Hatte die Hittite-Übernahme irgendwelche Einflüsse auf die ADI-Geschäfte in Europa?
Hittite war ein mittelständisches Unternehmen, das schon aufgrund seiner Größe mehr auf Nordamerika fokussiert war. Mit ADI hat sich das natürlich geändert. Hinzu kommt, dass wir dank der Übernahme mittlerweile alle Komponenten außer den Hochleistungsverstärkern für ein Kommunikationssystem anbieten können. Das ist bei einigen Kunden in Europa auf eine sehr positive Resonanz gestoßen, etwa bei großen Messgeräteherstellern, aber auch im Kommunikationsgeschäft. Darüber hinaus steht uns nach der Übernahme auch ein großes Potential in zivilen und militärischen Radaranwendungen offen. Das ist ein wachsendes Geschäft, nicht nur im militärischen Bereich. Außerdem hatte Hittite aufgrund seiner Unternehmensgröße nur einen sehr geringen Fokus auf Automotive und Industrie gelegt, also haben wir hier viele Möglichkeiten, das Geschäft dort auszubauen. Das braucht natürlich etwas Zeit, bis solche Produkte entwickelt werden, aber langfristig stehen uns hier in Europa viele Möglichkeiten offen, weil Hittite hier einfach wenig bekannt war.
War Hittite auch in SDR aktiv?
Nicht so wie wir, hier ist ADI sehr weit fortgeschritten. Hittite hatte einzelne Komponenten, aber eben nicht wie wir komplette Systeme. Unsere Familien laufen sehr gut, sie werden in Serie gefertigt und wandern in Anwendungen wie drahtlose Kommunikationsinfrastruktur. Hier nutzen die meisten großen Kunden unsere Halbleiter, sie gehen aber auch in militärische Applikationen und in die Messtechnik.
Folgt ADI den Entwicklungen von 5G?
Wir sind natürlich mit unseren Kunden in Gesprächen, aber hier sind die Spezifikationen ja noch gar nicht abgeschlossen. Das einzige was feststeht: Es geht um höhere Frequenzen als bei 4G. Für 5G wird die Anzahl der Basisstationen zunehmen, weil die Reichweite nicht mehr so groß sein wird. Für uns ist der Schritt auf 5G also ziemlich positiv, sobald er denn stattfindet.
Wächst das Geschäft im Automotive-Markt für Analog Devices?
Etwas über 40 Prozent unseres weltweiten Umsatzes erzielen wir im Automotive- und Kommunikationsinfrastrukturmarkt, der Rest entfällt auf Industrie und Medizintechnik. Der Umsatz im Infrastrukturbereich ist etwas größer als im Automotive-Markt, wobei in Europa der Automotive-Anteil natürlich etwas höher ist. Automotive ist einer von mehreren Wachstumstreibern.
ADI hatte eine Kooperation mit Inova für das Apix-Interface. Besteht diese Zusammenarbeit noch?
Wir verkaufen weiterhin Produkte mit APIX-Interface. Einige Produkte sind bereits auf dem Markt, und wir erweitern die Familie noch. Allerdings war die Adaption dieser Schnittstelle von Seiten der OEMs nicht so gut, wie wir erwartet hatten, einfach wegen des Ethernet-Hypes. Jetzt muss man sehen, wie sich das weiterentwickelt.
Wie sieht es mit Chips für Radaranwendungen im Fahrzeug aus?
ADI ist im 24-GHz-Bereich seit über zehn Jahren aktiv. Wir müssen hier weiter voranschreiten. Radar- und Messsysteme in Fahrzeugen nehmen dramatisch zu, nicht nur wenn es um autonomes Fahren geht. Die Möglichkeit, das Frontend und die Wandler zu kombinieren, stellt einen Pluspunkt für ADI dar.
Entwickelt ADI einen Radar-Chipsatz für 77 GHz?
Wir werden Lösungen für 77 GHz entwickeln, das ist schon entschieden, und wir haben ein HF-Frontend für 24 GHz entwickelt, das wir im Frühjahr dieses Jahres auf den Markt gebracht haben.
War das nicht etwas spät?
Nein, weil es unterschiedliche Märkte gibt. Für die deutschen Premiummarken-Hersteller mag es zu spät sein, aber für viele andere Märkte sind 24 GHz immer noch eine wichtige Option. Wir haben 2011 ein AFE auf den Markt gebracht, das mittlerweile in vielen Autos auf der Straße unterwegs ist, hinzu kommen unsere PLLs. Wir sind in diesem Segment schon sehr lange aktiv, und alle Building-Blöcke für diese Systeme befinden sich im Unternehmen. Wir sind keine Me-too-Company. Deshalb schauen immer, wie wir unsere Chips so auslegen können, dass sie beim Kunden einen Mehrwert gegenüber konkurrierenden Lösungen bieten. Manchmal brauchen wir dementsprechend vielleicht etwas länger, bis wir genau die Besonderheiten identifiziert haben, mit denen wir eben einzigartige Produkte ausstatten können, die dann aber auch Probleme beim Kunden lösen, die sonst nicht gelöst werden. Wir wollen niemals ICs entwickeln, die nichts anderes können als die Komponenten, die schon auf dem Markt sind.