erweiterungsboard vorgestellt für die Ethercat-Kommunikation, die wir applikationsseitig integrieren werden, um mehr Industrie-4.0-Ansätze bieten zu können. Darüber hinaus arbeiten wir an der Integration von Mesh-Netzwerken. Wenn es um die Security geht, haben wir in der ersten Version ein Secure Element vorbereitet, werden aber in naher Zukunft weitere Secure Elements unterstützen. Auch zur Netzwerk Connectivity werden wir in Kürze gemeinsam mit dem Partner Morpho lötbare Embedded-Sim-Karten (eUICC) anbieten.

Welche Unternehmen adressieren Sie mit dieser Plattform?

Grundsätzlich adressieren wir damit alle Unternehmen vom Start-up-Unternehmen, das eine Komplettlösung für den schnellen Start sucht, bis hin zu großen Unternehmen, die sozusagen "über den Tellerrand" bestehender Produkte blicken möchten. Wir nehmen ihnen damit eine Hürde, von ihrer gewachsenen Produktwelt den Sprung in die IoT-Welt zu machen. Für diese Firmen wollen wir Zusatzmöglichkeiten aufzeigen, was neue Technologien, neue Ansätze und neue Geschäftsfelder angeht.

Wie unterstützen Sie die Kunden über die Plattform hinaus beim Einstieg ins IoT bzw. beim Design IoT-fähiger Applikationen?

Eine gute Hilfestellung für unsere Kunden, sich mit IoT zu beschäftigen und einen Einblick zu bekommen, sind unsere IoT-Seminare, die wir regelmäßig durchführen. Darin thematisieren wir Fragen wie "Was gehört alles zu IoT?", "Was steckt hinter IoT?". Es geht kurz gesagt darum, einen roten Faden durch das Thema IoT von der Sensorik bis zur Cloud zu bekommen und aufzuzeigen, wo der Mehrwert beim Thema "IoT" ist. Das hilft den Kunden immens, IoT zu verstehen und über den Tellerrand hinauszudenken.
Darüber hinaus stehen wir dem Kunden vor Ort mit unseren Spezialisten zur Verfügung, setzen auf Wunsch auch Inhouse-Seminare beim Kunden auf, dediziert mit den Themen, die beim Kunden im Fokus stehen. Wenn es um die Entwicklungsunterstützung in Richtung IoT geht, können wir auf unsere Teams und unsere Herstellerpartner zurückgreifen, mit denen wir den entsprechenden Support realisieren können.
Wir sehen IoT außerdem nicht nur als technische Vernetzung, sondern auch als Vernetzung zwischen Kunden und Partnern. Wir haben auch in der Vergangenheit schon mehrmals Unternehmen - Kunden und/oder Partner - zusammengebracht, die dann gemeinsam an einer Idee weitergearbeitet haben.

Und was prädestiniert Avnet Memec Silica als IoT-"Anbieter"?

Ganz einfach: Wir verfügen über alle Blöcke, um vom Endgerät über verschiedene Kommunikationswege mit den unterschiedlichen Sicherheitsmechanismen zu einem Datenbank- bzw. Cloudsystem zu kommen. Mit den führenden Partnern der Industrie und starken Teams in allen Bereiche sowie den lokalen Kräften sehen wir uns hier hervorragend aufgestellt!


  1. Perfekt vernetzt vom Sensor bis zur Cloud
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