Die Produktentwicklung ist komplexer und kurzzyklischer geworden. Zusätzlich verschärft die Kundenindividualisierung, also die Produktion bis hin zu Losgröße 1, die Situation. Vor allem der Engineering-Change-Prozess ist ein erheblicher Kostentreiber und lässt sich zum Beispiel durch einen Closed-Loop-Ansatz lösen. Hierbei werden alle Daten in Echtzeit erfasst, verarbeitet und an die Planung und letztlich an die Produktionsentwicklung zurückgegeben. Daraus ergibt sich ein adaptives Lernen – durch den Closed-Loop-Ansatz. Hierzu gibt es derzeit eine starke Entwicklung im Produktionsumfeld, diesen Anspruch auf Durchgängigkeit der Daten und Rückkopplung zum Produktionsentstehungsprozess zu realisieren. MES- und IIoT-Integration spielen hierbei eine unterschiedlich starke Rolle, je nachdem, mit welchem Radius man das Thema Digitalisierung angehen möchte. MES-Services sind ein zentraler Bestandteil, um Echtzeitinformationen aus dem Shop-Floor in den „Loop“ wieder zurückzuspielen. Erweitert man diesen „Loop“ bis hin zur Customer-Experience, ist man zwingend auf eine IIoT-Lösung angewiesen.
Pilotprojekt SFaaS
Die IIoT-Plattform mit all ihren Ausprägungen liefert somit das Fundament, um die digitale Fabrik zu realisieren. Unternehmen sind dann in der Lage, auf verschiedenen Ebenen Informationen bereitzustellen, die es für fundierte Entscheidungen in Echtzeit benötigt. Dadurch ergeben sich neue Geschäftsmodelle. Derzeit wird dies in einer gemeinsamen Initiative „SmartFactory as a Service“ (SFaaS) von MHP und Münchener Rückversicherung als Pilotprojekt realisiert. Das Ziel ist, die gesamte Wertschöpfungskette zu digitalisieren und voneinander getrennte Bereiche und Systeme des Produktentwicklungsprozesses miteinander zu verbinden. Ein möglicher Use-Case ist die Verbindung eines IIoT-fähigen Edge-Device (ThinkOS) mit einer IIoT-Plattform (AWS). SFaaS soll mithilfe einer neuartigen Integration eines durchgängigen und eingebetteten Daten- und Risikomanagements dazu beitragen, den Produktentwicklungsprozess zu verkürzen. Hierzu werden unterschiedliche Produkttypen in beliebiger Stückzahl produziert und so an die sich verändernden Kundenansprüche nach individualisierten Produkten angepasst. Bis zu 30 Prozent lässt sich die Markteintrittszeit für neue Produkte reduzieren.
Für das Ziel, die gesamte digitale Wertschöpfungskette in den Fabriken zu realisieren, stellt das Zusammenspiel von MES und IIoT ein wichtiger Grundstein dar. IIoT wird das MES in Zukunft zwar nicht ersetzen, aber ein Teil der MES-Funktionen wird dann in einer IIoT-Plattform abgebildet. ME-Systeme sind dann ME-Services, die sich in Plattformen einbinden und sich autonom betreiben lassen. Das Zusammenwirken von MES und IoT spielt insbesondere bei der Umsetzung des Closed-Loop-Ansatzes im Rahmen des Engineering-Change-Prozesses eine wichtige Rolle. Unternehmen sollten hier zunächst über den Radius bzw. Reifegrad ihrer Digitalisierung Kenntnisse gewinnen, um konkrete Maßnahmen ergreifen zu können.